Spektakuläre Rettung:Kein Held? Das sieht der Tesla-Chef ganz anders

Lesezeit: 2 Min.

Manfred Kick bringt auf der A 9 einen bewusstlosen Autofahrer zum Stehen, auf den Rummel reagiert er bescheiden. Dann meldet sich Elon Musk mit einer guten Nachricht.

Von Gudrun Passarge und Stefan Simon

Manfred Kick ist niemand, der sich in den Vordergrund drängt. Als ihn die Kollegen im Garchinger Bauausschuss umringten, um ganz genau zu erfahren, wie das war mit dem Mann, der bewusstlos im Auto saß, und wie Kick das Auto mit seinem Tesla auf der Autobahn gestoppt hat, da war ihm das gar nicht so angenehm. "Es war Zufall oder was auch immer. Es hat funktioniert, aber deswegen bin ich kein Held", sagt der 41-Jährige, der für die CSU im Garchinger Stadtrat sitzt. Seit seinem beherzten Eingreifen auf der Autobahn A 9 in Richtung Nürnberg hat Kick keine freie Minute mehr. Im 30-Minuten Takt muss er Interviews geben. "Ist es okay, wenn ich dabei etwas esse?", fragt er am Telefon.

Die Nachricht von Kicks filmreifen Fahrmanöver hat Aufsehen erregt - und ist auch im kalifornischen Palo Alto auf Interesse gestoßen, dem Sitz des Autoherstellers Tesla. Firmenchef Elon Musk schickte auf seinem privaten Account bei Twitter Glückwünsche aus dem Silicon Valley und kündigte an, Tesla werde alle Reparaturkosten übernehmen.

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Viel ist dem Tesla, mit dem Kick schon in London und Dänemark war, ohnehin nicht passiert. "Das ist nur Blech, das kann man ersetzen." Trotzdem schade, sagt er, denn das Auto war unfallfrei, und er will es in Kürze verkaufen, weil der neue schon bestellt ist, eine Ausführung mit Anhängerkupplung. Sein 18 Jahre alter Sohn Moritz hat ihm eine "interessante Frage" gestellt. Neulich hatte er ein Leihauto, einen Sportflitzer, "der nur röhrt", wie er abschätzig feststellt. Hätte er damit genauso gehandelt, wollte der Sohn wissen. "Klar, das wäre mir völlig egal gewesen." Ob Leihauto oder alter Golf, das mache keinen Unterschied.

Um zu erklären, wieso es für ihn nur natürlich war, so zu reagieren, wie er es tat, holt Kick weit aus. Immer wieder beruft er sich auf seine Erfahrungen, die ihm in dem Moment hilfreich waren. Schließlich hat der Metallbaumeister schon oft Leitplanken auf Versuchsstrecken aufgebaut und gesehen, wie Lastwagen von Fahrzeugen zu Testzwecken auf Leitplanken geschoben werden. So wie er es schildert, nahm er eine klare Analyse der Situation vor, als er am Montagabend gegen 17.50 Uhr auf der Autobahn fuhr: auf der linken Spur neben sich einen Mann, der leblos hinter dem Steuer zusammengesackt war.

Der 41-Jährige stellte sich die Frage: "Wie kann ich das Auto sicher stoppen?" Hätte er es an die Leitplanke gedrückt, wäre er nicht mehr an die Fahrerseite gekommen. Hätte er es zu schräg erwischt, wäre der Wagen vielleicht ausgebrochen und hätte sich quer gestellt. Blieb nur die Möglichkeit, sich vor das Auto zu setzen und zu stoppen. "Das alles geht ja in Sekunden", schildert er seine Überlegungen. Und es ging alles gut: Der Mann erhole sich, berichtet Kick, aber er habe nicht vor, ihn im Krankenhaus zu besuchen. Die Polizei habe seine Daten, falls der Mann danach frage.

Die Polizei hat sich übrigens auch schon gemeldet, weil sie den Unfall untersuchen muss. "Aber das ist eine ganz normale Geschichte, da mache ich mir keinen Kopf", sagt Kick. Der Polizeisprecher habe ihm schon gesagt, er brauche keine Angst vor der Untersuchung zu haben. Im Hintergrund drängelt seine Frau. Der nächste Termin steht an. Zwei Tage lang wolle er das jetzt mal mitmachen, erzählt er, aber "ich brauche diesen Medienrummel nicht, da bin ich gar nicht der Typ dafür".

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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