Altstadt:Souvenirläden bleiben sonntags nun doch zu

München-Souvenirs

Die Münchner Souvenirgeschäfte ärgern sich darüber, dass sie auch weiter nicht am Sonntag öffnen dürfen.

(Foto: dpa)
  • Eigentlich wollten CSU und SPD im Stadtrat beschließen, dass Souvenirläden in der Innenstadt auch an Sonntag öffnen dürfen.
  • Doch es wurde Kritik von Gewerkschaften laut, sodass die beiden Fraktionen nun gegen ihren eigenen Antrag stimmen wollen.
  • In Ettal, Altötting oder auch in Nürnberg werden den Händlern größere Freiheiten gewährt.

Von Dominik Hutter

Ettal zum Beispiel. Oder Altötting. Dort sei es auch am Sonntag möglich, in kirchlichen Läden Souvenirs zu erwerben, ärgert sich Günter Malescha. Oder die vielen Tankstellen, in denen halbe Supermarktsortimente die Regale füllen - zu erwerben auch abseits der üblichen Öffnungszeiten. Malescha hingegen darf seine München-Andenken nur an Werktagen anbieten. Am Tage des Herrn bleibt der gläserne Kiosk am Marienplatz geschlossen. Ungerecht sei das, findet der Sprecher der Münchner Souvenirgeschäfte in der Innenstadt. "Eine unfassbare Ungleichbehandlung". So mancher Tourist weiche schon ins liberalere Salzburg aus, um dort Erinnerungsstücke an seinen München-Besuch zu kaufen. Absurd sei das, oder?

Läuft im Rathaus alles so ab, wie es sich nach den Fraktionssitzungen abzeichnet, bleibt es auch künftig bei der strikten Sonntagsruhe. Zwar haben SPD und CSU vor gut einem Jahr angeregt, den Souvenirhändlern der Innenstadt eine Ausnahme zu gönnen. Im Kreisverwaltungsausschuss an diesem Dienstag aber wollen nun beide Fraktionen gegen ihre eigenen Anträge stimmen - ein eher unüblicher Vorgang im Politikbetrieb. Angst vor der eigenen Courage? Die SPD räumt offen ein, dass in der Zwischenzeit die Gewerkschaften vorstellig geworden sind. Sehr offensiv sogar, es habe erhebliche Proteste gegen eine Sonntagsausnahme für Postkarten, Zinnkrüge und München-T-Shirts gegeben.

Angesichts der "Gesamtgemengelage" habe man entschieden, den eigenen Vorstoß lieber wieder abzublasen, berichtet Fraktionsvize Christian Müller. Die CSU denkt derweil über einen Runden Tisch nach, um die Probleme vielleicht noch auf dem kurzen Weg diskutieren zu können. Die Grundstimmung aber lautet: Nein. Bei der Opposition herrscht derweil Heiterkeit über das unerwartete politische Schauspiel. Denn das Thema wäre ohne die Anträge der beiden "Großen" gar nicht auf die Tagesordnung gekommen. Die Grünen, die der Sonntagsöffnung kritisch gegenüberstehen, wollen nun gemütlich mit einer breiten Mehrheit den rot-schwarzen Vorstoß beerdigen.

Dabei hatte Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle nach Abwägung aller Argumente ein Ja empfohlen. Zwar seien die von Kirchen und Gewerkschaften geäußerten bedenken "teilweise schwerwiegend und nachvollziehbar", so der SPD-Mann. Dennoch sei im Interesse der Gleichbehandlung eine Sonntagsöffnung wie in anderen Gebieten Bayerns und des Bundesgebiets wünschenswert. Für Souvenirläden in der Innenstadt wohl gemerkt, eine allgemeine Sonntagsöffnung stand nicht zur Debatte. Ohnehin kann die Stadt nur eine Empfehlung abgeben, für den Ladenschluss ist der Freistaat zuständig.

Es geht nur um etwa 15 Geschäfte in der ganzen Stadt

Es wäre nicht die erste Ausnahme landesweit. "Jedes Kuhdorf" dürfe seine Andenken feilbieten, schimpft Kioskbesitzer Malescha, der gerne der Gewerkschaft Verdi vor Gericht beeiden würde, dass sämtliche Mitarbeiter freiwillig am Sonntag anrücken. Ohnehin gehe es münchenweit nur um etwa 15 Geschäfte, und die seien inhabergeführt. Bedenken, mit der Extrawurst für Souvenirhändler werde die Sonntagsruhe insgesamt ausgehöhlt, hält Malescha für Unsinn. Eine gesetzliche Regelung für Souvenirs existiere ja ohnehin schon, sie müsse nur aufs Münchner Zentrum ausgedehnt werden (im Olympiapark und an der Allianz-Arena gilt sie bereits). Auch weiterhin werde kein großes Kaufhaus am Sonntag seine Pforten öffnen.

Die Industrie- und Handelskammer appelliert an den Stadtrat, eine "pragmatische Öffnungslösung" zu beschließen. In Salzburg oder Innsbruck dürften Läden mit Reisebedarf, Lebensmitteln oder Andenken sonntags für einige Stunden öffnen. Und auch im deutschen Vergleich sei München im Hintertreffen. Selbst in Nürnberg und Regensburg genössen die Händler größere Freiheiten. Die IHK fordert insgesamt eine großzügigere Ladenschlussregelung.

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