Süddeutsche Zeitung

ASV Dachau:Verschworener Haufen

Warum die U13/U14-Volleyballer des ASV Dachau dominieren

Von Horst Kramer, Dachau

Wenn der selige Sammy Drechsel noch leben und über Volleyball statt über Fußball schreiben würde, dann hätte er in ihnen die Rollenvorbilder für eine Fortsetzung seines Klassikers "Elf Freunde müsst Ihr sein" gefunden. Die Rede ist von den U13- und U14-Volleyballern des ASV Dachau, 16 Jungs im Alter zwischen elf und 13 Jahren. Eine fröhliche bis überschwängliche Gruppe, so hat es den Anschein, wenn man ihnen außerhalb der Halle begegnet. Eine Gruppe, die auf dem Feld aber umgehend auf die Anweisungen ihrer Trainer reagiert.

Die Nachwuchs-Volleyballer werden von Torsten Schulz ausgebildet, dem ehemaligen Berliner Bundesliga-Spieler und einstigen ASV-Chefcoach, sowie von Berti Golf, der jahrelang beim Champions-League-Team von Generali Unterhaching sowie den Hotvolleys Wien als Trainer arbeitete und lange in Berlin lebte. Der Heimat von Sammy Drechsel, das nur am Rande. Berti Golf ist es auch, der eine bemerkenswerte Aussage im Gespräch mit der SZ macht: "Wir legen größten Wert darauf, dass sich die Jungs gut entwickeln können und das Optimale aus ihren Anlagen herausholen. Wenn sie denn gut ausgebildet sind, dann ist eine Meisterschaft ein Abfallprodukt. Titel sind nicht die Ziele unserer Ausbildung."

Der Kader hat heuer gleich drei solche Abfallprodukte eingesammelt. Sowohl die U13 als auch die U14 wurden Bayerische Meister. Als Krönung folgte die Deutsche Meisterschaft der U14, errungen Mitte Mai in Konstanz (bei den U13-Volleyballern wird kein deutschlandweites Championat ausgerichtet).Das U14-Team des ASV Dachau führte die Konkurrenz am Bodensee regelrecht vor: In den sechs Partien des Turniers verloren die Stadtwälder keinen einzigen Satz. Das Finale gegen die L.E. Volleys aus Leipzig dominierten sie mit 25:9 und 25:16.

Noch im vergangenen Herbst hatten die Dachauer den Kürzeren gegen die Sachsen gezogen. Ort des Geschehens war ein internationales Turnier in Berlin. "Doch schon damals dachte ich mir, dass wir die Leipziger packen können", erinnert sich Golf und vergisst dabei kurz seine pädagogische Linie. Gleich darauf findet er sie aber wieder und lobt seine Jungs: "In Konstanz haben sie phasenweise richtig schönes Volleyball gespielt", sagt Berti Golf.

Die Stärke des Kaders liegt wohl in seiner Mischung und in der Tatsache, dass die Spieler einen verschworenen Haufen bilden. Es gibt sehr erwachsen wirkende Teenager wie den 13-jährigen Tobias Besenböck, Sohn der deutsch-österreichischen Volleyball-Ikone Wolfgang Besenböck, eines 120-fachen Nationalspielers. Oder den zwei Jahre jüngeren und zwei Köpfe kleineren Finn Kaiser, der von seinen Kollegen als "Stimmungskanone" und "Motivator" beschrieben wird und wahrlich nicht auf den Mund gefallen ist. Manche der Jungs sind eher zurückhaltend wie der Yabor Sabev, andere scheinen temperamentvoller angelegt zu sein wie Luca Schoger oder Florian Scheuerer. Einige haben sehr präzise Vorstellungen, was sie einmal werden wollen. Tobias Besenböck definiert seine Ziele zum Beispiel mit "Nationalspieler" und "Ingenieur bei Audi in Ingolstadt." Finn Kaiser engagiert sich hingegen außer beim Volleyball auch noch beim Fußball; die Berufswelt ist dem Fünftklässler indes noch sehr fremd.

Bei der Frage nach der Vereinbarkeit von Schule und Sport werden die meisten Buben - durch die Bank Schüler des Dachauer Ignaz-Taschner Gymnasiums und des Moosacher Gymnasiums - dann doch etwas stiller. Was übrigens auch sehr an Sammy Drechsels Buch über die elf Freunde erinnert.

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Quelle:
SZ vom 13.06.2015
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