Boxen:Schwerer Brocken

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Der nächste Treffer: Marco Huck setzte seinem britischen Gegner Ola Afolabi zu. (Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty)

Neun Monate nach seiner Niederlage gegen Oleksandr Usyk tritt der Ex-Weltmeister Marco Huck in Unterschleißheim gegen Yakup Saglam an.

Von Tobias Wirth, München

Lange war es still um Marco Huck. Der Boxer war von der Bildfläche verschwunden. Als er jetzt in einem Münchner Innenstadtlokal auf dem Podium sitzt, wirkt er entspannt, ein Lächeln spielt um seine Lippen. An diesem Samstag gibt Huck, 33, ehemaliger Weltmeister im Cruisergewicht, in Unterschleißheim sein Comeback im Ring. Über die Niederlage am 9. September 2017 gegen Oleksandr Usyk habe er seitdem viel nachgedacht. Es lief nicht gut damals für den 13-fachen Titelträger der WBO gegen den Ukrainer. Nach der Trennung von seinem langjährigen Trainer Ulli Wegner verlor Huck drei von fünf Kämpfen. Den letzten im Herbst gegen Usyk. Viele Experten prophezeiten Huck das Karriereende. Doch der geht in den Gegenangriff über: "Nach 13 Titelverteidigungen hat im Cruisergewicht die Motivation gefehlt. Es war wie Fließbandarbeit, immer das gleiche", sagt Huck. Jetzt fange ein neues Kapitel an. An diesem Samstag. In Unterschleißheim.

Marco Huck kämpft künftig im Schwergewicht. "Nach dem Rücktritt von Wladimir Klitschko wird die Königsklasse neu geordnet, ich rechne mir gute Chancen aus", sagt der Berliner. Im Gegensatz zu seinen diskutablen jüngsten Leistungen bewies Huck bereits 2012 bei einem Ausflug in die höhere Gewichtsklasse, dass ihm das kraftvollere Boxen liegt. Gegen den damaligen WBA-Weltmeister Alexander Povetkin verlor er nur knapp nach Punkten, viele sahen den Deutschen gar als Sieger. Jetzt also der endgültige Wechsel ins Schwergewicht. "Mit dem Abnehmen ist es jetzt vorbei", sagt Hucks Trainer Varol Vekiloglu. "Marco musste immer rund zehn Kilo abkochen. Das hat ihn viel Kraft gekostet. Er ist jetzt gelöster." Huck könne den Fokus nun mehr auf seine Schlagkraft legen und müsse nicht mehr so viel Konditionstraining machen.

Ein Selbstläufer werde der Kampf gegen Yakup Saglam (20 Uhr, Ballhausforum) dennoch nicht werden, weiß Huck. Der 41-Jährige ist ein Altbekannter im Schwergewicht, hat schon Größen wie Manuel Charr oder Joseph Parker geboxt und laut seinen eigenen Worten "nichts mehr zu verlieren". Über Huck sagt der in der Türkei geborene Pfälzer: "Er muss sich im Schwergewicht erst einmal beweisen." Saglam schätzt sich selbst als unbequem ein. Es sei für ihn in 15 Jahren als Profi einer der ersten Kämpfe, auf die er sich ausreichend vorbereiten konnte. Nach dreimonatigem Training sei er topfit und bereit für das Duell. Huck zollt er aber Respekt: "Er hätte sich sicher einen einfacheren Gegner suchen können. Aber er wollte gegen mich boxen. Er ist, wie ich, ein Mann, der seinen eigenen Weg geht - das wird ein interessanter Kampf, auf den ich mich schon freue." Auch Huck blickt nach vorn. "Ich habe viel erlebt und gewonnen. Aber das ist alles abgeschlossen. Ich denke nicht mehr darüber nach." Am Samstag in Unterschleißheim beginnt etwas Neues für Marco Huck.

© SZ vom 16.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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