Baseball:Abgeklärt durch Blitz und Donner

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Mann für die entscheidenden Schläge: Josh Petersen landete gegen Mannheim wichtige Treffer. (Foto: Claus Schunk)

Disciples gelingen zur Premiere ihres Trainers Philipp Howard zwei Siege in Mannheim.

Von Christoph Leischwitz, München

Sein erstes Spiel unter ihm als Cheftrainer verzögerte sich, doch nervös wurde Philipp Howard deshalb nicht. "Nervosität ist, wenn man Fehler macht. Ich würde es eher Anspannung nennen. Anspannung, das Beste zu geben", sagte der neue Chefcoach des Baseball-Bundesligisten Haar Disciples. Zumindest hätte er ins Grübeln kommen können am Freitagabend. Laut Spielplan sollte gerade das erste Spiel bei den Mannheim Tornados stattfinden, doch dann zog ein kurzes, aber heftiges Gewitter durch und setzte den Platz unter Wasser. "Ich habe aber gut geschlafen", sagte Howard über die Nacht auf Samstag. Am nächsten Tag blieben die Fehler dann aus, seine Mannschaft setzte sich knapp mit 7:6 gegen Mannheim durch. Das anschließende zweite Spiel endete etwas weniger spannend ebenfalls zugunsten der Münchner, 9:4.

Die beiden Siege gegen Mannheim waren schon allein deshalb wichtig, um den direkten Konkurrenten im Kampf um einen Playoff-Tabellenplatz einzuholen - Haar hat dank des Doppelerfolgs zudem den direkten Vergleich gewonnen. Doch es dürfte auch aus psychologischer Sicht mit Blick auf die kommenden Wochen bedeutend gewesen sein, dass die Disciples bei Howards Trainer-Debüt die Nerven behielten. In der jüngeren Vergangenheit hatte das in knappen Spielen oft nicht geklappt. "Das wichtigste ist mir, dass meine Spieler Selbstvertrauen haben. Dann geht man gleich mit einer ganz anderen Einstellung ins Spiel", sagt der 29-Jährige, der die Mannschaft von Don Freeman übernommen hat. Der US-Amerikaner war vor zwei Wochen kurzfristig abgereist, weil gleich mehrere nahe Verwandte in der Heimat schwer erkrankt sind. Howard, der Bruder von Disciples-Sportdirektor Christopher, hatte bis 2016 für die Regensburg Legionäre gespielt und mit den Oberpfälzern vier Mal die deutsche Meisterschaft gewonnen. Nach Unstimmigkeiten beendete er mit einem kurzen Intermezzo bei den Heidenheim Heideköpfen vergangenes Jahr seine erfolgreiche Karriere. Einerseits lastete vor den beiden Spitzenspielen durchaus ein gewisser Druck auf Howards Schultern. Andererseits "habe ich das als Spieler selbst alles sehr oft erlebt", sagt er.

In Spiel eins hatten die Disciples zunächst lange geführt, dem jungen Daniel Patrice gelang ein Homerun für drei Punkte, Nate Thomas erhöhte zum zwischenzeitlichen 4:1. Im achten Inning überholten die Tornados dann die Disciples, es stand 6:5 aus Sicht der Gastgeber, als das Team von Howard mit einer geschlossenen Mannschaftsleitung der Partie noch einmal eine letzte Wendung geben konnte. Silvan Zacek war es, der mit seinem Schlag zwei Mitspieler zum 7:6-Erfolg "nach Hause" brachte.

In Spiel zwei zeigte Pitcher Ryan Bollinger wie immer eine starke Leistung und kam schon fast obligatorisch auf eine zweistellige Zahl an Strike-outs (13). In der Offensive setzte Josh Petersen die entscheidenden Schläge, erst im letzten Inning gelang Mannheim ein so genannter Grand-Slam-Homerun für vier Punkte.

Als nächstes tritt der neue Tabellendritte für zwei Partien beim Tabellenzweiten in Mainz an, danach wartet ein machbares Restprogramm. Der Tabellenplatz am Ende der Punkterunde ist ab dieser Saison aber nicht mehr ganz so wichtig: Die besten vier aus Nord- und Südstaffel werden erstmals in einer Interleague-Runde spielen, in der die vorigen Siege mitgenommen werden. Erst danach finden die Viertelfinalspiele statt. "Das war alles sehr aufregend", sagte Howard über sein erstes Cheftrainer-Wochenende. Nicht mehr und nicht weniger. Die Disciples scheinen ihren Trainerwechsel mitten in der Saison ohne größere Nervosität weggesteckt zu haben.

© SZ vom 12.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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