Süddeutsche Zeitung

Sparopfer 17: Die Lothringer 13:In Auflösung

In der ehemaligen Motorenschleiferei finden deutschlandweit beachtete Ausstellungen statt. Nun ist die Existenz der Galerie bedroht.

CHRISTOPH WIEDEMANN

Die Achtziger: Ein Jahrzehnt unbekümmerter Aufbruchstimmung. Wachstum aller Orten und immerwährende Partystimmung, von der nicht zuletzt auch die zeitgenössische Kunst profitierte. In New York war es plötzlich schick geworden, leer stehende Fabriketagen in Wohnraum oder Galerien umzuwandeln.

Werkstatt wird zu Künstlerwerkstatt

München konnte diesem Trend nicht wirklich folgen. Dafür fehlten in der Stadt die entsprechenden Gewerbeimmobilien. Nur in Haidhausen fand sich in einem Hinterhof in der Lothringer Straße 13 eine ehemalige Motorenschleiferei, die 1980 von der Stadt kurzerhand angemietet und zur überaus erfolgreichen Künstlerwerkstatt umfunktioniert wurde.

Mehr als 200, teilweise deutschlandweit beachtete Ausstellungen fanden seither dort statt. Weit über 1000 meist junge Künstler bekamen dabei die erste größere Chance, sich zu zeigen. Das Kulturreferat übernahm bei Planung und Durchführung der Ausstellungsprojekte lange Zeit nur koordinierende Aufgaben. 1998 installierte man dann erstmals ein Kuratorenteam, das mit einem festgelegten Etat zwei Jahre lang inhaltliche Verantwortung übernahm. 50.000 Euro stehen pro Jahr zur Verfügung.

Streichen statt Nachfolger suchen

Derzeit leiten Christian Schoen und Patricia Drück die "Lothringer 13". Ihr Vertrag läuft allerdings im Mai kommenden Jahres aus. Über Nachfolger wird nicht nachgedacht. Im Gegenteil, es spricht sogar einiges dafür, dass Kulturreferentin Hartl die Lothringer 13 auf ihre Streichliste gesetzt hat.

Auch wenn sie auf Anfrage durch ihre Pressesprecherin ausrichten lässt, noch sei nichts entschieden. Man müsse die Haushaltsberatungen im April 2003 abwarten. Heuer im August hat sie allerdings schon einmal beabsichtigt, den Mietvertrag für die Immobilie zu kündigen. Was nur misslang, weil eine Frist nicht eingehalten werden konnte.

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