Süddeutsche Zeitung

DEL 2:Zu wenig Offensive

Der Tölzer Zugang Mario Lamoureux trifft im Spitzenspiel gegen die Kassel Huskies, das die Löwen dennoch mit 3:5 verlieren. Nach ihrer nächtlichen Rückkehr müssen sie auch noch die Autos freischaufeln.

Von Christian Bernhard, Bad Tölz

Auf die Spieler der Tölzer Löwen wartete in der Nacht auf Montag eine Zusatzaufgabe, auf die sie zur späten Stunde gerne verzichtet hätten. Nach einer langen Busfahrt, die erst um 2.30 Uhr morgens vor dem heimischen Stadion endete, musste dem Mannschaftsbus auf den letzten Metern der Weg freigeschaufelt und dann die eigenen Autos vom Schnee freigelegt werden. "Das war eine Extraarbeit, die du nicht unbedingt mitten in der Nacht machen magst", berichtet Mario Lamoureux lächelnd. Erst gegen 4 Uhr früh verließen die Spieler die Kabine, um ihre heimischen Betten aufzusuchen. "Spät ins Bett, früh aufgestanden. Aber das ist ok", fand Lamoureux nach der Trainingseinheit am Montag.

Ärgerlicher als die kurze Bettruhe und die nächtliche Zusatzarbeit war für die Löwen, dass sie die lange Heimreise ohne Punkte angetreten hatten. 3:5 unterlagen sie den Kassel Huskies, dem souveränen Tabellenführer der DEL2. Lamoureux hatte mit seinem Tor zum 3:4 in der 59. Minute dafür gesorgt, dass die Löwen nach einem frühen 0:3-Rückstand zumindest noch eine Chance auf einen Punkt hatten. Das Abstaubertor, für das er sich direkt vor dem Huskies-Tor mit einem kleinen Schubser clever Platz verschafft hatte, war sein erster Treffer im Löwen-Trikot.

Der 32-jährige US-Angreifer war Anfang des Jahres als Ersatz für den verletzten Tyler McNeely vorerst bis zum 1. März verpflichtet worden. Nach einer einwöchigen Quarantäne bestritt er in Kassel sein zweites Spiel im Tölzer Trikot. "Es waren nicht die einfachsten Umstände, um in Schwung zu kommen", sagt er.

Das galt in Kassel für das gesamte Löwen-Team. Im Duell der Mannschaften mit dem besten Punkteschnitt der Liga hatten die Tölzer in den ersten zwei Dritteln wenig zu melden. Joel Keussen (15., Überzahl), Ryan Olsen (21.) und Denis Shevyrin (26.) brachten die Huskies mit 3:0 in Führung, beim zweiten Gegentor war auch etwas Pech dabei, da Olsens Schuss von einem Tölzer Verteidiger entscheidend abgefälscht wurde. Dennoch: "In den ersten 40 Minuten waren sie klar die bessere Mannschaft", betonte Löwen-Trainer Kevin Gaudet.

Weil ihm nicht einmal drei komplette Sturm-Formationen zur Verfügung stehen, mischt Löwen-Trainer Gaudet das ganze Spiel über die Angriffslinien durcheinander

Der Tölzer Trainer ahnte schon vor der Partie, dass es ein "perfektes" Spiel seiner Mannschaft brauchen werde, um dem souveränen Tabellenführer gefährlich werden zu können. Personell war die Situation allerdings weiterhin nicht ideal, die Löwen konnten einmal mehr nur mit fünf Verteidigern und acht Stürmern auflaufen. Da ihm nicht einmal drei komplette Sturm-Formationen zur Verfügung standen, mischte Gaudet das ganze Spiel über die Angriffslinien durcheinander. "Das habe ich in meiner Karriere nicht allzu oft erlebt", sagt Lamoureux, "aber so sind die Umstände eben, wenn du nur wenige Stürmer zu Verfügung hast."

Der erfahrene Angreifer weiß, dass die große Belastung für die wenigen Spieler Auswirkungen auf das Leistungsvermögen hat. "Einige Jungs spielen seit langer Zeit extrem viele Minuten pro Spiel, das wirkt sich auf Spieler aus", erklärt er.

Das schmale Löwen-Aufgebot kämpfte sich im Schlussdrittel aber stark in die Partie zurück. Angreifer Marco Pfleger ging dabei voran: Erst verkürzte er auf 1:3 (49.), dann bereitete er nur kurz nach Lukas Laubs Tor für Kassel Reid Gardiners 2:4 vor (53.). Lamoureux' Tor befeuerte die Hoffnungen auf einen späten Ausgleich, doch Kassel machte mit einem Treffer von Lois Spitzner ins leere Tölzer Tor alles klar (60.). Mit dem elften Sieg in den vergangenen zwölf Spielen untermauerten die Huskies ihre Liga-Dominanz. "Sie sind die Mannschaft, die es zu schlagen gibt", betonte Gaudet. "Sie sind groß, schnell, jeder kann passen."

Für seine Mannschaft ging es nach der zweiten Niederlage in Folge darum, schnell zu regenerieren, denn am Dienstag steht bei den Bayreuth Tigers bereits das nächste Auswärtsspiel an (20 Uhr). Die Oberfranken haben nicht nur ihr letztes Spiel 4:1 gegen Dresden gewonnen, sondern all ihre vergangenen vier Heimspiele für sich entschieden. "Hoffentlich können wir etwas mehr Offensive kreieren", sagt Lamoureux, "wir haben genug Talent, um das Spiel mehr zu kontrollieren, als in Kassel." Er, betonte der Stürmer, sei jedenfalls bereit für die nächste Busfahrt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5178538
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/sewi
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.