Sozialreferat:Der Druck ist groß

Dorothee Schiwy, 2016

Foto: Florian Peljak

Dorothee Schiwy muss nicht nur soziale, sondern auch interne Probleme lösen

Von dominik Hutter

Welche Baustellen muss Dorothee Schiwy dringend angehen?

Allmählich drängen anerkannte Flüchtlinge auf den Wohnungsmarkt, zusätzlich steigt die Zahl der Wohnungslosen immer weiter an. Zudem ist das Problem noch nicht geklärt, das Schiwys Vorgängerin Brigitte Meier offiziell das Amt gekostet hat: die fehlenden Anträge auf Erstattung der Kosten für die Flüchtlingsbetreuung. Dazu kommen diverse interne Aufgaben. Schiwy muss sich mit der von ihrer Vorgängerin begonnenen Neustrukturierung des Sozialreferats befassen, sie benötigt dringend einen Stellvertreter und einen neuen Chef fürs Jugendamt, das derzeit nur kommissarisch geleitet wird.

Warum ausgerechnet Schiwy?

Die 43-Jährige stammt aus einer sozial engagierten Familie und hat früher im Stab von OB Christian Ude den Fachbereich Soziales betreut, bevor sie zur Büroleiterin aufstieg. Sie gilt als äußerst effizient, fachkundig und engagiert. Zudem ist sie "Überzeugungstäterin" - die Juristin war nach dem Studium in einer international tätigen Wirtschaftskanzlei beschäftigt. Sie wollte sich aber irgendwann nicht mehr damit befassen, Geld anzuhäufen und sich um sich selbst zu drehen, wie sie sagt. Die Lösung war ein Job mit Menschen, der ihrem sozialdemokratischen Gesellschaftsbild näher kommt.

Wer gehört zu ihrem Netzwerk?

Aus ihrer Zeit als Udes Büroleiterin hat sie vielfältige Kontakte in die Verwaltung, deren Mechanismen sie nach jahrelanger Erfahrung wohl gut durchblickt. Sie trifft sich nach wie vor mit Christian Ude und dürfte daher auch von seiner Erfahrung und seinen Verbindungen profitieren können. Allerdings ist Ude im Rathaus nicht mehr überall en vogue, sein radikaler Abschied samt öffentlicher Reiter-Schelte hat Spuren hinterlassen. Schiwy hat ein SPD-Parteibuch und ist Mitglied im Ortsverein Maxvorstadt, sie taucht durchaus auch bei Parteiveranstaltungen auf. Die SPD-Stadtratsfraktion hat Schiwys Auftritt in der Vorstellungsrunde sehr positiv beurteilt, und da sie das Vorschlagsrecht für diesen in der Sozialdemokratie wichtigen Posten besitzt, dürfte sie "ihre" neue Referentin mit Loyalität und Sympathie begleiten. Ohnehin ist klar: Nach den Personalquerelen der vergangenen Monate dürfte in der SPD niemand scharf darauf sein, erneut eine "Stadtministerin" im Regen stehen zu lassen.

Was könnte im Sozialreferat anders laufen als bisher?

Große Gefühlsausbrüche, wie sie bei Brigitte Meier schon einmal vorkamen, erwartet bei Schiwy niemand. Kritiker halten die Frau, die nach eigenen Worten das "soziale Gewissen Münchens" sein will, sogar für etwas unterkühlt. Das muss allerdings keineswegs für ihre neue Position gelten, in der sie eine komplett andere Rolle einnimmt als früher als Stabschefin des OBs. Man darf nicht vergessen: Schiwy handelt professionell und effizient, das kann ihr nur helfen bei der Leitung einer Behörde, die im Ruf einer Schlangengrube steht. Im persönlichen Umgang ist sie freundlich, aber nie übermäßig verbindlich oder gar anbiedernd. Privates schottet sie rigoros ab.

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