Basketball-Euroleague:Armanis erster Anzug

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Schwächeln verboten: In München behielt Mailands Malcolm Delaney (links) beim knappen Sieg die Oberhand, in Mailand will sich Münchens Wade Baldwin revanchieren. (Foto: Oryk Haist/Imago)

Beim Spiel des FC Bayern bei Olimpia Mailand wird viel von den beiden Spielgestaltern abhängen: von Wade Baldwin auf Münchner Seite und von Malcolm Delaney, der einst mit dem FCB deutscher Meister wurde.

Von Ralf Tögel, München

Kurz vor dem Start in die Euroleague gab es noch Hoffnung bei den Verantwortlichen der Basketballer des FC Bayern München. Marko Pesic äußerte in einer Pressekonferenz die Zuversicht, die Saisoneröffnung in der Euroleague am 2. Oktober dank eines ausgeklügelten Hygienekonzepts zusammen mit immerhin 1500 Zuschauern genießen zu dürfen. Nur Stunden später zerstob sein Wunsch, angesichts stark steigender Inzidenzzahlen durfte niemand den Audi Dome zum Zwecke der sportlichen Unterhaltung betreten.

Der Gegner seinerzeit war Olimpia Milano, ein vom italienischen Modezaren Giorgio Armani aufgemotztes Starensemble, in normalen Zeiten zuverlässiger Garant für eine volle Halle. Nun steht die Revanche für die knappe 79:81-Heimniederlage an, Donnerstagabend treten die Münchner im 12 700 Zuschauer fassenden Mediolanum Forum in Mailand an - ohne Zuschauer.

Der 86-jährige Modezar Giorgio Armani hat das Team mit prominenten Zugängen weiter verstärkt

Schon beim Saisondebüt deuteten die Münchner trotz ihrer Niederlage an, dass mit ihnen nach der verkorksten Vorsaison zu rechnen ist. Erst in der Verlängerung setzten sich die prominent besetzten Italiener um Trainer Ettore Messina, den der 86-jährige Armani im Jahr zuvor aus der NBA in die Modemetropole gelockt hatte, hauchdünn gegen die Münchner durch.

Das Mailänder Personal ist kaum weniger elitär als sein Maestro: Der hochdekorierte Aufbauspieler Sergio Rodriguez spielt dort, auch Luigi Datome, NBA-erfahrener Dreierspezialist. Kyle Hines wurde vor der Saison vom Titelträger ZSKA Moskau losgeeist, vom litauischen Serienmeister Kaunas kam Topscorer Zach LeDay. Auch Belgrad verlor in Kevin Punter den besten Punktesammler an die Lombarden, und nicht zuletzt musste der FC Barcelona Spielmacher Malcolm Delaney gen Mailand ziehen lassen. Jenen US-Amerikaner, der den FC Bayern beim Titelgewinn 2014 noch als bester Spieler der Playoffs angeführt hatte, dann nicht mehr zu halten war und bald darauf in die NBA ging.

Derzeit rangieren die Norditaliener auf Platz fünf mit einer Bilanz von 12:7 Siegen, dahinter die Bayern mit einer Niederlage mehr auf dem Konto. Und das in einer Liga, die sich ausgeglichen wie selten zeigt, selbst Tabellenführer Moskau hat bereits fünf Niederlagen kassiert. Lediglich das abgeschlagene Schlusslicht Khimki Moskau dürfte seine Hoffnungen auf die Playoff-Runde der besten Acht begraben haben. Ganz im Gegensatz zu den Bayern, die jetzt schon so gut dastehen wie kein deutscher Euroleague-Teilnehmer zuvor, allerdings weiß Trainer Andrea Trinchieri, was ihn und sein Team in den ausstehenden 14 Partien und zunächst in der Lombardei erwartet: "Mailand ist wahrscheinlich gerade mit das angesagteste Team in der Euroleague, der Schlüssel wird sein, auch mental im Spiel zu bleiben, selbst wenn sie mal große Würfe treffen."

In Tel Aviv, Fenerbahce Istanbul und Piräus lauern drei ehemalige Champions hinter den Bayern

Schwächeln ist also verboten, zumal in Maccabi Tel Aviv, Olympiakos Piräus und Fenerbahce Istanbul gleich drei ehemalige Champions hinter den Bayern lauern. Für den FCB-Coach ist es eine Rückkehr in die Heimat, Trinchieri ist gebürtiger Mailänder, nur zu gerne würde er den Trip erfolgreich beenden. Dass er das dafür taugliche Personal hat, haben die Münchner zur Genüge bewiesen, allerdings mussten sie zuletzt eine ähnlich schmerzliche Niederlage wie im Hinspiel gegen Mailand einstecken, als sie erst nach Overtime dem Favoriten Real Madrid mit 76:81 unterlagen. Verzichten muss Trinchieri weiter auf Robin Amaize (Wade) und Zan Sisko (Adduktoren), ob Kapitän Nihad Djedovic, den muskuläre Probleme plagen, auf das Parkett zurückkehren kann, ist ungewiss.

Besonders interessant dürfte das Duell der Spielgestalter werden, zumal Wade Baldwin in seiner Spielweise durchaus an Delaney erinnert. Beide sind elegante Dribbler, die mit schnellen Finten und ungeheurer Wucht zum Korb ziehen, beide verstehen es, hochprozentig aus der Distanz zu treffen. Nicht die einzige Gemeinsamkeit der Regisseure, sowohl Baldwin als auch Delaney haben die meisten Punkte für ihre Teams erzielt, beide gelten zudem als vorzügliche Verteidiger. Die Fans dürfen sich auf einen spannenden Vergleich freuen - wenigstens die vor den Bildschirmen.

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