Basketball:Made in Schwabing

Lesezeit: 2 min

Die Internationale Akademie formt Talente, bis sie zu gut sind, um sie zu halten. Das liegt auch am guten Netzwerk von Trainer Robert Scheinberg.

Von Ralf Tögel, München

Es widerspricht eigentlich dem Ziel eines jeden Trainers, ein Talent zu entdecken, es über Jahre zu entwickeln und zu fördern - und es dann gut ausgebildet an einen anderen Verein zu verlieren. Genau das ist Robert Scheinberg gerade zum wiederholten Mal passiert. Er hat das Talent in Tristan da Silva erkannt, ihn zu einem hoffnungsvollen Forward geformt - und nun wird der 18-Jährige die Internationale Basketball Akademie München (IBAM) verlassen. Und was ruft ihm sein Trainer hinterher? Dass er sich freut, wieder mal einen Spieler so gut entwickelt zu haben, dass er den Klub verlassen muss.

In seiner Akademie, die das Herzstück des MTSV Schwabing ist, bildet Scheinberg Talente aus. Die sind in der Regel so gut, dass sie für die Männermannschaft des MTSV, die in der Regionalliga spielt, überqualifiziert sind, wenn ihre Entwicklung keinen Knick bekommen soll. Da Silva ist nicht der erste Basketballer der die IBAM verlässt, um geradewegs auf eine Profikarriere zuzusteuern. Er freue sich jedenfalls, "dass die Ausbildung bei der Akademie abermals solche Früchte trägt", sagt Scheinberg. "Tristan konnte aus vielen guten Angeboten auswählen und hat nun der bestmöglichen Option zugesagt." Glücklicher Abnehmer ist das Basketballteam der University of Colorado in Boulder/USA, die Colorado Buffaloes (CU Buffs). Da Silva erhält ein Stipendium für vier Jahre und nimmt parallel auch sein Studium an der renommierten Universität auf. "Ein wohlverdientes Stipendium bei einem erstklassigen Collegeteam und einer Top-Universität", erklärt Scheinberg.

Trainer Robert Scheinberg (li.) hat in Tristan da Silva den nächsten talentierten Jugendlichen für eine Profikarriere fit gemacht. (Foto: Lackovic/Imago)

Da Silva wird in der Pacific-12-Conference spielen, die zweifellos zu den stärksten College-Ligen der USA zählt. Diese locken regelmäßig die besten Spieler, die meisten Fans und die zahlungskräftigsten Sponsoren und Medienpartner an und bilden den Großteil der NBA-Spieler aus. "Tristan war in diesem Jahr in allen Bereichen auf dem Platz sehr effektiv, als Combo Forward extrem hilfreich und als Leader des Teams essenziell", schwärmt sein ehemaliger Trainer, der da Silva weiter mit Rat und Tat zu Seite stehen wird. "Auch abseits des Platzes hat er seine Rolle als unser Kapitän ausgezeichnet ausgefüllt. Sein Talent wird ihn sehr weit bringen", ist Scheinberg überzeugt.

Schon vor da Silva sind einige Spieler aus der Schwabinger Talentschmiede an ein amerikanisches College gewechselt. Im Sommer 2019 schloss sich Forward Isaiah Ihnen der University of Minnesota an, wo er bereits im ersten Jahr regelmäßig zum Einsatz kam. Tristan da Silva folgt mit dem Wechsel an ein US-College seinem älteren Bruder Oscar, der seit 2017 an der Stanford University dank eines Sportstipendium Biochemie studiert und für die Cardinals Basketball spielt. Der 21-Jährige war Schwabings Top-Talent und bereits Nationalspieler, als er in die Staaten ging. Gerade hat er seine dritte Saison beendet, in der er als Teamkapitän mit durchschnittlich knapp 17 Punkten viel Aufmerksamkeit erregte - und zu den besten College-Spielern des Landes gezählt wird. Die IBAM unter der Federführung von Scheinberg genießt längst einen hervorragenden Ruf als Ausbildungsstätte für Talente und wird als eigenständiges Jugend-Leistungsprogramm des MTSV Schwabing geführt, dessen Bundesliga-Teams in der JBBL und der NBBL in einer eigens gegründeten Gesellschaft (IBAM UG) organisiert sind und sich regelmäßig sehenswerte Stadtduelle mit dem Nachwuchs des FC Bayern liefern.

Tristan da Silva folgt seinem Bruder Oscar, 21 (hier im Trikot von Stanford), und wechselt an ein US-College. (Foto: ZUMA Press/Imago)

Scheinberg verfügt über ein gutes Netzwerk bis in die USA, für die Sportkarrieren seiner Spieler ist ihm kein Aufwand zu groß. Die Erfolge sind beachtlich. So ist Joshua Obiesie, der seit der U10 in Schwabing ausgebildet wurde, A-Nationalspieler und Stammkraft beim Erstligisten Würzburg. Dort steht auch Fynn Fischer unter Vertrag. Henning Ballhausen und Jens Großmann spielen zweite Liga ProA bei den Uni Baskets Bonn. Derzeit zwingt die Corona-Pandemie allerdings selbst einen umtriebigen Trainer wie Robert Scheinberg in die Knie. Der Trainingsbetrieb im Münchner Norden ruht.

© SZ vom 07.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: