Basketball:Lieber Lehrer

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"Das Spiel wird sprunggewaltiger und schneller als in der Regionalliga": Peter Zeis freut sich auf die ProB. (Foto: C. Schunk)

Peter Zeis, einer von drei ehemaligen Profis bei Aufsteiger Oberhaching, soll die Tropics in der ProB zum Klassenerhalt führen. Im Hauptberuf geht er jetzt zur Schule.

Von Marie Schneider, Oberhaching

Im Hintergrund sind Kinderstimmen zu hören, als Peter Zeis ans Telefon geht - es klingt wie auf einem Schulhof, so laut sind die Geräusche. Und tatsächlich: "Ich bin noch in der Schule", erklärt der 30-Jährige und sagt, dass er sich später melden werde. Die Schule ist ihm sehr wichtig. Schon lange hegte er den Plan, eines Tages zu unterrichten. "Ich wollte auf jeden Fall mal Lehrer werden", so Zeis, der die Fächer Sport und Wirtschaft unterrichtet. Dafür gab er ein großes Opfer: Vier Jahre spielte er in Bayreuth in der Bundesliga, gab dann jedoch seine Karriere als Profi-Basketballer auf, um sein Examen zu machen und Lehrer zu werden. Ganz ohne Basketball ging es aber auch nie. In der kommenden Saison spielt Zeis wieder bei den Tropics Oberhaching, die sich ohne Berufsspieler als Aufsteiger in der dritten Basketballliga ProB ausprobieren wollen.

Er habe schon oft darüber nachgedacht, ob es falsch war, sich für die Laufbahn als Lehrer zu entscheiden statt für die Bundesliga. Doch letzten Endes kam er immer zu dem Schluss: "Es war eine gute Entscheidung." Die vier Jahre in der höchsten Klasse hätten sich "super gelohnt" und seien eine tolle Erfahrung gewesen. "Ich hatte aber nie einen richtigen Stammplatz", sagt Zeis. Er sei nie so gut gewesen, dass er noch zehn Jahre auf dem Niveau hätte spielen können - die Entscheidung für das Studium sei zum richtigen Zeitpunkt gefallen.

Vor zwei Jahren spielte Zeis bereits eine Saison in Oberhaching. Das Team rutschte am letzten Spieltag noch vom ersten auf den zweiten Tabellenplatz ab, ein Aufstieg sei möglich gewesen, doch das Geld fehlte. Zeis hätte sowieso nicht für die Tropics weiterspielen können, da er für sein Referendariat an eine Schule in Riedenburg im Altmühltal geschickt wurde und in Ingolstadt lebte. Also stand er für den Regionalligisten VfL Treuchtlingen auf dem Feld. "Da schaut jeder Basketball. Wenn man einmal dort spielt, kennt man vom Bürgermeister bis zum Landwirt jeden", erzählt der Basketballer über die vergangene Saison. Mit 16,6 Punkten im Schnitt war er ein zentraler Spieler in Treuchtlingen und verhalf dem Team zu Platz vier.

Danach verlagerte er seinen Lebensmittelpunkt wieder nach München, um dort als Lehrer zu arbeiten - und wieder für die Tropics aufzulaufen. "Ich konnte sehr gut mit der Mannschaft und dem Trainer, da bot es sich an, wieder in Oberhaching zu spielen", sagt der Bamberger.

Der Aufstieg in die ProB sei ein großer Sprung für das Team: "Die Mannschaften werden professioneller. Die Athletik steigt, das Spiel wird sprunggewaltiger und schneller als in der Regionalliga", erklärt Zeis. Doch der Unterschied zwischen den Mannschaften im unteren Mittelfeld und den besten Teams der Regionalliga sei gar nicht so groß. "Wir haben die Qualitäten für den Klassenerhalt", sagt Zeis. In Moritz Wohlers (2008/09 Profi bei den Eisbären Bremerhaven) und John Boyer (unter anderem Profi in der Slowakei) habe das Team Akteure, die bereits höherklassig gespielt haben und die Strukturen von professionellen Teams kennen.

Zeis weiß selbst, worauf es in der Liga ankommt, er spielte vor elf Jahren in Breitengüßbach, dem Farmteam von Bamberg, in der ProB. Mit ihren Wurfqualitäten könne die Mannschaft Oberhachings an guten Tagen jeden Gegner schlagen, glaubt Zeis. Außerdem sei das Team sehr gut eingespielt. "Die meisten spielen schon seit zwei oder drei Jahren zusammen, die Teamchemie stimmt", erklärt der Center, der auch mit seiner starken Wurfqualität überzeugt. Er wolle dem Team "so gut wie möglich helfen", um den Klassenerhalt zu sichern und in der ProB "Fuß zu fassen".

Einfach wird das in der dritten Liga nicht, so ganz ohne Profis. Oberhaching hat den kleinsten Etat in der ProB und verzichtet als einzige Mannschaft auf professionelle Spieler. Der Teamspirit sei die beste Waffe der Tropics, findet Zeis. Gegen den ersten Gegner, Elchingen, der zu den Aufstiegsfavoriten zählt, wolle man "loslegen wie die Feuerwehr. Unsere Strategie lautet: So lang wie möglich dranbleiben". Elchingen verlor sein erstes Saisonspiel nach drei Verlängerungen gegen Hanau. Eine "kleine Verunsicherung" auf Seiten des Gegners sei also gegeben, glaubt Zeis, der Zeitpunkt für eine Partie gegen den Aufstiegskandidaten sei also gar nicht mal schlecht. Wenn sie es schaffen, das Spiel am Samstag (19 Uhr) eng zu halten, sei im vierten Viertel alles möglich. Und immerhin hat Deisenhofen auch für solche Situationen drei ehemalige Profis im Kader.

© SZ vom 28.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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