Süddeutsche Zeitung

Badminton:In München lockt die Matchpraxis

Für Badminton-Profis wie Neuhausens Israeli Misha Zilberman wird die Bundesliga immer wichtiger.

Von Sebastian Hepp

Glück und Pech liegen manchmal nah beisammen. So hat Misha Zilberman, israelischer Badmintonprofi in Diensten des TSV Neuhausen-Nymphenburg, kürzlich nach langer, coronabedingter Wettkampfpause endlich etwas Matchpraxis sammeln können. Die Denmark Open in Odense verschafften dem 47. der Einzelweltrangliste rechtzeitig vor dem Auftakt der deutschen Erstligasaison die Gelegenheit dazu. Sein Pech war, dass er gleich in der ersten Runde auf den Japaner Kenta Nishimoto traf, den Sechsten der Weltrangliste. Und die 9:21, 10:21-Niederlage könnte für den Israeli, der in Moskau geboren wurde, wegen der weltweit steigenden Infektionszahlen vorerst der letzte Turniereinsatz gewesen sein. Die für Anfang Oktober geplante Mannschafts-WM ist abgesagt.

Umso wichtiger sind dem 31-jährigen Spitzenspieler möglichst viele Bundesliga-Partien für den TSV Neuhausen. "Auch das beste Training kann Matchpraxis nicht ersetzen" weiß Zilberman, "und in der ersten deutschen Liga bekomme ich es mit starken Gegnern zu tun". Er schätzt dort "den Teamspirit und die gute Atmosphäre". Sein Fokus ruht natürlich auf den Olympischen Spielen 2021 in Tokio. Die nötigen Punkte hierfür hat er seit dem vergangenen Jahr bei Qualifikationsturnieren gesammelt. Vom strengen Lockdown, den sein Land im September erneut verhängt hatte, war Zilbermans Reise- und Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt, als Olympiateilnehmer genießt er einen Sonderstatus. Dennoch ist das Reisen natürlich auch für ihn komplizierter geworden, zu Turnieren ebenso wie nach München, wo er am Sonntagnachmittag seinen Teil zu Neuhausens 6:1-Sieg in der Auftaktpartie gegen Jena beitrug.

So war Zilberman mit einem negativen Corona-Attest seines Heimatlandes zu den Denmark Open gereist. Zur Weiterreise nach Deutschland war ein weiteren Coronatest fällig, dessen Negativbefund nicht älter als 48 Stunden sein darf. Vom 8. November an wird es noch komplizierter. Da muss Zilberman, wenn er nach Deutschland einreist, nach heutigem Stand erst einmal für mehrere Tage in Quarantäne und darf dann erst einen Coronatest machen, der ihm einen Einsatz in der Bundesliga erlauben würde. Das will ihm Neuhausens Teammanager Philipp Blonck zumindest dann, wenn an einem Wochenende nur ein Spiel auf dem Plan steht, eher nicht zumuten.

Die Ukrainerin Natalya Voytsekh (die am Sonntag fehlte) und die Slowenin Kaja Stankovic, deren Länder derzeit ebenfalls als Risikogebiete gelten, stehen vor demselben Problem. "Wir planen im Moment nur von Spiel zu Spiel", sagt Blonck deshalb. Mit dem Bulgaren Ivan Rusev und mit Tobias Wadenka hat Blonck jedenfalls Alternativen fürs Spitzeneinzel, und mit Oliver Roth und dem Dänen Rasmus Bonde stehen von dieser Saison an auch zwei Doppelspezialisten im Kader. Beide gaben gegen Jena mit einem ungefährdeten Dreisatzsieg gegen Hofmann/Predel einen gelungenen Einstand. Zilberman bezwang im Spitzeneinzel Lennart Notni mit 8:11, 11:7, 11:5 und 11:9. "Ich habe eineinhalb Sätze lang gebraucht, um die nötige Energie und das Gefühl für den Wettkampf wiederzubekommen", stellte der Israeli danach zufrieden fest. "Die Matcherfahrung von Odense hat mir dabei geholfen."

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Quelle:
SZ vom 19.10.2020
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