Spitzenköche am heimischen Herd:Von Störern und Drückebergern

Wie geht es zu am heimischen Herd der Spitzenköche? Wer hat das Tranchiermesser in der Hand? Sechs prominente Paare erzählen ihre Geschichte.

Von Franz Kotteder

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Witzigmann & Schnelldorfer

Eckart Witzigmann aus dem Buch "Das erste Ma(h)l" von Stephanie Bräuer

Quelle: Michael Schinharl

Andere Frauen in Stephanie Bräuers Buch haben es vergleichsweise leicht, die haben nur einen Sternekoch im Haus. Nicole Schnelldorfer aber gleich einen Jahrhundertkoch! Diesen Titel bekam Eckart Witzigmann einst vom Gourmetführer Gault & Millau verliehen, nur eine Handvoll weltweit tragen diesen Titel. Erschwerend kommt hinzu, dass Witzigmann seinen Beruf zusätzlich noch als Hobby auslebt und auch privat kaum vom Herd zu vertreiben ist. Als sie zum ersten Mal für ihn kochte, erzählt Nicole Schnelldorfer, gab es Spaghetti Carbonara, "und ich musste ihn aus der Küche schmeißen, weil ich selbst mal kochen wollte und zeigen, dass ich auch alleine klar komme". Das ging nur, indem sie irgendwann die Küchentür absperrte, denn sonst wäre Witzigmann doch wieder zum Helfen reingekommen. Die beiden sind viel in der Welt unterwegs, denn auch wenn Witzigmann längst kein Restaurant mehr führt, so ist er doch ein viel gefragter Experte in nahezu allen kulinarischen Fragen. Wenn sie mal zu Hause kochen, dann ist das die Arbeit von Witzigmann. Schnelldorfer ist dann vor allem für die Vinaigrette zum Salat zuständig und für die Desserts: "Da ergänzen wir uns ganz gut."

Im Bild: Nicole Schnelldorfer und Eckart Witzigmann

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Die Fausters

Martin Fauster aus dem Buch "Das erste Ma(h)l" von Stephanie Bräuer

Quelle: Michael Schinharl

Der Chefkoch vom Restaurant Königshof gab sich wirklich große Mühe beim ersten privaten Essen für die elf Jahre jüngere Service-Mitarbeiterin Nicole, die ihm wegen ihrer Fröhlichkeit schon am ersten Tag aufgefallen war. Es gab Rindertatar, Jakobsmuscheln und Zander mit Kartoffelpüree. "Er hatte quasi ein Flying Buffet vorbereitet", erzählt Nicole, die heute den Bankettservice der Geisel-Privathotels leitet, zu denen auch der Königshof gehört. Da war es natürlich nicht ganz einfach, sich zu revanchieren, aber Nicole überzeugte den aus der Steiermark stammenden Sternekoch nicht nur mit ihrer Lasagne aus österreichischen Karotten, sondern vor allem mit ihrer offenbar traumhaften Donauwelle. Seit acht Jahren sind sie nun verheiratet, und noch immer ist Nicole Fauster für die Torten zuständig, vor allem zum Geburtstag. Martin Fauster bekommt jedes Jahr eine von ihr und gibt beschämt zu, dass er es umgekehrt noch nie geschafft hat, ihr eine zu backen. Stimmt, sagt Nicole, "da müsste man mal dran arbeiten". Ohnehin ist Fauster kein großer Daheim-Kocher, wie er zugibt: "Wenn man den ganzen Tag in der Küche steht, hat man in seiner Freizeit keine Lust mehr, zu Hause so aufwendig zu kochen."

Im Bild: Nicole und Martin Fauster

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Die Käfers

Michael Käfer  aus dem Buch "Das erste Ma(h)l" von Stephanie Bräuer

Quelle: Michael Schinharl

Michael Käfer ist zwar kein Spitzenkoch, aber wenn es in München um gehobene Gastronomie geht, gehört sein Feinkostunternehmen zu den ersten Adressen. Insofern könnte man vermuten, im Kühlschrank von Clarissa und Michael Käfer fände man hauptsächlich Hummer und Kaviar vor. Stimmt aber nicht. "Wiener Würstchen, die sind eigentlich immer da", sagt Michael Käfer, "ein bisschen Käse und Aufschnitt, und was wir wirklich immer zu Hause haben, ist unser tolles Käferbrot."

Klingt bescheiden, und war schon einmal noch bescheidener. Tatsächlich, ergänzt Ehefrau Clarissa im Buch, war Käfers Kühlschrank ziemlich leer, bevor sie 2007 heirateten. Und erst mit den Zwillingen, die 2011 auf die Welt kamen, wurde der Inhalt noch einmal ein ganzes Stück gesünder. Die Hochzeitsreise der beiden Käfers ging übrigens ganz klassisch nach Paris - aber nicht zum Sightseeing, wie es Clarissa insgeheim wohl erhofft hatte, sondern von einem weltberühmten Markt zum anderen bekannten Delikatessengeschäft. In der Familie ist Clarissa vor allem für die Kuchen und andere süße Sachen zuständig, von denen sich ihr Mann der Kalorien wegen fernzuhalten versucht. Oft vergeblich, sagt er.

Im Bild: Clarissa und Michael Käfer

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Die Marquards

Stefan Marquard aus dem Buch "Das erste Ma(h)l" von Stephanie Bräuer

Quelle: Michael Schinharl

"Bloß keinen aus der Gastronomie!" Da war sich Christine absolut sicher, als sie Stefan Marquard kennenlernte. Ihre Familie hatte ja selbst eine Wirtschaft, und daher wusste sie, was ihr blühen konnte. Aber dann bewarb sich ihr Bruder um einen Job im damaligen Restaurant von Marquard - und bekam ihn bloß, weil er mit seiner Schwester gekommen war und Marquard sich sofort in sie verliebt hatte. Bei ihr dauerte es etwas länger; inzwischen sind die beiden aber längst verheiratet und haben zwei Söhne im Teenager-Alter. In gewisser Weise hat Christine ihren Mann erst zähmen müssen. Marquard gehörte zur Vereinigung der "Jungen Wilden" und wurde als "Punkrock-Koch" bekannt. In München kennt man ihn noch als Chefkoch des Lenbach im heutigen Lenbach-Palais, das er zwischen 2001 und 2003 führte. Danach gründete er in Tutzing die "Jolly Roger Cooking Gang", ein Event-Catering-Unternehmen, das vor allem Rockbands auf ihren Tourneen in ganz Europa betreut. Heute leben Christine und Stefan Marquard in Heimstetten. Das Kochen überlässt Christine Marquard schon aus Prinzip ihrem Mann und ihrer Mutter. "Eigentlich ist sie eine richtige Salat-Hühnchen-Maus", sagt ihr Mann über sie.

Im Bild: Christine und Stefan Marquard

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Bachmeier & Ramsauer

Hans Jörg Bachmeier aus dem Buch "Das erste Ma(h)l" von Stephanie Bräuer

Quelle: Michael Schinharl

Vorsicht, Männer: Normalerweise ist es keine so gute Idee, nach der After-Wiesn mit den Spezln zu später Stunde noch anzurufen bei der frischen Wiesnbekanntschaft, die man am frühen Abend im Zelt kennengelernt hat. Hans Jörg Bachmeier, der Chefkoch des Blauen Bocks am Viktualienmarkt, hat diese Aktion aber nicht geschadet, im Gegenteil. Floriana Ramsauer ließ sich zwar nicht gleich, aber doch ein paar Tage später zum Essen in den Blauen Bock einladen. Klar, meint Bachmeier, "ich konnte ja noch sprechen". Und für den Rest des Oktoberfests lieferte er ihr, die Partnerin in einer internationalen Personalberatung ist und zuständig ist für die Rekrutierung neuer Führungskräfte, täglich und höchstpersönlich ein kleines Catering ins Büro: "Sonst hältst Du ja die Wiesn nicht aus."

Ein klarer Erfolg für den niederbayerischen Charme Bachmeiers. Später kochte dann sie: eine asiatische Rindssuppe mit vielerlei Einlagen. Das Rezept hat sie Bachmeier bis heute nicht verraten. Das, beteuert Floriana Ramsauer, liege vor allem daran, dass sie gar keines habe, sondern vor allem improvisiere. "Ich koche zwar selten", sagt sie, "aber sehr gerne und mehr nach Gefühl statt Rezept."

Im Bild: Hans Jörg Bachmeier und Floriana Ramsauer

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Die McMahons

Shane McMahon aus dem Buch "Das erste Ma(h)l" von Stephanie Bräuer

Quelle: Michael Schinharl

"Ohne Barbara wäre ich wahrscheinlich noch angestellt", sagt Shane McMahon. Denn in der Ehe der beiden ist seine Frau die treibende Kraft. Und so wagte der heutige Küchenchef von Shane's Restaurant in der Geyerstraße den Sprung in die Selbständigkeit, erst mit seinem Kochatelier Shane's Kitchen, dann mit dem eigenen Restaurant, das im Hotel Prinzessin Elisabeth untergebracht ist. Kennengelernt haben sich der Koch und die Eventmanagerin und Journalistin eher zufällig in einem Anglerladen - und machten dann auch gleich einen Termin für ein gemeinsames Fischessen aus.

Heute ist sie in Shane's Restaurant für das Kaufmännische zuständig und betreut die Gäste. Er steht dann am Herd, zu Hause lässt er sie aber schon auch mal an das Wichtigste aller Küchengeräte. Dort ist sie dann die Spezialistin für Pasta. Auch wenn die beim ersten Ma(h)l eher nicht so gut geriet. "Das waren Papardelle mit Panne da Cucina und Zucchini", erinnert sich Shane McMahon, "das habe ich eher ein bisschen runtergeschaufelt." Aber eigentlich, fügt er hinzu, sei sie "eine Super-Pastamacherin. Sie hat einmal in Italien gelebt und liebt das Land und die italienische Küche. Das merkt man."

Im Bild: Barbara und Shane McMahon

© SZ vom 16.09.2015/vewo
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