Sparmaßnahmen:MVG streicht Ausbaupläne für 2020

Coronavirus - U-Bahn München

Während des Corona-Lockdowns blieben viele U-Bahnen leer.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Es fehlen Fahrgäste, es fehlt das Geld: Wegen der Corona-Krise müssen Taktverdichtungen und erweiterte Angebote verschoben werden.

Von Andreas Schubert

Am Ziel, den Anteil des öffentlichen Nahverkehrs am Gesamtverkehr zu erhöhen, hält die Münchner Verkehrsgesellschaft weiterhin fest. Wie sich aber bereits im April angedeutet hatte, müssen die meisten für dieses Jahr geplanten Maßnahmen, die noch nicht umgesetzt sind, verschoben werden. Der Grund: Es fehlt das Geld dafür. Dies geht aus der Beschlussvorlage hervor, mit der sich der Feriensenat des Stadtrats am Mittwoch befasst. "Neben der Verschiebung neuer Maßnahmen können auch geplante eigenwirtschaftliche Taktverdichtungen und Angebotsausweitungen vorerst nicht umgesetzt werden, da die Finanzierung momentan nicht möglich ist", schreibt Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU).

Etwa 30 Maßnahmen sind es, mit denen die MVG ihr Angebot verbessern will. Dazu gehören dichtere Takte bei der U-Bahn. Bereits für Mai dieses Jahres war geplant, die U2 tagsüber alle fünf Minuten bis Feldmoching fahren zu lassen, Verstärkerzüge auf der U4 einzusetzen und auf der U 5 ebenfalls einen Fünf-Minuten-Takt einzuführen. SPD und Grüne allerdings haben nun beantragt, zumindest die Maßnahmen bei der U2 und U4 noch dieses Jahr umzusetzen. Die MVG erklärt, dies sei - bei allen aktuellen Engpässen - vorstellbar, weil sie dazu kein neues Personal bräuchte. Unberührt von der Krise sind die Taktverdichtungen auf der U6 nach Garching.

Bei den Bussen tut sich dieses Jahr ebenso wenig. Lediglich die Erschließung von Neubaugebieten und expandierenden Schulstandorten wird weiter vorangetrieben. So sollen die Fahrpläne der Buslinien 57 und 143 verbessert werden, geprüft wird derzeit noch eine bessere Anbindung des Gymnasiums Unterföhring. Bei der Trambahn waren dieses Jahr nur wenige Taktverdichtungen geplant, das liegt daran, dass die MVG aktuell nicht genug Züge hat, um die Takte signifikant zu verbessern. Weil der MVG seit der Corona-Krise Fahrgäste fehlen - der Rückgang betrug zeitweise bis zu 80 Prozent - sie aber durchgehend ein fast vollständiges Fahrplanangebot bot, wird der Verlust der MVG dieses Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag ausmachen. Etwa 180 Millionen könnten es sein, Ralf Willrett, bei der MVG Geschäftsbereichsleiter für Mobilitätsmanagement, teilt aber mit, dass in Absprache mit der Stadt manche Ziele auch zwischen den Fahrplanwechseln nach und nach einzeln umgesetzt werden könnten, "in Abhängigkeit von den gegebenen Rahmenbedingungen, insbesondere der Entwicklung der Pandemie-Situation".

Etwa 5o0 Millionen Euro jährlichen Erlös erzielen die Stadtwerke als Muttergesellschaft der MVG im Verkehrsbereich - ein Großteil stammt regelmäßig aus dem Ticketverkauf. Etwa die Hälfte dieser Einnahmen stammt aus direkt verkauften Fahrkarten, die andere Hälfte von Abonnements. Damit wird auch das Angebot finanziert - ein Grund, weshalb sich viele Verkehrsunternehmen und auch der Münchner Tarif- und Verkehrsverbund (MVV) zum Beispiel gegen einen kostenlosen Nahverkehr aussprechen. Bundesweit werden die Verkehrsunternehmen voraussichtlich Verluste in Milliardenhöhe einfahren.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), dessen Präsident MVG-Chef Ingo Wortmann ist, setzte sich deshalb für einen Rettungsschirm ein, um die Verluste zu kompensieren. Denn das Geld ist ohnehin stets knapp im laufenden Betrieb. Zusätzliche Angebote sind ohne Zuschüsse nicht mehr finanzierbar. Ralf Willrett erklärt, dass auch Rettungsschirme die Verluste nicht vollständig werden ausgleichen können.

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