Baseball:Ein Mann für Rekorde

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Alles richtig gemacht: Haars Ryan Bollinger dominiert die Liga wie vielleicht noch kein Werfer vor ihm. (Foto: Claus Schunk)

Ryan Bollinger, der neue Pitcher der München-Haar Disciples, ist ein Glücksgriff. Eigentlich ist der 25-Jährige viel zu gut für die deutsche Bundesliga.

Von Christoph Leischwitz, München

15 gegen Bad Homburg, den Vorletzten - nicht schlecht. 15 gegen Stuttgart - beachtlich. Aber 17 gegen den deutschen Meister Mainz, und am vergangenen Wochenende noch einmal 16 gegen Mannheim, das sind Zahlen, die nicht einmal Michael Stephan von Ryan Bollinger erwartet hätte. Stephan ist der einzige Spieler der München-Haar Disciples, der den neuen Pitcher vor dem Saisonstart hatte spielen sehen, vergangene Saison in der australischen Liga. Nach dem direkten Aufeinandertreffen hatte Stephan sich gleich um seine Verpflichtung bemüht, obwohl er damals dachte, na ja, vielleicht hatte der US-Amerikaner ja auch einfach nur einen guten Tag gehabt. "Es zeigt sich, dass er damals wohl eher einen durchschnittlichen Tag hatte", sagt Stephan nun lachend.

"Der Ryan wird's schon richten": Nur fraglich, wie lange er bleibt

Die Zahlen, um die es geht, betreffen die Strikeouts. Jene Statistik also, an der man ablesen kann, wie viele gegnerische Schlagmänner es nicht einmal schaffen, den Ball überhaupt nur ins Feld zu bringen, geschweige denn bis zur ersten Base zu laufen. Bollinger wirft so gut, dass bislang 48,5 Prozent der Gegner frustriert den Gang zurück zur Bank antraten, 120 Mal haben Gegner sogar geschwungen, aber den zu schnellen oder zu kurvigen Ball trotzdem nicht getroffen. Umgekehrt haben es in seinen bisherigen sechs Spielen für die Münchner gerade einmal 26 Spieler auf die erste Base oder weiter geschafft. Weil danach aber oft weitere Strikeouts folgen, schaffen es die wenigsten von ihnen, eine ganze Runde ums Feld zu laufen, bisher gerade einmal drei. Kurz gesagt: Bollingers Statistiken werden zahlreiche Bundesliga-Rekorde brechen, eigentlich ist der 25-jährige US-Amerikaner zu gut für die Liga.

Für die Disciples ist Bollinger ein Glücksfall. Was in der vergangenen Saison lange die große Schwäche war - das Pitching im zweiten Spiel, in dem ein Ausländer auf dem Werferhügel stehen darf -, ist nun die große Stärke. Am vergangenen Samstag zum Beispiel sorgte Bollinger für einen Zu-null-Sieg, der Angriff kam auf neun erlaufene Punkte. Der Erfolg war besonders wichtig, denn die Münchner hatten zuvor drei Partien verloren - was vor allem auf Schwächen in der eigenen Offensive zurückzuführen ist. "Einige sind schon ganz gut, andere sind noch nicht so ins Rollen gekommen", sagt Stephan. Erfahrungsgemäß steigt aber die Zahl der getroffenen Bälle mit zunehmender Saisondauer an, weil die Spieler am Rhythmus arbeiten können und die gegnerischen Werfer bereits bekannt sind. Haar steht in einer ausgeglichenen Tabelle aktuell auf Platz drei, alles zwischen Rang zwei und sechs erscheint möglich. "Wir müssen es schaffen, in den nächsten Wochen gegen Topteams auch den ein oder anderen Sweep mitzunehmen, wenn wir oben dabei sein wollen", sagt Trainer Don Freeman. Einen Doppelsieg also. Bollinger wird dazu weiter seinen Beitrag leisten. Zwei Gefahren sehen sie bei den Disciples wegen ihm. Einerseits müsse man im Angriff permanent gegen Bequemlichkeit ankämpfen, sagt Stephan, nach dem Motto: Der Ryan wird's schon richten. Zweitens wird es schwierig werden, Bollinger für die nächste Saison zu halten. Gegen die Liga-Konkurrenz würde das vielleicht noch klappen. Doch mittlerweile sind auch durch Europa reisende Beobachter der US-Profiklubs auf ihn aufmerksam geworden.

© SZ vom 16.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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