Süddeutsche Zeitung

Absage:Keine Action im Park

Das Extremsport-Festival Munich Mash im Münchner Olympiapark fällt ersatzlos aus.

Von Ralf Tögel

Überraschend kam die Nachricht nicht, sagt Tobias Kohler. Der Pressesprecher der Olympiapark GmbH hat mittlerweile eine gewisse Routine in Sachen unangenehme Botschaften, der Regierungsbeschluss vom vergangenen Mittwoch zum weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie kam also nicht unerwartet. Alle Großveranstaltungen sind bis Ende August untersagt, das trifft natürlich auch den Freistaat, das trifft natürlich auch München und es trifft ganz besonders die Olympiapark München GmbH (OMG). Der Veranstaltungssommer fällt somit aus.

"Es schmerzt sehr, neben den vielen anderen Veranstaltungen auch unsere drei eigenen Highlights absagen zu müssen. Aber es war ja absehbar, und es trifft uns nicht unvorbereitet. Trotz der für alle Beteiligten sehr schwierigen Zeit sind wir der Meinung, dass die Gesundheit unser höchstes Gut ist und wir in dieser Situation auf Sommernachtstraum, Mash und Sommerfestival leider verzichten müssen", teilt Kohler mit. Allein das Actionsportspektakel Mash lockte im vergangenen Juni noch 80 000 Menschen in den Olympiapark. Dabei geht es bei diesem Extremsportfestival ganz besonders um das, was es derzeit zu verhindern gilt: um Nähe. Das bedeutet nicht nur, dass man die besten BMX-Fahrer, Wakeboarder oder Skateboarder, die diese Sportarten zu bieten hat, hautnah erleben kann. Gemeinsam Spaß haben ist das Motto, bei Mitmachaktionen, dem Lauschen der vielen Bands auf der Mash-Bühne oder dem Erleben von szenetypischer Kunst im Cultural Village. Und natürlich mit Extremsport allererster Güte. Wo sonst steht denn schon ein Weltmeister mitten in der Menge, plaudert oder macht Selfies mit den Fans?

Der Münchner Lokalmatador Dominik Gührs ist einer dieser Weltklasseathleten ohne jede Berührungsängste, er hatte bis Mittwoch noch gehofft, dass man Munich Mash noch irgendwie hinbekommt. "Ich habe mir das schon gedacht, es ist ja jetzt alles gecancelt worden", sagt der 30-Jährige, der sich derzeit in München mit Radfahren und Joggen fit hält. Sein Wakeboard aber muss bis auf Weiteres im Trockenen bleiben, "es ist ja klar, dass die Gesundheit Vorrang vor allem hat". Noch geht es ihm gut, erzählt er, zwar würden ihm die Einnahmen der vielen Contests und Veranstaltungen fehlen, wie etwa Preisgelder, er habe aber gute Sponsorenverträge. Actionsportler zählen ohnehin nicht zu den pessimistischen Zeitgenossen, Gührs hofft also, "dass das alles schon wieder wird. Wir sitzen ja alle in einem Boot".

Frank Seipp, der mit Markus Schnetzter für die Mash-Organisation verantwortlich zeichnet, klingt da schon deutlich frustrierter: "Wir sind seit acht Monaten dran", sagt er, teilweise wurde schon im vergangenen Jahr mit den Athleten gesprochen, schließlich sei Mash "ein Ganzjahresprojekt". Spätestens im April muss die komplette Planung stehen, die letzten Monate dienten nur noch der Umsetzung.

Die OMG veranstaltet das Festival ja in Eigenregie, immerhin der finanzielle Schaden halte sich so im Rahmen, erklärt Pressechef Kohler, bis auf wenige Werbemaßnahmen konnte fast alles zurückgerufen werden. "Es war ja lange klar, dass es Schwierigkeiten mit dem Termin geben könnte", sagte Kohler, nun werde man den ganzen Frust in Motivation umwandeln und mit viel Elan und Herzblut den Mash 2021 angehen.

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Quelle:
SZ vom 18.04.2020
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