Süddeutsche Zeitung

Basketball:Vom Leader zum Schüler

Erol Ersek spielt für den FC Bayern in der ProB - und nun auch für Österreich.

Von Ralf Tögel

Dass man Erol Ersek als Routinier bezeichnet, das kommt ihm selbst manchmal komisch vor. Denn der österreichische Basketballspieler ist gerade mal 21 Jahre alt. Im Ausbildungsteam des FC Bayern München, das in der zweiten Liga ProB notiert ist und zuvorderst Profi-Nachwuchs entwickeln soll, ist er dennoch der älteste Spieler. Einer wie er soll die jungen Teamkollegen führen, vorangehen, was Ersek tadellos gelingt: Der 1,93 Meter große athletische Spielgestalter ist Topscorer und pflegt zweistellig zu punkten. "Es ist eine unnormale Saison, immer wieder fallen Spiele aus, und wir haben viele sehr junge Spieler im Team", sagt er. Gerade jetzt versuche er, seine "Erfahrung weiterzugeben und ein Leader zu sein". Seine Leistungen sind auch Raoul Korner aufgefallen, der nicht nur Trainer des Bundesligisten Bayreuth ist, sondern auch der österreichischen Nationalmannschaft. In die hat Korner den Münchner nun erstmals berufen.

Derzeit bereitet sich Ersek mit seiner Landesauswahl in Ljubljana auf zwei EM-Qualifikationsspiele vor, und auch dabei läuft wenig nach Plan. Wurde das Turnier schon um ein Jahr auf 2022 verschoben, ist nun die für Samstag anberaumte Partie gegen Ungarn hinfällig, der Gegner befindet wegen sechs Corona-Fällen in Quarantäne. Daher feiert der FCB-Guard nun am Sonntag im vorgezogenen Spiel gegen Europameister Slowenien sein Debüt. Tags darauf trifft Österreich auf die Ukraine.

Länderspiele sind für Ersek kein völlig unbekanntes Feld, er spielt bereits seit der U16 für die Alpenrepublik. In Slowenien gelten strenge Hygienemaßnahmen, die Teams wie alle Beteiligten werden in einer "Bubble" von der Außenwelt weitgehend isoliert, so eine Blase hat bekanntlich schon beim Finalturnier um die deutsche Meisterschaft im Münchner Audi Dome bestens geklappt. Dort war auch Ersek im Einsatz, angesichts der Qualität beim damaligen Titelverteidiger zwar nicht für den FCB, aber als Leihgabe für Göttingen. Wo er unter anderem im Spiel gegen seinen Arbeitgeber beweisen durfte, was die Münchner an ihm haben.

Nicht zuletzt die Nominierung für Österreich darf als Beleg gelten, dass ihm das recht gut gelungen ist. Ersek bleibt aber bescheiden: "Die Spiele für Göttingen waren die ersten für mich in der Bundesliga, das war eine tolle Erfahrung." Es laufe gut derzeit, und ja, natürlich ist das Profiteam sein großes Ziel. Ein ebenso großer Schritt, das weiß der 21-Jährige natürlich, "es ist eines der besten Teams in Europa".

Er will hart arbeiten und sich stetig weiterentwickeln, der Rest werde sich ergeben. In Ljubljana spielt im Übrigen Marvin Ogunsipe an der Seite von Ersek, ehemaliger Mitspieler im FCB-Nachwuchsprogramm. Der 24-Jährige ist derzeit an die Hamburg Towers ausgeliehen. Dort hat er einen Stammplatz.

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Quelle:
SZ vom 28.11.2020
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