Süddeutsche Zeitung

Beachvolleyball:Heimatlose Community

In München gibt es keine Halle mehr für die Beachvolleyballer. Es gibt aber viel Bedarf - und ein paar engagierte Unternehmer, die das ändern wollen.

Von Marie Schneider

Konkretes gibt es noch nicht, doch weil es schließlich um den "besten Sport der Welt" gehe, "da wird sich schon eine Lösung finden", glaubt Jared Kearby. Kearby betreibt das Unternehmen Sunset Rec Sports, dessen Ziel es ist, Sportveranstaltungen zu organisieren und eine Social Community zu schaffen. Und er setzt sich dafür ein, in München eine neue Halle für die Beachvolleyballer zu finden. Kearby ist jedenfalls zuversichtlich: "Ich glaube das ist etwas, das München braucht." Eine Annahme, der die Münchner Beachvolleyballer sofort zustimmen, denn derzeit leidet die Szene in der Landeshauptstadt am meisten darunter, dass die Beachvolleyballhalle "Beach 38" schließen musste. Damit fehlt den Sportler nun eine Möglichkeit, im im Stadtgebiet indoor trainieren können. Das könnte insbesondere in den kommenden Wintermonaten zu einem Problem werden.

Die Halle am Ostbahnhof ist mittlerweile seit fast zwei Monaten geschlossen, sie musste Platz machen für neue Immobilien. "Das ist für die Situation im Beachvolleyball eine mittelschwere Katastrophe", findet Elena Kiesling, Trainerin des Lohhofer Beachvolleyball-Duos Armin Dollinger und Simon Kulzer. Doch vielleicht müssen sie gar nicht mehr allzu lange auf eine andere Halle ausweichen: Nicht nur der Unternehmer Kearby hat schon viele Ideen für einen neuen Standort. Auch Christian Biermann, Geschäftsführer von Beach38, sucht seit zweieinhalb Jahren aktiv nach Alternativen.

Es gibt Gespräche, die Szene würde auch zwei Hallen vertragen

Das größte Problem auf der Suche lieg auf der Hand: die Fläche. "Das ist schwieriger als die Finanzierung", sagt Kearby zur Suche nac einer geeigneten Lokalität. Diesbezüglich habe er schon Gespräche mit der Stadt geführt, doch ein passendes Grundstück habe er noch nicht gefunden. Christian Biermann scheint diesbezüglich schon etwas weiter in seiner Planung zu sein. Er spricht bereits von zwei Projekten, "an denen wir aktiv arbeiten", ein Mietvertrag sei allerdings noch nicht unterschrieben. "Die zwei Locations" auf Münchner Stadtgebiet seien gut an das öffentliche Verkehrsnetz MVV angebunden, ähnlich wie das ehemalige Beach38 am Ostbahnhof. Angesichts der laufenden Verhandlungen will Biermann keine weiteren Details zum Standort verraten.

"Es kann sogar sein, dass wir uns für beide entscheiden", sagt er aber. Denn der Bedarf würde auch zwei Beachvolleyballhallen rechtfertigen, was "insbesondere im Winter" zutreffe. Neben Trainingsmöglichkeiten für Amateure und Profis will Biermann auch wieder Gastronomie und kleine Events bieten. Er sei jedenfalls zuversichtlich, nächstes Jahr wieder starten zu können. Wenn beide Deals platzen sollten, könne er sich auch vorstellen, eine Halle zu bauen - "wenn wir ein passendes und erschwingliches Grundstück finden". Sicher sei jedenfalls: "Ich lasse die Community nicht hängen."

Die muss derzeit auf andere Hallen ausweichen. Elena Kiesling kooperierte beispielsweise mit "Roberto Beach" in Aschheim. Zwar sei sie froh über diese Möglichkeit, doch sei die Hallensituation insbesondere für Breitensportler eine Herausforderung: "Für einige sind die anderen Hallen zu schwer erreichbar", erklärt die Trainerin. Hinzu komme, dass man in München keine neue Trainingsgruppe aufbauen und die Jugend nicht an den Sport heranbringen könne. "Das zerschlägt die Beachvolleyball-Community, beziehungsweise beschränkt sie auf den Sommer", erklärt Kiesling. Es wäre "fatal", wenn keine neue Halle auf Münchner Stadtgebiet entstünde, dann könne Münchens Ruf als Hochburg des Beachvolleyballs, den sich die Landeshauptstadt mit Berlin teilt, nicht länger aufrecht erhalten werden.

Die Stadt hingegen habe es sich nicht "auf ihre Fahne geschrieben", von sich aus eine Halle zu bauen, sagt Beatrix Zurek, Sportreferentin der Stadt. Das Referat für Bildung und Sport unterstütze aber die privaten Anlagen durch Zuschüsse. Ob die Beachvolleyballer nun lediglich für eine Wintersaison weitere Strecken zu ihrer Trainingsanlage zurücklegen oder doch für eine längere Zeit ausweichen müssen, das werde sich in den kommenden Monaten klären. Da sind sich alle Beteiligten einig.

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Quelle:
SZ vom 18.10.2019
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