Basketball:Späte Hitzewelle

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Gegen Ende lassen bei Magdalena von Geyr die Kräfte nach. Den Ausgleich zum 67:67 aus der Distanz erzielt sie dennoch. (Foto: Claus Schunk)

TS Jahn verpasst Überraschung gegen Heidelberg

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Sie springen auf und kreischen, bei jedem Punkt aufs Neue. Sieben Zähler lagen die Basketballerinnen des USC Heidelberg vor dem Schlussviertel zurück, doch nun holen sie auf, ziehen vorbei; sechs Minuten vor Schluss geht das Team aus Nordbaden im Zweitligaduell bei Jahn München erstmals in Führung, 67:64. Heidelbergs Marlene Angol hat eine Serie hingelegt, "ist heiß gelaufen", wie Gästetrainer Dennis Czygan später sagen wird. Jeder Wurf der 32-Jährigen ist jetzt ein Treffer. 16 ihrer 18 Punkte gelingen Angol, der besten Werferin des Ligaspitzenreiters, im finalen Viertel. Auf der anderen Seite klappt bei den Münchnerinnen in der Offensive kaum noch etwas. Besonders die Würfe aus der Distanz verfehlen reihenweise ihr Ziel. Als Angol den Schlusspunkt zu Heidelbergs 77:70-Erfolg setzt, erreicht das Kreischen seinen Höhepunkt.

"Das ist ärgerlich, da wäre mehr drin gewesen", resümierte Jahn-Trainer Rüdiger Wichote enttäuscht. Wohl wahr: Die Münchnerinnen begannen wie im Rausch. 30:19 führten sie nach zehn Spielminuten. "Ein geniales erstes Viertel", fand Wichote. Verantwortlich für die 43:37-Halbzeitführung der Gastgeberinnen waren vor allem Magdalena von Geyr - und Emily Bessoir. Dass Spielführerin von Geyr vorangeht, ist nichts Neues, aber wie sich Bessoir gegen die routinierte Defensive der Heidelbergerinnen durchsetzte, war bemerkenswert. Die gerade erst 15 Jahre alt gewordene Nachwuchshoffnung von Jahn München markierte vor der Pause genauso wie von Geyr elf Punkte. Bessoir ist 1,92 Meter groß und hat ihren Wirkungskreis eher unter dem Korb. Doch dann traute sie sich auch von der Dreierlinie zu werfen und bei zwei Versuchen fielen zwei Würfe ins Netz.

Eine Quote von hundert Prozent, die Bessoir vor der Pause hinlegte, gibt es nicht alle Tage. "Ich übe natürlich auch Dreier", bestätigte sie hinterher. Beim zweiten hatte sie, wie sie zugab, eher eine zittrige Hand. "Da war ich selbst überrascht, dass der reinging." Jahn-Manager Armin Sperber war von Bessoirs furiosem Auftritt ebenfalls beeindruckt: "Wenn sie Emmy da stehen lassen, macht sie die Bälle auch rein." Auch in der Abwehr unter dem eigenen Korb fasste die U-16-Nationalspielerin kräftig zu. Fischte sie doch bis zur Halbzeit die meisten Defensivrebounds ihres Teams herunter. "Emmy wird von Woche zu Woche besser", lobte Wichote.

Der erfahrene USC-Trainer Czygan, der in Heidelberg seit 17 Jahren tätig ist, hatte die Qualitäten Bessoirs natürlich erkannt und ließ sie nach der Pause besser bewachen. Die Schülerin war aber auch bald durch vier Fouls gehandicapt und verbrachte die meiste Zeit in der zweiten Halbzeit auf der Ersatzbank. Szenenapplaus bekam Bessoir, die 13 Punkte erzielte, noch für den Block eines Heidelberger Wurfs unter dem eigenen Korb. Einige Minuten vor Schluss schied sie mit fünf Fouls aus. Manager Sperber, der zusätzlich den Hallensprecher gab, hatte richtig beobachtet, dass die Jahn-Formation an diesem Abend gegen den Tabellenführer "ohne Druck aufspielte" und nach einem gelungenen dritten Viertel durchaus Siegchancen hatte. Jella Moltz brachte Jahn München zwischenzeitlich mit elf Punkten in Führung. Wichote kalkulierte mit dem Erfolg und hielt die Rotation der Spielerinnen möglichst klein bei acht, neun Akteurinnen.

Die Führung vor den letzten zehn Minuten hätte noch viel höher ausfallen können, wenn die Münchnerinnen nach rasanten Gegenstößen nicht vier leichte Korbleger vergeben hätten. Erst im Schlussabschnitt drehte Anne Delafosse (elf Punkte insgesamt) auf, und von Geyr (16) markierte mit einem Dreier vier Minuten vor dem Ende den 67:67-Ausgleich. Ihre Dreierbilanz war jedoch mit drei Treffern bei neun Versuchen eher unterdurchschnittlich. Gerade die Dreierquote war letztlich spielentscheidend. Die lag bei den Gastgeberinnen insgesamt bei nur 25 Prozent. Delafosse ging bei sieben Versuchen komplett leer aus. "Das war unser Manko, obwohl wir uns viele freie Würfe herausgespielt haben", resümierte Wichote hinterher. Auch sei Heidelberg bei den Rebounds besonders in der Defensive überlegen gewesen. "Man hat gemerkt, dass von Geyr und Delafosse mit der Zeit müde wurden", analysierte der erleichterte USC-Trainer Czygan. "Die Länge des Spiels hat uns geholfen."

Helfen wird Jahn München auch die Rückkehr von Leonie Fiebich ins Team. Die 16-Jährige, die zu Saisonbeginn groß aufgetrumpft hatte und dann zwei Monate lang verletzt ausfiel, ist seit vergangener Woche wieder im Mannschaftstraining. Wichote geht davon aus, dass die von Erstligaklubs umworbene Jugendnationalspielerin am kommenden Samstag bei Rhein-Main-Basket wieder auflaufen wird. Bessoir und Fiebich - das verspricht einiges für die Basketballzukunft bei Jahn München.

© SZ vom 30.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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