Abschluss der SZ-Serie:Chill mal, Löwe

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Zum Start in die Restrunde der Fußball-Bezirksliga: Der FC Phönix München stellt die jüngste Mannschaft der Liga. Nach einer turbulenten Vorsaison standen die Zeichen klar auf Umbruch, die Abstiegszone hat das neu formierte Team verlassen.

Von Raphael Weiss, München

Vor dem Vereinsheim des FC Phönix München steht eine Löwenstatue. In Tracht gekleidet wacht sie, mit Blick Richtung Spielfeld, über den Verein. An der Wand zum Vereinsheim steht Mia san Phönix. "Wir wohnen in einem sehr internationalen Viertel. Die Mischung zwischen bayerischer Tradition und unserem internationalen Team ist Teil unseres Charakters", sagt Christian Tholl, der erste Vorsitzende. In der Bezirksliga-Mannschaft spielen viele Fußballer mit internationalem Familienhintergrund. "Aber darauf schauen wir gar nicht, das Wichtigste ist der Charakter der Jungs. Nur eine Bedingung haben wir: In der Kabine wird Deutsch gesprochen", sagt Teammanager Serhan Polat.

Trotzdem verstehen die Verantwortlichen nicht immer, wenn sich die Spieler der ersten Mannschaft unterhalten: "Wir haben so eine junge Mannschaft. Das ist eine eigene Sprache. Wenn die vom Chillen, Millen, was-weiß-ich-was reden, blick' ich oft nicht durch", sagt Polat. Denis Knezevic lacht, als er das hört und schüttelt den Kopf. Der 23-Jährige spielt seine vierte Saison beim FC Phönix: "Wir haben echt eine super Truppe. Die Stimmung ist was Besonderes." In dieser Saison ist Knezevic zum Kapitän aufgestiegen: "Klar ist die Brust jetzt ein bisschen breiter, wenn ich mit der Binde auflaufe. Ich bin öfter am Vereinsgelände, spreche oft mit dem Trainer und dem Vorstand, das ist sehr schön. Aber ich muss auch in jedem Training mit 100 Prozent vorangehen und schauen, dass ich alle Jungs mit ins Boot hole."

Mit einem Altersschnitt von 21,4 Jahren stellt der FC Phönix die jüngste Mannschaft der Bezirksliga. "Wir waren mutig im Sommer. Sehr mutig", sagt Polat. Fast 20 neue Spieler kamen vor der Saison zu Phönix, fünf davon aus der eigenen Jugend. Viele von ihnen spielen zum ersten Mal in der Bezirksliga. "Das Motto ist ganz klar: Jugend forscht", sagt Polat.

Der Verein aus Berg am Laim spielt seit zehn Jahren Bezirksliga. Die vergangene Saison war die vielleicht turbulenteste: Bis zum Schluss steckte die Mannschaft im Abstiegskampf, hatte drei verschiedene Trainer, es gab Unstimmigkeiten im Vorstand. "Das ist alles Vergangenheit, wir wollten einen klaren Cut machen", sagt Tholl.

Schon vor der laufenden Saison war klar, dass alles im Zeichen des Umbruchs stehen würde. Nur fünf Spieler blieben. In Michael Wagner holte der Verein einen Trainer, der es gewohnt ist, junge Fußballer auszubilden: Acht Jahre arbeitete er im Nachwuchs der SpVgg Unterhaching. "Bei manchen fange ich im taktischen Bereich bei Adam und Eva an. Da erkläre ich Raumdeckung, Verteidigungsstrategien. Und junge Spieler sind manchmal ein bisschen labiler, was die Trainingsbeteiligung angeht. Da feiert die Oma auch mal den dritten 80. Geburtstag", sagt Wagner lachend. Doch er arbeite gerne mit jungen Spielern, besonders mit denen bei Phönix: "In jedem schlummert etwas, das ist unglaublich. Die hatten vielleicht nicht das Glück, dass sie ein großer Verein entdeckt, aber die haben alle Talent, sind intelligent. Da gibt es keine Ellbogen und keine Diven."

Allen im Verein war klar, dass der junge Kader Risiken birgt. Das Saisonziel heißt Klassenerhalt. Die Mannschaft stand über weite Strecken der Hinrunde auf einem Abstiegsplatz, doch mit zuletzt elf Punkten aus sechs Spielen kämpfte sie sich empor. Vor dem ersten Spiel nach der Winterpause an diesem Sonntag (15 Uhr beim Herakles SV) steht sie auf Rang zehn.

Zuletzt wurde ein neuer Jugendkoordinator geholt, um dort professioneller zu werden. Das weiß auch die Konkurrenz: "Wir haben Probleme, dass andere Vereine bei uns das Räubern anfangen und den Kindern sonst was versprechen. In den letzten zwei Jahren ist es extrem geworden, dass Jugendspieler am Anfang der Saison plötzlich scharenweise sagen: ,Wir wechseln jetzt'", sagt Tholl. Er und Polat wollen, dass der FC Phönix weiter zusammenwächst, dass jeder Spieler das Gefühl hat, dass der Verein ihm etwas bietet. Jedes Spiel der ersten Mannschaft begleiten Einlaufkinder, für den Nachwuchs ein Signal, dass sie Teil des Klubs sind und dazugehören. "In den letzten Jahren wurde den Jungs gezeigt, wie nah die erste Mannschaft an der A-Jugend ist. Es ist durchlässig", sagt Polat.

Einer, der auf dem Sprung von der A-Jugend zur ersten Mannschaft ist, ist Simon Kappelmayr. Bei der 1:9-Niederlage gegen den 1. FC Penzberg debütierte er in der Bezirksliga. Wagner erinnert sich: "Nach dem Spiel kam er zu mir und sagte: ,Michi, dass ich das erleben durfte, Wahnsinn!' Für den ist das wie Champions League. Der ist sein ganzes Leben schon im Verein, für den gibt es nichts Schöneres."

Bisher erschienen: SV Dornach (7.2.), SC Unterpfaffenhofen-Germering (14.2.), SV Waldperlach (21.2.), SC Baldham-Vaterstetten (28.2.), FC Finsing (6.3.), FC Hertha München (8.3.), SV Neuperlach (12.3.), Kirchheimer SC (14.3.)

© SZ vom 19.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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