Süddeutsche Zeitung

Basketball:Dämpfer zur Einstimmung

Trotz der 98:102-Niederlage in Bonn geht der FC Bayern als klarer Favorit in die Meisterschafts-Playoffs. Viertelfinalgegner sind die Löwen Braunschweig, die das Endrundenticket mit dem letzten Spiel gelöst haben.

Von Nico Horn

Was für ein Saisonfinale, was für ein Vorgeschmack auf die Playoffs der Basketball-Bundesliga (BBL). Der FC Bayern München hat im letzten Spiel der Hauptrunde eine 98:102-Niederlage gegen die Telekom Baskets Bonn kassiert und damit einen neuen Klubrekord verpasst. Denn es war die dritte Vorrundenniederlage, so viele hatte der deutsche Meister auch in der Vorsaison nur hinnehmen müssen. Am Freitagabend hatten die Münchner Ratiopharm Ulm in eigener Halle klar mit 95:72 Punkten geschlagen, was indes wie der Misserfolg in Bonn keinerlei Auswirkungen auf die Tabelle hatte: Der FC Bayern geht als Tabellenerster in das Playoff-Viertelfinale, Gegner werden die Löwen Braunschweig sein, die mit ihrem 100:85-Sieg gegen Bayreuth die Würzburger im letzten Moment aus den Playoffs drängten. Die Bonner wiederum sind durch den Sieg auf Rang sieben geklettert, was ihnen eine Serie gegen die Bayern erspart, Bonn trifft auf Oldenburg.

Ruppiges Hauptrundenfinale: Lucic knallt auf den Rücken, Williams verletzt sich am Finger

Bayern-Coach Dejan Radonjic, der unter anderem Kapitän Danilo Barthel schonte, nahm die Niederlage nach einem spannenden, teils giftigen und stets hoch emotionalen Spielverlauf äußerlich gelassen, ihm dienten die beiden letzten Hauptrundenspiele ohnehin der Stärkung der eigenen Form. Nun hofft er, dass "alle Spieler bereit sind für die Playoffs". Wichtigste Aufgabe sei, den lange ausgefallenen Center Devin Booker in Playoff-Form zu bringen, die Leistungen gegen Ulm und in Bonn geben dafür einige Zuversicht.

Dennoch: So ganz sei man noch nicht in Playoff-Verfassung, da waren sich Spieler und Trainer einig, vielleicht sind 102 Bonner Punkte das passende Warnzeichen hierfür. Ulms Trainer Thorsten Leibenath hatte die Münchner am Freitag dennoch zum "besten Team der Liga" geadelt. Auch er habe die Partie als Probe für den Ernstfall genutzt, die Schwaben treffen als Tabellensechster auf den Dritten Alba Berlin. In drei Vierteln der Partie war Leibenath zufrieden, dann sei jedoch passiert, "was nicht passieren darf" - speziell nicht gegen den FC Bayern: In der Offensive warfen die Ulmer viel zu viele Bälle in die Hände der Münchner, hinten verteidigten sie schlecht. Die Folge: Bayern nahm Ulm in der Schlussphase auseinander, Williams und Booker hoben gleich mehrmals ab für spektakuläre Dunks. So gewannen die Bayern letztlich recht locker das 17. von 17 Heimspielen in dieser Saison. Vor den Playoffs war das eine eindrucksvolle Demonstration der eigenen Unbesiegbarkeit. "Du willst alle wissen lassen, dass du zu Hause nicht verloren hast", sagte Derrick Williams, in beiden Partien erneut mit prächtigem Auftritt.

Für das am Samstag beginnende Viertelfinale ist die Münchner Heimstärke mehr als nur ein netter Nebeneffekt. Als Hauptrunden-Erster besitzen die Bayern in jeder Serie den Heimvorteil, einschließlich des Finales würde ein fünftes und entscheidendes Spiel der Best-of-five-Serie dann im Audi Dome vor heimischem Publikum ausgetragen. Was eine einfache Rechnung ergibt: Gewinnen die Bayern weiterhin all ihre Heimpartien, sind sie Meister. Zur Sicherheit gedenkt Radonjic in dieser Woche noch an einigen Schwächen zu arbeiten, er hat zwei Punkte ausgemacht: die Defensive und den Kampf um Abpraller. In Bonn war die Verteidigung vor allem zu Beginn des dritten Viertels nachlässig, als der Gastgeber auf bis zu 17 Punkte enteilte. "Wir müssen nicht erst gut verteidigen, wenn wir zehn Punkte hinten sind", mahnte Williams. Bei den Telekom Baskets hätte es so fast noch zum Rekord-Sieg gereicht, Topscorer Booker (18 Punkte) brachte den Titelverteidiger 98:97 in Front. Die Rückkehr des wiedererstarkten Booker beschert Trainer Radonjic ein Luxusproblem, so hat er einen ausländischen Spieler zu viel im Kader. Wer aussetzen muss, dürfte sich nach dem Gegner richten, oder nach anderen nicht zu beeinflussenden Faktoren. In der vor allem in der Schlussphase ruppigen Abschlusspartie in Bonn knallte Vladimir Lucic mit dem Rücken auf den Boden und humpelte in die Kabine, Williams hatte sich schon in der Anfangsphase am Finger verletzt, er wurde behandelt, hielt aber bis zur Schlusssirene durch.

Das letzte Spiel vor Beginn der K.-o.-Runde war ein Ausblick darauf, was die Münchner Fans zu erwarten haben: krachende Dunks, tobende Zuschauer und verbissene Zweikämpfe. Kurz: Spannung und Emotionen pur.

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Quelle:
SZ vom 13.05.2019
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