Bezirksliga-Serie:Geblendet vom Start

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Aufsteiger Waldperlach gewöhnt sich nur langsam an die höhere Liga, der steht zurzeit auf einem Abstiegs-Relegationsplatz. Eine Serie an guten Spielen vor der Winterpause macht der unerfahrenen Mannschaft aber Hoffnung.

Von Nico Horn, München

In welcher Liga sie gelandet waren, bekamen Daniel Wittmann und seine Kollegen vom SV Waldperlach recht schnell zu spüren. Denn auf den mit sechs Punkten aus den ersten vier Partien halbwegs geglückten Start in die Bezirksliga Ost folgte eine schlimme Negativserie. Neun Mal am Stück konnte der Aufsteiger nicht gewinnen. "Nachdem im letzten Jahr alles glatt lief, war das schon eine schwierige Erfahrung", gibt Kapitän Wittmann zu.

Dazu muss man wissen, dass die vergangene Spielzeit der Waldperlacher annähernd perfekt verlief. Im Kalenderjahr 2018 blieben sie gar ungeschlagen, rauschte durch die Kreisliga und stiegen als Meister auf. Damit blieb dem SVW der erneute Umweg über die Relegation, die ihrem Aufstieg in den beiden Vorjahren noch im Weg stand, erspart. Der Sprung von der Kreis- in die Bezirksliga sei laut Wittmann aber "gewaltig" gewesen, besonders was das Tempo betrifft. "Wir haben ein bisschen gebraucht, um uns auf die Liga einzustellen", stimmt Trainer Günther Lehner seinem Kapitän zu. Ab Anfang Oktober gelang dies dafür umso eindrucksvoller. Von den letzten sieben Spielen vor der Winterpause verlor Waldperlach nur noch eines. Aktuell liegt der SVW auf Relegationsplatz 13, befindet sich mit 20 Punkten aber in Schlagdistanz zu den Nichtabstiegsrängen.

"Wir haben uns vom guten Start ein bisschen blenden lassen", sagt Wittmann. Die Einstellung habe nicht ganz gepasst: "Es nur spielerisch anzugehen, reicht nicht." Zudem fehlten mehrere Spieler verletzt, was Lehner und Wittmann zwar erwähnen, aber nicht als Ausrede gelten lassen. Dass man den Negativlauf umkehren konnte, schreibt Lehner vornehmlich der "Konzentration auf die Abwehr" zu. Vor allem die Tabellennachbarn hatte Waldperlach häufig zu Kontern eingeladen und deshalb öfter verloren als nötig. Gegen die besseren Teams holte der SVW dagegen Punkte, "weil die mitspielen", wie Lehner sagt.

Gleich zum Rückrundenauftakt können seine Spieler beweisen, dass sie auch gegen die direkten Konkurrenten gewinnen können. In den ersten vier Spielen geht es unter anderem gegen den einen Rang schlechter platzierten ASV Au (19 Punkte) sowie die SG Schönau (20) und Bad Endorf (23). Wittmann nennt diese Begegnungen etwas pathetisch "Do or die"-Spiele. Er trifft jedoch einen wahren Kern, denn erneute Niederlagen gegen die Rivalen kämen im Abstiegskampf wohl einem Todesstoß gleich. "Aber die Herausforderung wollen wir ja", versichert Wittmann.

Er findet, die Entwicklung der ersten Mannschaft gehe nun schon seit Jahren nach oben. Die Zahlen geben ihm recht: Bis zum Aufstieg verbesserte sich der Klub in den letzten sieben Kreisligajahren kontinuierlich. Jetzt in der Bezirksliga zu spielen, sei für Verein und Spieler schon etwas Besonderes, findet Wittmann - vor allem für einen, der bei Waldperlach kickt, "seitdem ich denken kann". Geht es nach ihm, darf man sich die kommenden Jahre gerne an die neue Spielklasse gewöhnen.

Etwas Unruhe im Verein gab es im Herbst indes wegen der U10. Diese spielt zwar noch unter dem Namen des SV Waldperlach, gehört aber eigentlich zu einer privaten Fußballschule, der Bayerischen Fussball Akademie (BFA). Der stets dem Ehrenamt verpflichtete Bayerische Fußball-Verband vermutete einen Etikettenschwindel. Mittlerweile ist der Konflikt, der für U10-Trainer Marcel Strasser mit einer dreimonatigen Sperre endete, beigelegt. Wittmann sagt, die Unstimmigkeit habe seine Mannschaft nicht beeinflusst, die Entwicklung der BFA interessiere ihn aber schon. Eine gute Jugendarbeit sei schließlich wichtig, doch diese habe "ehrlich gesagt schon lange keine Spieler mehr hervorgebracht". Der 25-jährige Wittmann hofft, dass zukünftig wieder Spieler nachkommen. Die BFA-Talente dürften allerdings erst in einigen Jahren soweit sein.

Auch so hat Trainer Lehner knapp 25 Spieler zur Verfügung, nachdem der Großteil der Verletzten zum Vorbereitungsstart Anfang Februar wieder zurückgekehrt ist. Dies trifft auch auf Kevin Orlando zu, den besten Schützen der Aufstiegssaison. Voll einsatzfähig dürfte er nach seinem Kreuzbandriss freilich erst nach einer längeren Eingewöhnungszeit sein. Die Verantwortung im Sturm liegt also weiterhin auf Orlandos Ersatz Pierre König (elf Tore). Auf anderen Positionen könnte sich dagegen so mancher Leistungsträger der Hinrunde erst mal auf der Bank wiederfinden.

In der ausgiebigen Vorbereitung - acht Testspiele hatte der SVW bis zum Ende der Winterpause Mitte März geplant - kann sich jeder noch für die Startelf empfehlen. Unabhängig von Personalfragen ist für Lehner das Ziel klar: Nicht absteigen, am besten "ohne Relegation" - mit der hat man in letzter Zeit ja genügend schlechte Erfahrungen gesammelt.

Bisher erschienen: SV Dornach (7.2.), SC Unterpfaffenhofen-Germering (14.2.)

© SZ vom 21.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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