Spitznamen der Münchner Clubs:Niedliche Nächte

Die Münchner Nachteulen sind keine harten Kerle, sondern zart besaitete Weicheier. Denn sie feiern am liebsten in Clubs, die verniedlichende Namen tragen.

Lisa Sonnabend

"Sieben Sünden" begehen die Münchner samstags in den Drei Türme in den Optimolwerken. Das Motto des Clubabends: "Die Beichte kann warten." Auf dem Plakat räkelt sich eine Frau verführerisch in Strapsen. Das Max & Moritz wirbt damit, dass hier freitags "Hasenalarm" herrscht, der Q-Club hat am Donnerstag bei der Porno Lounge "die heißesten Frauen der Stadt" im Angebot und das P1 lädt jeden Sonntag zur "Fleischbeschau".

Die Werbeplakate der Münchner Clubs erwecken den Eindruck, dass das Nachtleben etwas für harte Kerle ist, die einen auf dicke Hose machen. Doch weit gefehlt - die explizite Reklame geht leider völlig am Zielpublikum vorbei! Denn viele Münchner Nachteulen sind im Grunde ihres Herzens zart besaitete Weicheier.

Niemals würden sie sich zur Fleischbeschau verabreden, sondern sprechen, wenn sie das P1 meinen, stets verniedlichend vom "Stüberl". Die Gäste suchen offenbar nachts nicht nur schnellen Sex, sondern auch vertraute Behaglichkeit. Die Nachtgalerie in der Landsberger Straße, die angesteuert wird, um möglichst viel möglichst günstig zu trinken, wird mit Spitznamen nicht etwa "Suffgalerie" genannt, sondern liebevoll als "Naga" bezeichnet. Und die Schwabinger 7, in der nur harte Mucke läuft, hat von ihren Stammgästen den süßen Namen "Schwasi" bekommen.

Die Münchner feiern zudem lieber im "Atömchen" statt im Atomic Café, trinken das Bier lieber in der "Favo" statt in der Favorit Bar und besuchen Konzerte in der "Olyhalle" und nicht in der Olympiahalle.

Nur ein Spitzname ist genauso spitz wie Nachbars Lumpi oder die Botschaften der Werbeplakate der Clubs. Die Milchbar in der Sonnenstraße wird im Münchner Jargon "Hin und Mit" genannt - da das Gerücht besagt, dass hier hübsche Mädchen oder Jungs besonders einfach abzuschleppen sind. Das hätten selbst die Werbestrategen der Clubs auf ihren Plakaten nicht prägnanter formulieren können.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: