Basketball:Alles nach Plan

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Volle Konzentration: Maik Zirbes an der Freiwurflinie, wo er gegen Braunschweig bei vier Versuchen eine makellose Trefferquote hinlegte. (Foto: Sven Simon/IMAGO)

Die FC-Bayern-Basketballer wahren mit dem 80:58 in Braunschweig ihre Chancen im Playoff-Rennen. Chefcoach Djordjevic verschafft seinem Zugang Dru Joyce reichlich Gelegenheit, Spielpraxis zu sammeln.

Von Joachim Mölter, Braunschweig/München

Wenn man in Basketballer-Kreisen über Devin Booker spricht, empfiehlt es sich, gleich dazu zu sagen, welchen Devin Booker man meint - es gibt nämlich zwei amerikanische Profis mit diesem Namen: einen 20 Jahre alten Guard, 1,98 Meter groß, der in seiner Heimat seit zwei Jahren für den NBA-Klub Phoenix Suns aufläuft; und einen 26 Jahre alten Center, 2,05 Meter groß, der in der Bundesliga (BBL) seit dieser Saison für den FC Bayern München aktiv ist. Beide waren an diesem Wochenende die erfolgreichsten Werfer ihrer Teams: Während jedoch der NBA-Booker mit 70 Punkten eine bemerkenswerte Marke erreichte, begnügte sich der BBL-Booker mit eher durchschnittlichen 14 Zählern. Aber im Gegensatz zu den Suns gewannen die Bayern - 80:58 (37:26) bei den Löwen Braunschweig.

"Für uns ist jeder Auswärtserfolg wichtig", resümierte FC-Bayern-Chefcoach Aleksandar Djordjevic angesichts des sich zuspitzenden Rennens um die besten Playoff-Plätze. Mit nun 44:6 Punkten bleiben die Münchner den führenden Teams aus Ulm und Bamberg auf den Fersen und wahrten ihre Chance, noch an einem der Konkurrenten vorbeizuziehen und sich damit einen größeren Heimvorteil für die K.o.-Runden zu sichern.

Bei dieser Ausgangslage hätte allerdings alles andere als ein deutlicher Erfolg in Braunschweig überrascht. Die vom ehemaligen Bundestrainer Frank Menz gecoachten Braunschweiger kämpfen gegen den Abstieg, vier Punkte haben sie noch Vorsprung vor dem Rivalen Rasta Vechta (4:46); der insolvente Klub Phoenix Hagen steht als Zwangsabsteiger bereits fest.

Erwartungsgemäß hatten die Braunschweiger in ihrer mit 3600 Zuschauern nur halb vollen Halle den Münchnern wenig entgegenzusetzen, vor allem nicht deren großen Männern. Center Maik Zirbes (2,07 Meter) trug mit acht Punkten in den ersten fünf Minuten gleich zu einem beruhigenden Vorsprung bei (12:2). "Wir haben am Anfang gar nichts gegen ihn machen können", gab Löwen-Flügelspieler Tim Schwartz zu. Das war ja auch der Plan der Münchner gewesen, wie Zirbes später erklärte: "Dass am Anfang viele Plays über mich laufen."

Es war aber nicht so, dass Braunschweig davon überrascht gewesen wäre. "Die Bayern haben viele Plays gelaufen, die wir auch so gescoutet haben", sagte Tim Schwartz. Aber die Löwen waren körperlich halt einfach unterlegen. Erst als Menz seine Defensive von Mann- auf Zonenverteidigung umstellte, bekam sein Team den Nationalspieler besser in den Griff: Im weiteren Verlauf erzielte Zirbes nur noch zwei Körbe, er kam letztlich auf zwölf Zähler.

Die etablierten Regisseure Anton gavel und Nick Johnson wirken etwas verunsichert

Sein Trainer Djordjevic fand: "Wir haben am Brett gut über die Großen gespielt - leider haben wir es dann nicht geschafft, das fortzusetzen. Braunschweig konnte unseren Rhythmus brechen." Zumindest das zweite Viertel entschieden die Gastgeber zu ihren Gunsten, 18:16. Mehr war allerdings nicht drin, im weiteren Spielverlauf kamen Zirbes' Nebenleute besser ins Spiel, vor allem Booker, der zusätzlich zu seinen Körben sechs Rebounds einsammelte, genauso viele wie Maxi Kleber. Bryce Taylor und Nihad Djedovic (je neun Punkte) sowie Danilo Barthel (acht Punkte, fünf Rebounds) und Vladimir Lucic (acht Punkte, vier Rebounds) trugen ebenfalls ihr Scherflein bei und stellten die Ausgeglichenheit des Münchner Kaders ein weiteres Mal unter Beweis. "Es ist eben unsere Stärke, dass wir aufgrund unserer Geschlossenheit immer schwer auszurechnen sind", bilanzierte Zirbes: "In jedem Spiel kann ein anderer nach vorne treten."

An diesem Sonntag war es Dru Joyce, der ein wenig nach vorne trat. Der erst kürzlich verpflichtete Spielgestalter erhielt von Djordjevic reichlich Gelegenheit, um Spielpraxis mit seinen neuen Kollegen zu sammeln. Der 32-Jährige lenkte das Spiel knapp 19 Minuten und damit länger als die bisherigen Regisseure Anton Gavel (elf Minuten) und Nick Johnson (16). Joyce war zudem erfolgreicher auf Korbjagd, er steuerte sechs Punkte bei, Johnson nur zwei, Gavel keinen. Die beiden etablierten Kräfte waren die einzigen, die am Sonntag verunsichert wirkten: Während Gavel sich selbst freistehend nicht zu werfen traute, legte Johnson sogar beim einfachen Korbleger den Ball daneben. Aber man kann halt auch nicht jedesmal so einen Sahnetag erwischen wie Devin Booker. Vor allem nicht wie der NBA-Booker.

© SZ vom 27.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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