Baseball:Hügel-Hopping

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Ungelernte Arbeitskraft: Weil der neue Pitcher Jauss schwächelt, wird am Ende sogar Christoph Ziegler (Foto) als Werfer ausprobiert - vergebens. (Foto: Claus Schunk)

Die Haar Disciples gewinnen nur eine Partie gegen Mannheim. Dabei versuchen sie es mit einem halben Dutzend Werfer

Von Christoph Leischwitz, München

Zumindest was die Stimmung auf den Zuschauerrängen angeht, verlief das Wochenende optimal. Die Baseballer der Haar Disciples hatten sich nämlich zum Auftakt der Bundesliga-Saison zwei Spiele mit den Mannheim Tornados geliefert, bei denen entspanntes Sitzenbleiben schwerfiel. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag lag das Team zunächst deutlich zurück und startete jeweils eine spannende Aufholjagd. Am Samstag verlief diese erfolgreich, 14:8 lautete das Endergebnis. Am Sonntag dauerte die Partie viereinhalb Stunden (normal sind knapp drei), doch nach zwölf Innings hatten die Gäste 10:8 gewonnen. "Das war natürlich ein Highlight. Die Zuschauer waren voll dabei", sagte Spielertrainer Michael Stephan - mehr als 200 verfolgten die Partie. Wie berichtet haben die Disciples dieses Jahr eine GmbH gegründet, sie denken nun wirtschaftlicher und sind stärker auf Einnahmen angewiesen. Die beiden Auftakt-Krimis könnten hilfreich sein, um zusätzliche Besucher in den Baseball-Park zu locken.

Das Problem war nur: Eigentlich hatten die Disciples gegen Mannheim mit zwei Siegen gerechnet. "Jeder war pumped", sagte Stephan, was so viel heißt wie: aufgekratzt, total motiviert. Und deshalb hernach umso enttäuschter. In der Offensive hatte das Team die Erwartungen weitgehend erfüllt, zumal mehrere Zugänge den Ball besonders oft trafen. Silvan Zacek (kam vom Zweitligisten Füssen) umrundete insgesamt drei Mal das Spielfeld für je einen Punkt und brachte zudem drei Mitspieler mit seinen Schlägen "nach Hause". Ruben Manriquez (kam vom Regionalligisten Garching) und der kanadische Catcher William Thorp waren ähnlich erfolgreich.

"Doch im Pitching kommt viel Arbeit auf uns zu", weiß Coach Stephan. Und das ist auch für ihn überraschend. Zwar fehlen in Lukas Steinlein und Bruno Aurnhammer noch zwei deutsche Werfer wegen Auslandsaufenthalten, Zugang Gregory Hendrix ist im Moment verletzt. Doch die Disciples hatten geglaubt, den Weggang des Erfolgsgaranten der vergangenen Saison, Gabriel Sandersius, ausreichend kompensiert zu haben. Doch der Starting Pitcher DJ Jauss erwischte am Sonntag einen richtig schlechten Tag. In knapp vier Durchgängen ließ er sechs Gegenpunkte zu, gleichzeitig gelang ihm kein einziger Strikeout, bei dem ein angreifender Spieler nach drei Fehlschlägen nicht einmal die Möglichkeit bekommt, loszulaufen.

So wurde Jauss früh ausgewechselt, die Stabilität in der Abwehr war dahin. In der Folge waren die Disciples gezwungen, insgesamt fünf verschiedene Werfer einzusetzen. Am Schluss stand sogar Christoph Ziegler auf dem Hügel, obwohl er kein gelernter Pitcher ist. Stephan hofft, dass es der einzige schlechte Tag für Jauss bleiben wird. Die Position des ausländischen Pitchers, der an jedem Spieltag in der zweiten Partie eingesetzt werden darf, sei die "wichtigste Personalie" des Kaders. Da sollte Jauss, der in der neuen GmbH gleichzeitig für die Leitung des Spielbetriebs zuständig ist, nach Möglichkeit schon noch das Niveau seines Vorgängers Sandersius erreichen. Dass er dazu fähig ist, steht für Stephan außer Frage: 2014 hatte der Floridianer sogar das Interesse des US-Profiklubs Washington Nationals geweckt, wenngleich er dort nicht den Sprung in die erste Mannschaft schaffte.

Zufrieden war Stephan mit der Leistung des 20-jährigen Markus Dierolf, der in beiden Partien zum Einsatz kam. In Spiel zwei ließ er in knapp vier Innings nur einen einzigen Hit und keinen Gegenpunkt zu. "Das war überragend. Er hat bisher fast nur in der zweiten Mannschaft gespielt, jetzt wächst er rein", sagt Stephan.

Andere Ergebnisse des Wochenendes relativierten übrigens das 1:1 nach Spielen gegen Mannheim. Die Stuttgarts Reds etwa gewannen eine Partie gegen den Titelfavoriten Regensburg Legionäre. Die Liga scheint ausgeglichener zu werden, die Spiele spannender. Das dürfte auch für das kommende Wochenende gelten, wenn die Disciples als leichter Favorit erstmals auswärts antreten - beim Favoritenschreck Stuttgart.

© SZ vom 05.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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