Spaß bei Prüfungen:Einloggen für die Schulaufgabe

Spaß bei Prüfungen: In der Realschule Weichs gehören die iPads in einigen Klassen zum Standard im Klassenzimmer.

In der Realschule Weichs gehören die iPads in einigen Klassen zum Standard im Klassenzimmer.

(Foto: Toni Heigl)

In Weichs arbeiten die Realschüler im Unterricht mit einem iPad - zahlen müssen das Gerät die Eltern

Von Benjamin Emonts, Weichs

Wenn Lehrer Robert Egg das Klassenzimmer betritt und eine Ex ankündigt, wird es seltsam: Statt laut zu nölen, brechen die Schüler in Jubel aus. Der Grund für das völlig schülerfremde Verhalten ist relativ simpel: An der Theresia-Gerhardinger-Realschule in Weichs dürfen die Schüler ihre Prüfungen auf einem iPad ablegen. Exen und auch Schulaufgaben werden so nicht mehr als Qual, sondern als Spaß aufgefasst, das behauptet zumindest Konrektor Egg. "Manche Schüler", so sagt er, "können es kaum erwarten, wieder eine Ex zu schreiben."

An der Realschule im Landkreis Dachau setzt man seit zwei Jahren auf innovativen Unterricht. Mehrere Klassen der Schule arbeiten ergänzend zum herkömmlichen Unterricht mit dem iPad, sie lesen damit, kreieren Präsentationen, lernen Vokabeln und legen damit sogar Prüfungen ab. Der Unterricht wird dadurch spielerischer und bunter. "Die Lerninhalte sind die gleichen, aber die Schüler haben tierischen Spaß dabei", sagt Egg. "Und man spart sich jede Menge Papier."

Vom kommenden Schuljahr an soll es in Weichs vier Klassen geben, die im Unterricht verstärkt mit dem iPad arbeiten. Jeder Schüler dieser Klassen besitzt sein eigenes Gerät. Die handlichen Computer gehören dann so selbstverständlich in den Schulranzen wie das Mathe-Buch oder Vokabelhefte.

Die Arbeitsblätter oder Tests werden von den Lehrern als PDF-Datei über einen schuleigenen Server auf die iPads der Schüler gespielt. Bei Tests erhalten sie eine App und einen vierstelligen Code, mit dem sie sich einloggen. Auf ihren Bildschirmen erscheinen die Aufgaben. Ist die vorgegebene Zeit abgelaufen, werden die bereits korrigierten Ergebnisse automatisch per E-Mail auf das iPad des Lehrers gesendet. Arbeitsmaterialien projiziert ein Beamer an die Wand, so wird das herkömmliche Tafelbild ersetzt. Landkarten, die früher ausgerollt notdürftig an die Tafel montiert wurden, erscheinen nun gestochen scharf auf den digitalen Geräten. Für Internetrecherchen muss nicht extra ein Computerraum aufgesucht werden. Und das dröge, klassische Handout wird bei Referaten durch digitale Präsentationen ersetzt. "Unsere Schüler erstellen in kürzester Zeit Präsentationen zum Ohrenschlackern", schwärmt Egg und weist gleich darauf hin, dass diese Fähigkeit im digitalen Zeitalter wegweisend für das gesamte Berufsleben der Schüler sei.

Finanziert werden die nicht ganz billigen iPads übrigens nicht von der Schule, sondern von den Eltern. Eine externe Firma, die mit der Schule kooperiert, bietet die Geräte dabei zu günstigeren Konditionen als im freien Handel an. Für die von der Schule empfohlene Version des iPads zahlen die Eltern 399 anstatt 499 Euro. Mit der Finanzierung, sagt Lehrer Egg, habe es noch nie Probleme gegeben. Als die iPad-Klassen eingeführt wurden, konnten sich Eltern und Schüler dafür oder dagegen entscheiden. Am Ende gab es mehr Anmeldungen als freie Plätze in den entsprechenden Klassen. Sind Eltern nicht in der Lage, das Gerät zu bezahlen, "dann werden wir Wege finden", sagt Egg und verweist auf den Schülerbeirat, der in solchen Fällen Hilfe leisten könne. Es soll schließlich keiner ausgeschlossen werden vom innovativen Lernen.

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