Basketball:Frohe Botschafter

Lesezeit: 2 min

Jugend des FC Bayern übt mit Harlem Globetrotters

Von Michael Fischer, München

In übergroßen blauen Jogginganzügen schlendern die beiden über das Parkett der Rudi-Sedlmayer-Halle: Tay "Firefly" (Glühwürmchen) Fisher und Donte "Hammer" Harrison, beide 28, gehören zur US-amerikanischen Basketball-Showgruppe Harlem Globetrotters, die im Frühjahr 2015 in München gastiert. Minütlich steigt die Zahl von Kindern in roten und weißen Bayern-Trikots, die Hosen sind beinahe knöchellang. Eltern auf der Tribüne zücken alsbald ihre Handy-Kameras, um den besonderen Moment festzuhalten. Das Management der Globetrotters habe angefragt, ob Interesse an einem Jugendtraining für die U10 bestehe. "Und die Gelegenheit haben wir gleich beim Schopf gepackt", sagt Andreas Minges, 56, Leiter der FCB-Nachwuchsabteilung.

Bei den Kleinsten müsse der Klub "viel mit Begeisterung und Freude arbeiten", um sie an den Sport heranzuführen. Fisher und Harrison seien "perfekte Botschafter für Spielfreude", wie Marko Woytowicz, Ex-Profi und Trainer der U10, betont. Das Strahlen in den Gesichtern der Kinder verrät: Der Plan geht auf. Der FC Bayern will sich nicht nur auf seine Profis reduziert wissen. Aus diesem Grund hat der Klub für die 200 Kinder und Jugendlichen im Verein ein strukturiertes Nachwuchsprogramm entworfen. Die U10 trainiert zweimal wöchentlich und nimmt am Spielbetrieb im Münchner Umland teil. In den älteren Jahrgängen spielen alle Mannschaften in den ranghöchsten Ligen, die U19 und U16 jeweils in der Bundesliga, die U14 in der Bayernliga. Eine Bestätigung der geleisteten Arbeit. Die individuelle Entwicklung jedes einzelnen Spielers solle aber Vorrang haben vor kurzfristigen Mannschaftserfolgen, betont Minges. "Oftmals wird viel zu schnell Geld in Spieler gesteckt, statt richtige Nachwuchsstrukturen aufzubauen, die auch nachhaltiger sind."

Abklatschen mit Glühwürmchen: Globetrotter "Firefly" Fisher hat Spaß mit den Kleinsten des FC Bayern. (Foto: Florian Peljak)

Dazu gehören auch "gute und begeisterte" Trainer: 40 arbeiten derzeit für den Verein - der Großteil ehrenamtlich. Ein wichtiger Baustein sind zudem die Schularbeitsgemeinschaften (SAG): Seit vier Jahren arbeitet der Verein aktiv mit Grundschulen in und um München zusammen, mehr als 30 sind es mittlerweile. Dort bietet der Klub mit insgesamt 20 Übungsleitern ein wöchentliches Training an, um die Kinder schon in jungen Jahren für den Sport zu begeistern. Jedes Jahr im April gibt es zum Abschluss an zwei Wochenenden Turniere, bei denen sowohl die Trainer des Vereins als auch anderer Klubs aus der Region das Treiben beobachten. "Es bringt uns nichts, wenn jemand vom anderen Ende Münchens mehrmals pro Woche zu uns kommen muss", sagt Minges. Die Devise laute "connecting people" - der FC Bayern als Vermittler für den Münchner Basketball. Die besonders Talentierten freilich werden eng an den FCB gebunden.

Ziel ist es, eines Tages Integrationsfiguren für die Profis herauszubilden, die auch für das Publikum identitätsstiftend wirken. "Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg, dafür brauchen wir viel Zeit", sagt Minges, der gleichwohl betont, dass bereits heute viele FCB-Talente in Jugend-Nationalmannschaften und in der bayerischen Auswahl spielen. Zusätzlicher Anreiz für die U19: Sie trainiert stets vor den Profis, "da kommt es schon auch zu viel Kontakt zwischen den Spielern". Die Jugendlichen könnten etwa an Paul Zipser sehen, dass der Weg nach oben zu schaffen sei: Der 20-Jährige gehört fest zum Profikader. "Und Spieler wie Heiko Schaffartzik oder Anton Gavel sind absolute Vorzeigeprofis - auf und neben dem Platz", sagt Minges, "davon können die Jungen nur profitieren." Bis sie womöglich selbst irgendwann lässig durch die großen Hallen schlendern.

© SZ vom 20.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: