Süddeutsche Zeitung

SZ-Adventskalender:Unbürokratische Hilfe für die Geflüchteten

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Die Menschen aus der Ukraine haben meist alles verloren - und brauchen Unterstützung, bis staatliche Hilfen greifen. Der SZ-Adventskalender bittet deshalb um Spenden für Einkaufsgutscheine, Rollatoren und Schulausstattung für die Kinder.

Von Sven Loerzer

Sie fliehen vor dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, aus Münchens Partnerstadt Kiew und vielen anderen Städten, in denen die Zivilbevölkerung schwer unter den seit fast zwei Wochen währenden Angriffen leidet. Überwiegend sind es Frauen und Kinder, die ihre Heimat verlassen, aber auch alte Menschen, die Schutz suchen. Sie haben meist alles verloren, brauchen Unterstützung, um die erste Zeit zu bewältigen, bis staatliche Hilfen greifen. Der "Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung" will angesichts der großen Not in Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen und Sozialeinrichtungen schnell und unbürokratisch helfen. Viele SZ-Leser hätten bereits angeboten, die Hilfe für Flüchtlinge zu unterstützen, berichtet Adventskalender-Geschäftsführerin Anita Niedermeier.

Oft ist schnelle Hilfe ganz wichtig: Als am Montagvormittag die Bitte um Decken und Wärmeflaschen für die Geflüchteten kam, konnten die benötigten Waren aus Spendengeldern des Adventskalenders noch am gleichen Tag beschafft werden. Im Vordergrund stehen jetzt zunächst existenzielle Hilfen für die Menschen, die in München ankommen. Für den Adventskalender ist das nicht neu: In den Jahren 2015/16, als viele Geflüchtete in München ankamen, leistete das Spendenhilfswerk ebenso Nothilfe wie in der Pandemiezeit, vor allem während des ersten Lockdowns, als viele Einrichtungen wie etwa kostenlose Lebensmittelausgaben für Bedürftige geschlossen hatten. So konnten damals mit Hilfe von Geldspenden beschaffte Einkaufsgutscheine ersatzweise an Menschen mit geringem Einkommen verteilt werden.

Bis staatliche Hilfen fließen, kann es dauern

Schon in früheren Jahren hat sich die Zusammenarbeit mit den Wohlfahrtsverbänden, die sich auch um Geflüchtete kümmern, wie Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Diakonie und Paritätischer Wohlfahrtsverband, sehr bewährt, um schnelle Hilfe zu ermöglichen. Zwar sollen die Geflüchteten staatliche Hilfen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten, wenn sie sich registrieren haben lassen, aber bis die Auszahlung erfolge, dauere es eben noch, sagt Andrea Betz, Vorständin der Diakonie München und Oberbayern. Um diese Zeit zu überbrücken, sind Einkaufsgutscheine eine wichtige Hilfe, zumal die meisten Menschen kein Geld haben. Mit 25 Euro pro Person ließen sich die "allerdringlichsten Alltagsdinge" wie Waschmittel und Hygieneartikel beschaffen. Das nächste Problem werfe die Schulpflicht auf. Da müssen sich die Länder zwar erst noch um die Aufnahme der ukrainischen Kinder in die Schulen kümmern, aber es wird dann auch Schulausstattung für die Kinder benötigt, die aus den Ansprüchen nach Asylbewerberleistungsgesetz nicht zu finanzieren sei, wie Betz betont. Der SZ-Adventskalender wolle auch da mithelfen, die Beschaffung von Schulmaterialien zu ermöglichen, erklärte Anita Niedermeier.

Ein weiteres großes Thema seien medizinische Hilfsmittel, meint Andrea Betz, gerade bei den älteren Geflüchteten. Der Bedarf an Sanitärartikeln sei da besonders groß, weil die Menschen Gehhilfen und Rollatoren zurücklassen mussten, auf der Flucht wäre dafür kein Platz gewesen. Zwar solle es möglich sein, diese künftig auch über die Krankenhilfe finanziert zu bekommen, allerdings nur auf ärztliches Rezept. Das wird dauern, zumal es eine zusätzliche Hürde darstellt.

Mittelfristig werde es aber für die Geflüchteten auch darum gehen, Deutsch zu lernen, als Voraussetzung für Schule, Studium und Arbeit. Der Staat habe den Zugang zu Sprach- und Integrationskursen bisher noch nicht geregelt, doch schon jetzt zeichne sich in diesem Bereich ein großer Bedarf ab, betont Andrea Betz, der auf die Schnelle wohl kaum zu befriedigen sein wird. "Gefragt ist alles zum Thema Deutsch lernen, Bildungsmaterial von Wörterbüchern bis hin zu Software." Später würden dann auch Notebooks und IT-Ausstattung benötigt, denn die meisten hätten nur ein Handy mitgebracht. Der Adventskalender will dabei gezielt durch Einzelfallhilfen unterstützen, wo staatliche Hilfen nicht ausreichen.

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