Süddeutsche Zeitung

Basketball-Euroleague:Griechische Woche

Nach den Partien gegen Panathinaikos und Olympiakos dürfte der deutsche Meister Bayern München wissen, ob er noch Playoff-Chancen hat. Erstmals mit an Bord ist TJ Bray.

Von Felix Haselsteiner

Die erfreulichste Nachricht des Tages für den FC Bayern Basketball überbrachte Diego Flaccadori auf Instagram. Vom Flughafen postete der Italiener ein Foto mit seinem Mannschaftskollegen Josh Huestis und einem, der bislang bei Auswärtsreisen zu Hause bleiben musste: TJ Bray, vor der Saison als zweitbester Spieler der Bundesliga von Rasta Vechta zum FC Bayern gewechselt, ist wieder im Kreise der Mannschaft und soll in dieser Woche sein lang ersehntes Debüt für die Münchner feiern. Wegen einer langwierigen Fußverletzung hatte der 27-Jährige die ersten Monate der Saison verpasst, nun setzen die Münchner große Hoffnungen in den Point Guard - rechtzeitig zur vermutlich schwierigsten Woche der Saison.

Drei Auswärtsspiele nacheinander haben die Bayern vor der Brust, alle drei gegen herausfordernde Gegner. Am Mittwoch (20 Uhr) gegen Panathinaikos Athen, dann am Freitag (19 Uhr) gegen Olympiakos Piräus und schließlich am Sonntag (15 Uhr) beim Bundesliga-Zweiten aus Ludwigsburg. "Wir haben eine lange und harte Woche vor uns", blickte Trainer Oliver Kostic vor der Abreise nach Athen voraus, wo der Doppelspieltag in der Euroleague wohl darüber entscheiden wird, ob die Bayern noch um einen Platz in den Playoffs mitspielen können oder nicht. Drei Siege trennen die Münchner von Platz acht, vier Siege von Panathinaikos, das als Tabellensiebter als klarer Favorit in die Partie geht.

"Panathinaikos ist ein großes Team mit einer Trainerlegende", sagt Kostic, der soeben erst zum Chefcoach beförderte ehemalige Assistent von Dejan Radonjic: Sein Gegenüber, der US-Amerikaner Rick Pitino, gehört zu den historisch erfolgreichsten Trainern im US-College-Basketball, Panathinaikos trainiert er bereits zum zweiten Mal. Pitino setzt aktuell vor allem auf seine Point Guards Nick Calathes und den ehemaligen Münchner Tyrese Rice, die zuletzt sogar Euroleague-Titelverteidiger ZSKA Moskau 106:102 bezwangen. Vergangene Woche jedoch kassierten die Griechen eine überraschende Niederlage in Mailand, was den Druck auf Pitinos Mannschaft erhöhen dürfte: Eine Heimniederlage gegen Bayern würde für die Griechen wohl das Ende der Final-Four-Ambitionen bedeuten.

Alex King dürfte das recht egal sein, er erinnert zur Motivation lieber an den Herbst. "Wir haben gegen Panathinaikos zu Hause verloren und wollen das wiedergutmachen", sagte der 34-jährige Forward vor der Abreise. In München konnten die Münchner tatsächlich lange mithalten und gewannen das erste Viertel. Am Ende mussten sie sich aber der individuellen Qualität der Griechen geschlagen geben.

Die zweite Halbzeit gegen ZSKA Moskau soll der Maßstab sein, sagt FCB-Trainer Kostic

Trainer Kostic braucht gar nicht einmal in den November zurückzugehen, um Hoffnungen auf einen Auswärtserfolg zu schüren. "Wie wir schon zuletzt betont haben, ist unsere gute zweite Halbzeit gegen ZSKA die Basis für unsere kommenden Spiele", sagte der Serbe. Zwanzig herausragende Minuten im Heimspiel gegen die russische Top-Mannschaft haben dem FC Bayern das Bewusstsein zurückgebracht, mit den besten Teams Europas mithalten zu können - ein Gefühl, das sie bei den deutlichen Niederlagen gegen Kaunas und in Belgrad hatten vermissen lassen. Für King kommt es vor allem darauf an, den Anfangsschwung wieder besser mitzunehmen: "Wir haben auswärts in der Euroleague oft stark angefangen und dann nachgelassen. Wir müssen versuchen, auch mal 40 Minuten die Leistung zu halten."

Zweimal hintereinander haben die Bayern nun die Chance, unter Beweis zu stellen, dass sich unter Kostic die Mentalität auf europäischer Bühne tatsächlich verändert hat - eines der beiden Auswärtsspiele in Athen sollte jedenfalls gewonnen werden, ansonsten rücken die Playoffs schon im Januar in weite Ferne. Wie sich in dieser Situation TJ Bray bei seiner Premiere auf europäischem Basketball-Parkett einfügt, ist abzuwarten. Dass er das Spiel der Münchner umgehend bestimmt, ist allerdings unwahrscheinlich. Auf dem Foto seines Mannschaftskameraden wirkt Bray jedoch nicht so, als würde er allzu großen Druck verspüren, sondern eher, als wäre er froh, endlich wieder dabei zu sein.

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SZ vom 15.01.2020
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