Süddeutsche Zeitung

Sparbeschluss:München reduziert Ausgaben für Fußball-EM 2020 "auf ein Minimum"

  • Die Stadt will für die Fußball-Europameisterschaft weniger ausgeben.
  • Zwei Stadträte der Linken fordern sogar, den Ausrichter-Vertrag auszusetzen, wegen der Korruptionsvorwürfe gegen Uefa-Funktionäre.

Von Jakob Wetzel

Was tun mit der Fußball-Europameisterschaft 2020? Soll die Stadt München ihren Ausrichter-Vertrag vorübergehend aussetzen wegen der Korruptionsvorwürfe gegen Funktionäre der Uefa? Das fordern zwei Stadträte der Linken. Zumindest über eines herrscht dagegen weitgehend Einigkeit: Angesichts klammer Kassen will die Stadt erheblich weniger Geld für das Turnier ausgeben als bislang geplant. Besonders am Rahmenprogramm soll gespart werden, außerdem an der Öffentlichkeitsarbeit: Denn München, hieß es am Mittwoch im Rathaus, habe so viel Werbung in eigener Sache doch gar nicht nötig.

Die Stadtverwaltung solle nun Verhandlungen mit allen betroffenen Partnern führen, von Uefa und DFB bis zu den Münchner Verkehrsbetrieben, um "die Kosten für die Landeshauptstadt München auf ein Minimum zu reduzieren"; das steht in einem Papier, das der Sport- und Bildungsausschuss des Stadtrats nach lebhafter Debatte gegen die Stimmen der Linken beschlossen hat.

Verglichen mit einem Papier vom Oktober 2015 wurde das EM-Budget um knapp 1,6 Millionen Euro auf 7,8 Millionen eingedampft. Zugleich aber wird immer deutlicher, wie teuer die Spiele tatsächlich werden könnten: Erstmals ist die Rede von bis zu 3,5 Millionen Euro für die Sicherheit; und die Stadt hat die erwarteten Personalkosten weiter präzisiert. Insgesamt stehen mögliche Kosten von mehr als 13 Millionen Euro im Raum.

Vier Partien in Fröttmaning

Die Europameisterschaft 2020 wird in 13 Städten in ganz Europa ausgetragen; in München-Fröttmaning werden vier Partien gespielt, drei Vorrundenspiele und ein Viertelfinale. 5,8 Millionen Euro werden dafür alleine wegen Verpflichtungen fällig, die München gegenüber der Uefa eingegangen ist; dazu zählt etwa, eine Fan-Zone einzurichten oder für Stadionbesucher die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr zu übernehmen. Daneben ist aber auch ein freiwilliges Programm geplant, mit dem München Werbung in eigener Sache betreiben könnte.

Einem breit gestreuten "Kulturprogramm mit Fußballbezug" erteilten die Stadträte aber nun eine Absage: Es gelte vielmehr, den "optimalen Nutzen für die Landeshauptstadt aus minimalen zusätzlichen freiwilligen Leistungen zu erzielen", auch wenn München dann schlechter dastehe als andere Städte. So wurde der Etat für das Rahmenprogramm seit Oktober von 990 000 Euro auf 200 000 Euro zusammengestrichen. Und das Team der EM-Projektleitung wurde fast halbiert: Von im Oktober geplanten 6,5 Vollzeitstellen sind 3,5 übrig. Bezahlt werden sollten die Mitarbeiter von September dieses Jahres bis Dezember 2020. Die Ersparnis hier summiert sich auf etwas mehr als 700 000 Euro.

Und die Vorbereitungen erst einmal ganz auf Eis zu legen, wie es die Linken fordern? "Was braucht es mehr für einen Wegfall der Vertragsgrundlage als einen Vertragspartner, der wegen Korruption von seinen Ämtern entbunden wurde?", fragte Linken-Stadtrat Cetin Oraner. Doch für die Stadtverwaltung kommt das nicht infrage: Vertragspartner sei kein einzelner Funktionär, sondern die Uefa; aus den Verträgen komme die Stadt nicht einfach so heraus. Wenn man trotzdem kündige? Dann, warnte Piraten-Stadtrat Thomas Ranft, müsse die Stadt der Uefa womöglich sogar Schadenersatz zahlen.

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SZ vom 03.03.2016/ebri
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