American Football: Munich Cowboys:Nächste Saison, ganz bestimmt

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"Eines der besten Spiele der Saison" hatten die Footballer der Munich Cowobys angekündigt. Es folgte eine Schlappe gegen Berlin. Coach Phil Hickey glaubt dennoch an eine bessere Zukunft.

Florian Haas

Die Sonne. Die Anstrengung. Die Abreibung. Phil Hickey öffnete erstmal ein Bier und trank den ersten Schluck derart genussvoll, als sei er Hauptdarsteller in einem Werbespot. Der Headcoach der Munich Cowboys war aber Hauptdarsteller in der Pressekonferenz.

Ratlose Cowboys: Nur zwei Siege, eine schwache Trainingsbeteiligung und Auswärtsspiele in Rumpfbesetzung. "Wir haben 40 Spieler, die nehmen mitten in der Saison Urlaub", klagt der Trainer. Die Folgen waren gegen Berlin zu beobachten. (Foto: Claus Schunk)

Und weil seine American Footballer gegen die Berlin Rebels mit 7:43 Punkten verloren hatten, musste Hickey Fragen schlucken, die ihm weniger schmeckten als das Kaltgetränk: Hickey stellte das Glas ab und antwortete. Berlin habe stark gespielt, seine Mannschaft erneut den Start verschlafen - dann aber ordentlich gespielt. Zuvor hatte Hickey via Stadionheft "eines der besten Spiele der Saison" angekündigt. Nun ja.

Vor gut 700 Zuschauern im Dantestadion mühte sich der Vorletzte der ersten Liga Süd, das Interconference Game gegen die abstiegsbedrohten und entsprechend engagierten Berliner offen zu gestalten. Das Laufspiel war okay, der Einsatz stimmte, die Pässe von Quarterback Gary Lautenschlager fanden zusehends ihr Ziel - also meist Wide Receiver Tarik Ibrahim, den besten Münchner, der im dritten Viertel mit seinem Touchdown sechs Punkte erzielte und den Ein-Punkt-Kick von Berat Kllapija erzwang.

Nur: Gegen eine Zement-Defensive reichte das nicht, und gegen die Offensivklasse der Gäste gleich gar nicht. Der sprintstarke David McCants wirbelte die Cowboys wild durcheinander, der spektakuläre Running Back Rory Johnson dampfte alles nieder. In Punkten las sich das so: 0:14 nach dem ersten Viertel, 0:21 zur Halbzeit, 7:35 nach drei Vierteln, 7:43 am Ende. Die Unterlegenheit gegen den Fünften der starken Nordgruppe bleibt wohl dennoch folgenlos: Denn die Weinheim Longhorns werden ihre restlichen Spiele mit größter Wahrscheinlichkeit verlieren und in die Abstiegsrelegation gehen, während die Cowboys diese Saison als Fünfter besser beenden als die vorherige.

"Die Mentalität muss geändert werden"

Weinheim werde man im letzten Saisonspiel am 4. September in die Relegation schicken und so Revanche üben für 2009, als man selbst in (erfolgreich gestaltete) Entscheidungspatien gezwungen wurde. Das sagt Quarterback Lautenschlager. Das sagen alle. Das begeistert keinen. Vor der Spielzeit hatte Hickey die Playoffs als Ziel ausgegeben und erklärt, die zu Plattling gewechselten Nationalspieler seien ersetzbar.

Es folgten: nur zwei Siege, eine schwache Trainingsbeteiligung und zuletzt sogar Auswärtsspiele in Rumpfbesetzung. Selbst vor der Partie gegen Berlin habe er die Jungs nicht ins Training bekommen, sagte Hickey: "Wir haben 15 bis 17 Spieler, die wissen, was es heißt, in der GFL zu spielen. Und wir haben 40 Spieler, die nehmen mitten in der Saison Urlaub. Die Mentalität muss geändert werden."

Dass ein Wechsel der Denkart allein keinen Erfolg garantiert, weiß Hickey. Er glaubt, dass man kommende Saison durch die diesjährige Erfahrung reifer sein werde und schlauer. Er hofft auf einige Rückkehrer aus Plattling. Er will mit Talenten aus der eigenen Bayernmeister-Jugend "die fehlende Tiefe" im Kader beheben. Er möchte auf teure Zukäufe verzichten, in der Off-Season besser arbeiten, Sponsoren holen.

Hickey, ein guter Coach und ein großer Optimist, ist sich sicher: Nächste Saison geht es aufwärts. Und langfristig ganz nach oben. Die Richtung stimme, die Zusammenarbeit sei im Verein eng wie nie. "Klassenerhalt ist kein Ziel. Das ist Pflicht. Ich glaube weiter, dass wir in zwei Jahren um die Meisterschaft spielen können. Es gibt genügend deutsche Spieler in der Umgebung. Wir haben die Basis." Und: Man habe keine Wahl bei den geringen Mitteln, bei dem "Mist, der in den letzten sieben Jahren passiert ist". Nach der Kritik an früheren Verantwortlichen trank Hickey einen Schluck. Dann ging er.

© SZ vom 24.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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