Badminton:Gemeinsamer Weg zum Erfolg

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Die Geschwister Kathrin und Felix Hoffmann sind immer noch Leistungsträger beim Zweitligisten Neubiberg.

Von Sebastian Hepp, Neubiberg

Es kommt nicht allzu häufig vor, dass Bruder und Schwester gemeinsam in einem hochklassigen Badmintonteam vertreten sind. Wenn sie, wie die Geschwister Kathrin und Felix Hoffmann, auch jenseits der 30 noch Leistungsträger in ihrer Mannschaft sind, wenn sie in ihrer langjährigen Laufbahn auch bei Vereinswechseln stets nur im Doppelpack zu haben waren und sich nach wie vor bestens verstehen, dann kann man mit Fug und Recht von einem Ausnahmefall sprechen. Der Zweitligist TSV Neubiberg/Ottobrunn darf sich glücklich schätzen, ein solch rares Gespann in seinen Reihen zu wissen, allerdings ist er gewissermaßen spezialisiert auf derartige Ausnahmefälle. Der Verein scheint erfolgreiche Geschwisterpaare regelrecht anzuziehen. So gehörten über viele Jahre Julia und Michael Hauber zu den Stammspielern des Zweitligakaders.

"Früher war ich überehrgeizig": Erst ein Achillessehnenriss verhilft Kathrin Hoffmann zur Lockerheit

Was sie von den Geschwistern Hoffmann unterscheidet, ist, dass Letztere neben dem Doppel auch im Einzel zu den Besten ihres Fachs zählten, und zwar auch auf nationaler Ebene. Kathrin Hoffmann, 35, die im Alter von zehn Jahren mit dem Badminton begann, war mit 13 bereits Mitglied der Jugendnationalmannschaft und gehörte in der U19 zusammen mit der späteren deutschen Spitzenspielerin Juliane Schenk zu den drei besten deutschen Nachwuchsspielerinnen. An der Seite ihres Bruders Felix war sie Zweite der deutschen Juniorenmeisterschaften. Nach dem Abitur trainierte sie zwei Jahre lang am Olympiastützpunkt in Saarbrücken. Keine so gelungene Etappe, sagt Hoffmann im Rückblick. Nach kurzer Zeit zwang sie ein Kapsel- und Bänderriss im Sprunggelenk zu einer langen Pause. Von ihrem dänischen Trainer in Saarbrücken habe sie in der Folge zwar sehr profitiert, dennoch kehrte sie in ihre Heimatstadt München zurück, studierte Sportwissenschaften, dozierte an der Uni und wurde 2005 Zweite der Hochschul-Europameisterschaften.

Sie hat gut lachen: Dank ihrer Routine und Spielübersicht hält Kathrin Hoffmann, 35, auch deutlich jüngere Gegnerinnen in Schach. (Foto: Claus Schunk)

Der zwei Jahre ältere Felix Hoffmann, mit dem sie bis zu ihrem 21. Lebensjahr für den TSV Neuhausen-Nymphenburg in der zweiten Liga spielte, war erst im späten Jugendalter erfolgreich. Er war Zweiter der deutschen U-22-Meisterschaft. "Meine beste Platzierung war die Nummer drei auf der deutschen Rangliste im Einzel", erzählt er. Im reifen Alter von 37 Jahren wurde er unlängst im indischen Cochin Zweiter der Senioren-WM (Ü35) im Mixed und Dritter im Einzel. "Wir spielen schon immer zusammen in einer Mannschaft", erzählt Kathrin Hoffmann. Gemeinsam wechselten sie zum Erstligisten Fortuna Regensburg, nach Viernheim und zur TG Hanau. Nur beruflich entwickelten sie sich sehr unterschiedlich: Felix Hoffmann ist Luft- und Raumfahrtingenieur, Kathrin Sportlehrerin an einem Münchner Mädchengymnasium. "Eine vielseitige Aufgabe, die mir viel Spaß macht", sagt die 35-Jährige.

Späte Ehre: Felix Hoffmann, 37, ist kürzlich Dritter der Senioren-Weltmeisterschaft geworden. (Foto: Claus Schunk)

Wenn man ihr bei einem ihrer Zweitligaeinsätze für Neubiberg zuschaut, dann ist ihr Spaß am Badminton nicht zu übersehen. Sie lacht viel und hat auch gut lachen, denn dank ihrer Routine und Spielübersicht hält sie meist auch deutlich jüngere Gegnerinnen in Schach. Und wenn es doch einmal eng wird, dann ist Bruder Felix zur Stelle und gibt ihr in der Pause vor dem Seitenwechsel ein paar Ratschläge.

Das mit der Lockerheit auf dem Court war bei Kathrin Hoffmann nicht immer so. "Ich war früher oft überehrgeizig", erzählt sie. Zu neuer Gelassenheit verhalf ihr kurioserweise ein Ereignis, das zunächst einen Einschnitt in ihrer sportlichen Karriere bedeutete. Bei einem Zweitligaeinsatz für die TG Hanau riss bei ihr ausgerechnet bei ihrem alten Verein Neuhausen die Achillessehne. Als sie wieder mit dem Badminton begann, verspürte sie als Rekonvaleszentin keinen Druck mehr und gewann auf einmal gegen Spielerinnen, gegen die sie vorher nicht gewonnen hätte. "Es ist alles eine Kopfsache", weiß Hoffmann und verweist auf die Tennisspielerin Angelique Kerber. "Seit sie keinen Druck mehr verspürt, die Nummer eins sein zu müssen, ist sie auch wieder da."

© SZ vom 22.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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