Mehr als 260 000 Münchner sind arm - und die Zahl wächst erschreckend schnell. Als die Stadt vor drei Jahren zum ersten Mal ihre Broschüre "Günstiger leben in München" vorgestellt hat, war noch die Rede von 200 000 armen Münchnern. Als arm gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens zur Verfügung hat; bei Singlehaushalten sind das 1350 Euro, bei einer Familie mit einem Kind unter 14 Jahren 2430 Euro netto. Diese Zahlen zeigen, dass bei weitem nicht nur diejenigen jeden Euro umdrehen müssen, die auf Sozialleistungen angewiesen sind.
Entsprechend schnell war die erste Fassung der Broschüre vergriffen, die in der Neuauflage auf ein Büchlein mit fast 140 Seiten angewachsen ist. Es soll all denen praktische Tipps geben, die genau aufs Geld schauen müssen. Das sind Familien ebenso wie Senioren, Empfänger von Sozialleistungen aber auch Menschen, deren Jobs schlicht nicht gut bezahlt sind: "Besonders wer im Bereich Mindestlohn verdient, hat in München sehr zu kämpfen", sagt Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD). Zugleich ist das Heft auch ein Wegweiser zu gesetzlichen Leistungen und Beratungsangeboten in München.
Eine politische Forderung will Strobl bei der Vorstellung auch loswerden: "Die Regelleistungen beim Arbeitslosengeld II und bei der Grundsicherung im Alter müssen unbedingt reformiert werden." Ihr Appell richtet sich an die zuständige Bundesregierung, die Betroffenen aber leben hier: Knapp 100 000 Münchner sind auf diese Sozialhilfen angewiesen, und wie etwa eine alleinerziehende Mutter mit einem fünfjährigen Kind in München von 786,44 Euro plus Miet- und Heizkostenzuschuss leben soll, ist nicht nur Strobl ein Rätsel. Finanzielle Entlastung im Alltag bietet der München-Pass, vor allem Empfänger sozialer Leistungen haben auf ihn Anspruch.
Das Heft liegt gratis in der Stadtinformation im Rathaus, in den Sozialbürgerhäusern oder den Stadtbibliotheken aus und kann im Internet unter www.muenchen-gegen-armut.de gelesen werden.
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