Süddeutsche Zeitung

Alpenvolleys-Manager Kronthaler:"Teuer ist's halt"

Vor dem Achtelfinale beim ukrainischen Meister Lviv spricht Hannes Kronthaler über den Sinn des CEV-Cups, über gefährlich unbekannte Gegner - und seinen Erfolg gegen Georg Grozer.

Interview von Sebastian Winter

Die Alpenvolleys Haching treffen an diesem Mittwoch im Achtelfinal-Hinspiel des CEV-Cups tief im europäischen Osten auf den ukrainischen Meister Barkom-Kazhany Lviv. Ein Gespräch über Kosten und Nutzen des wenig lukrativen zweithöchsten europäischen Volleyball-Wettbewerbs CEV-Cup.

SZ: Herr Kronthaler, wie kompliziert ist die Reise nach Lviv in die Ukraine?

Hannes Kronthaler: Die einfachste Reise ist es nicht, aber wir haben ganz gute Verbindungen. Hin über München nach Lviv, zurück über Wien nach Innsbruck. Unser neuer Außenangreifer Dmitriy Shavrak fehlt dann noch, auch für das Heimspiel gegen Düren am Sonntag geht sich das wohl noch nicht aus. Aber ich lasse mich gerne überraschen. Teuer ist's halt.

Wie teuer?

12 000 Euro. Wir reisen meistens mit 18 Leuten zu internationalen Spielen, das ist die normale Belegschaft. Nach Finnland zu unserem Erstrundenspiel im CEV-Cup gegen Sastamala hat es auch so viel gekostet, weil wir ja noch das Ligaspiel in Giesen auf dem Weg hatten und über München und Hannover nach Tampere gereist sind. Nach Thessaloniki (schied gegen Lviv in der ersten Runde aus, d. Red.) hätte es uns sicher nur die Hälfte gekostet. Und für den Flug zu einem Spiel nach Berlin hin und zurück zahle ich gerade mal 3500 Euro.

Wie ist denn das Budget der Alpenvolleys für den CEV-Cup, der ja nur der zweithöchste europäische Wettbewerb nach der Champions League ist?

Ich rechne immer damit, dass wir in die zweite Runde kommen, wo wir jetzt auch sind, und veranschlage 40 000 Euro. Letztes Jahr war es nicht ganz so teuer, als wir nach Novi Sad und ins Trentino gereist sind. Und heuer, falls wir Lviv schlagen und ins Viertelfinale kommen sollten, kriegen wir neuerdings immerhin 15 000 Euro Preisgeld. Im Semifinale bekommt man 30 000, dann rentiert es sich schon fast.

Klingt zugleich nicht nach großem Geld.

Der Europapokal war noch nie ein finanzieller Gewinn. Mich haben sie solche Sachen auch immer gefragt, als ich mit Innsbruck noch in der Champions League gespielt habe. Die kostet noch ein bisschen mehr, dafür sind dort TV-Verträge dahinter. Generell kann ich meinen Sponsoren sagen, ich spiele Europacup, bin auf der internationalen Bühne. Ich bin der Meinung, dass eine Profi-Mannschaft wie wir immer in Europa spielen sollte, auch CEV-Cup. Ansonsten wäre das ein Armutszeugnis.

Aber die Liveübertragung bei sporttotal.tv mussten Sie gegen Sastamala selbst stemmen. Die CEV, der europäische Volleyball-Verband also, hat dort nicht einmal einen Streaming-Partner.

Mit der CEV gibt es überhaupt keine TV-Verträge. Wir haben gegen Sastamala angefragt, ob wir das Spiel in sporttotal.tv mit unserer Kamera übertragen können. Alles andere wäre Blödsinn gewesen, da wir das Equipment ja haben. Letztes Jahr durften wir das noch nicht von der CEV aus.

Der Gewinner bekommt 80 000 Euro, was Ihren Klub auch nicht reich machen würde. Aber selbst das Halbfinale ist für die Alpenvolleys kaum realistisch. Denn sollten Sie ins Viertelfinale kommen, würde wahrscheinlich Georg Grozer mit St. Petersburg auf Sie warten. Ein Ansporn?

In Deutschland redet jeder über den Grozer, aber der ist bei mir nicht so präsent im Kopf. Auch wenn das eine gute Sache wäre, klar. Da fällt mir ein: 2009/10 haben wir in der Champions League mit Innsbruck in Friedrichshafen 1:3 verloren und sie dann im Rückspiel 3:0 aus der Halle geschossen. In 70 Minuten. Und Grozer hat bei Friedrichshafen gespielt. Danach haben wir allerdings gegen Bled knapp das Final Four in Polen verpasst, das dann abgesagt und verschoben wurde, weil der polnische Präsident Kaczyński damals mit dem Flugzeug abgestürzt ist.

Sie waren also froh, sich dann doch nicht qualifiziert zu haben?

Im Falle des Finaleinzug hatte ich geplant, einen Fanflieger von Innsbruck aus zu chartern. Damals dachte ich mir: Gott sei Dank haben wir das nicht geschafft. Da hockst du dich in den Flieger, landest, kannst direkt wieder heimfliegen. Und bleibst auf allen Kosten sitzen.

Die Partie gegen Grozer würde, wie das Rückspiel gegen Lviv am 11. Februar, in Unterhaching stattfinden. Erwarten Sie gegen Lviv mehr als die nur 400 Zuschauer, die gegen Sastamala gekommen sind?

Das wird sicher wieder schwierig, viele Leute reinzubringen in die Halle. Die Finnen kennt kein Mensch, Lviv auch nicht, aber trotzdem sind die Ukrainer stark. Das ist so ungefähr das schlechteste Los: Eine Mannschaft, die keiner kennt, und die trotzdem gut ist. Für mich ist aber immer wichtiger, dass wir in der Liga die Halle gut füllen.

Die CEV hat den Alpenvolleys als "deutschem" Verein verboten, Europapokal-Heimspiele in Innsbruck auszutragen. Was ist, wenn Sie sich fürs Playoff-Finale und damit für die Champions League qualifizieren - unter der Voraussetzung, dass das Projekt Alpenvolleys in der Saison 2020/21 weitergeht?

Wenn ich es wirklich schaffen sollte, dass es hier weitergeht, dann können wir die Champions League auch nicht in Unterhaching spielen wegen der Halle. Und wenn ich Champions League spiele, brauche ich noch mal 100 000 Euro mehr. Dann muss das eine Halle sein wie der Audi Dome. Ich finde es lässig, dass Herrsching bald dort seine Heimspiele austrägt, und es ist grundsätzlich gut, dass diese Arena für Volleyball geöffnet wird. Und ich kann mir jetzt in aller Ruhe anschauen, ob und wie ein Heimspiel dort dann funktioniert.

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Quelle:
SZ vom 29.01.2020
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