SPD: Gabriel in München:"Wenn ihr mich wählt, komme ich wieder"

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Selbstkritik, Witz und Ironie: Wie der designierte SPD-Chef Gabriel und seine künftige Generalsekretärin Nahles im Hofbräukeller um Zustimmung warben.

Berthold Neff

An diesem Wochenende will er sich von der SPD beim Parteitag in Dresden zum neuen Vorsitzenden wählen lassen - und am Sonntagabend warb Sigmar Gabriel im Hofbräukeller am Wiener Platz für sich und für seinen Kurs, der die Partei aus der Krise führen soll.

Sigmar Gabriel im Haidhauser Hofbräukeller. Am selben Ort hatte Franz Müntefering im Sommer 2008 sein politisches Comeback gestartet (Foto: Foto: dpa)

Mehr als 500 Mitglieder drängten sich im Festsaal, um zu hören, welche Schlüsse der 50-jährige Gabriel aus der schweren Niederlage bei der Bundestagswahl zieht und wie er erreichen will, dass die SPD wieder den alten Status einer Volkspartei erlangt. Gabriel war zusammen mit Andrea Nahles gekommen, die in Dresden zur neuen Generalsekretärin gewählt werden will.

Die Wahlniederlage führt er darauf zurück, dass die SPD "kein klares Profil" zeigte. Sie habe den Fehler gemacht, sich zu sehr den Neoliberalen anzupassen und sei dem Irrglauben aufgesessen, so die Mitte der Gesellschaft zu erreichen.

Der Partei fehlten derzeit "die Nervenenden in die Gesellschaft hinein", sie sei dort nicht mehr so verankert wie früher. Die Menschen hätten viele Beschlüsse, etwa jenen zur Rente mit 67, nicht verstanden.

Viele fänden es ungerecht, dass jemand, der ohne sein Verschulden den Arbeitsplatz verliert, nach einem Jahr oder 18 Monaten Hartz IV bezieht so wie jemand, der noch nie gearbeitet habe. Auf diese Fragen müsse die SPD nun überzeugende Antworten geben und der "Klientel-Koalition gegen das Gemeinwohl etwas Eigenes entgegensetzen''.

Andrea Nahles kritisierte, dass sich die SPD "als das kleinere Übel präsentiert" habe, anstatt zu zeigen, "dass wir die bessere Alternative sind". Sigmar Gabriel plädierte für einen "neuen innerparteilichen Umgang", zu wichtigen Fragen solle es Mitgliederbefragungen geben.

Danach beantwortete Gabriel Fragen aus der Basis. Er erntete dabei, weil er es mit Witz und Selbstironie tat, immer wieder Applaus. Kurz vor 20 Uhr musste er weg, um den Rückflug zu erreichen, versprach aber: "Wenn ihr mich wählt, komme ich wieder."

© SZ vom 9. November 2009/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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