SPD im Münchner Norden: Schwerer Kampf für Axel Berg

Dreimal hat er den Wahlkreis München-Nord direkt gewonnen, jetzt fordert ein Newcomer den bekannten SPD-Politiker Axel Berg heraus. Wer das Rennen macht, gilt als völlig offen. Denn: Der 31-jährige Florian Post hat echte Chancen.

Er hat echte Chancen, so viel ist klar. Was durchaus als kleine Sensation durchgehen kann: Ein Newcomer fordert den bekannten SPD-Politiker Axel Berg heraus, und an der Parteibasis herrscht das große Rätselraten, wie das Rennen um die SPD-Kandidatur im Münchner Norden wohl ausgehen könnte. "Vorsichtig optimistisch" sei man, heißt es in der Berg-Fraktion. Das klingt nicht gerade nach Siegesgewissheit.

Axel Berg 2009 einen Tag nach der verlorenen Bundestagswahl. Seitdem hat er sich kaum mehr bei den Münchner Parteifreunden blicken lassen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Florian Post, der 31-jährige Herausforderer, hat offenbar bei seiner Werbetour durch die Ortsvereine gepunktet. Hat einige Genossen überzeugt, dass ein Neuanfang fällig ist. Berg dagegen hat sich seit seiner Abwahl 2009 kaum mehr bei den Münchner Parteifreunden blicken lassen - was ihm von vielen verübelt wird. Dennoch wird dem 53-jährigen Energieexperten noch immer hoch angerechnet, dass er der CSU gleich dreimal das Direktmandat im Münchner Norden abgetrotzt hat. 1998, 2002 und 2005.

Berg weiß, dass er sich erklären muss vor der Versammlung, die an diesem Donnerstag den SPD-Kandidaten für die Bundestagswahl 2013 nominieren soll. Der Rechtsanwalt und Politologe will deshalb in seiner Rede darstellen, wie es sich anfühlt, wenn einem plötzlich der Boden unter den Füßen weggezogen wird - wie nach der Wahlniederlage 2009 geschehen.

Und darauf hinweisen, dass er doch viel mit der Bundes-SPD zusammengearbeitet habe und obendrein als Vorsitzender der Vereinigung "Eurosolar" stark eingespannt war. "Ich glaube, dass ich bei den Bürgern immer noch bekannt und beliebt bin", sagt der einstige Bezirksausschussvorsitzende Berg, der den Wahlkreis von SPD-Vordenker Peter Glotz übernommen hatte und bei der Schröder-Wahl 1998 auf Anhieb das Direktmandat errang.

Dieser Überraschungssieg zählt heute ironischerweise zu den Argumenten Posts: Wenn 1998 ein unbekannter Neuling den CSU-Konkurrenten Johannes Singhammer in die Knie zwingen konnte - warum sollte das 2013 nicht noch einmal gelingen? Dann wird der Gegner wieder Singhammer heißen, der 59-Jährige wurde von seiner Partei am Montagabend nominiert.

Was Post auf keinen Fall sein will, ist ein Parteisoldat und Königsmörder. Dieser Ruf haftet ihm an, weil er sehr stark auf Basisarbeit setzt - und damit geschickt ein Defizit Bergs thematisiert. Und weil es immer problematisch ist, einen Medienstar wie Axel Berg zu stürzen. Über Berg, lange Jahre der einzige direkt gewählte SPD-Abgeordnete Bayerns, wurden unzählige Zeitungsartikel und Fernsehbeiträge verfasst - auch nach seinem Sturz noch. "Ich will klarmachen, dass es nicht verwerflich ist, nach vier Kandidaturen mal jemand Neues aufzustellen", sagt Post.

Weniger Andrang im Münchner Süden

Zumal seine politische Botschaft eine andere sei. Für den Stadtwerke-Mitarbeiter stehen eine soziale Steuer- und Finanzpolitik und Themen wie Gleichstellung oder Bürgerversicherung im Mittelpunkt. Berg steht vor allem für Energiepolitik. Bei der Delegiertenversammlung will er aber in einer "sehr sozialdemokratischen Rede" auch auf den Zusammenhalt der Gesellschaft, Europa und den Finanzmarkt eingehen.

Das Duell Berg gegen Post ist der bisherige Höhepunkt der parteienübergreifend eher ruhigen Nominierungsphase für die Bundestagswahl 2013. Die Versammlung verdeckt ein wenig, dass am gleichen Abend und bei der SPD auch noch ein Dreikampf ausgefochten wird: Für das Mandat in München-West/Mitte bewerben sich neben dem Kandidaten von 2009, Roland Fischer, auch Stadtrat und Notarzt Josef Assal sowie der Kommunikationswissenschaftler Bernhard Goodwin.

Der Hauptgegner von der CSU steht noch nicht fest. Platzhirsch Hans-Peter Uhl hat Interesse bekundet, ist damit aber nicht allein. Auch Stefan Martin und Bernhard Loos hätten gerne das CSU-Ticket nach Berlin. Für die Grünen geht Landeschef Dieter Janecek an den Start.

Deutlich weniger Andrang herrscht im Münchner Süden. Dort sprachen sich am Dienstagabend die SPD-Delegierten dafür aus, ein weiteres Mal Christian Vorländer ins Rennen zu schicken. Die Grünen haben erneut Jerzy Montag nominiert, bei der CSU läuft alles wieder auf Peter Gauweiler hinaus. Die CSU hat in Sachen Kandidatennominierung das meiste noch vor sich.

Anders als die SPD, deren Personaltableau nach diesem Donnerstag feststeht, haben die Konservativen erst Singhammer im Norden auf den Schild gehoben. Im Osten drängen nach dem Verzicht Herbert Frankenhausers gleich mehrere CSUler, darunter Stadtrat Robert Brannekämper, gen Berlin. Ihre Kontrahentin von der SPD ist Claudia Tausend. Die Stadträtin hatte sich für 2002 noch im Norden beworben. Erfolglos. Ihr Gegner damals hieß Axel Berg.