Zwei Jahre lang haben die Fans sehnsüchtig darauf gewartet, dass Konzerte und Festivals auf die Bühnen der Stadt zurückkehren. In diesem Sommer scheint endlich wieder alles möglich zu sein. Und doch findet das "Sound of Munich Now" digital statt. Im Interview erklärt Alessa Patzer von der Feierwerk Fachstelle Pop, welche Vorteile das Videoformat für die Musikschaffenden hat.
SZ: Nach zwei Jahren Pandemie sind endlich wieder Festivals möglich. Das "Sound of Munich Now" findet trotzdem digital statt. Warum?
Alessa Patzer: Zum einen waren wir uns zu unsicher, was die Pandemie-Lage im Herbst sagt. Zum anderen sind wir sehr begeistert von dem digitalen Konzept. Wir finden, dass es für die Künstler*innen nachhaltiger ist, weil sie noch lange auf ihre Videos zugreifen können. Zum Beispiel können sie die für ihre Bewerbung bei einem Festival oder Konzertveranstaltenden nutzen.
War das von Anfang an das Ziel?
Nicht unbedingt, aber natürlich hat man das automatisch im Hinterkopf, wenn man in diesem Business arbeitet, dass ein gut produziertes Video immer ein Pro-Argument für die Künstler*innen ist. Aber ursprünglich war die Motivation, dass wir unbedingt etwas für die Szene tun wollten, als 2020 alles zu war.
In beiden Jahren haben jeweils 30 000 Menschen die Videos angeklickt. Das sind 28 000 Menschen mehr als bei einem Sound-of-Munich-Now-Festival live im Feierwerk. War auch die Reichweite ausschlaggebend dafür, dass das Festival heuer wieder digital stattfindet?
Nicht unbedingt ausschlaggebend, aber wünschenswert. Wir wollen ja, dass unsere Künstler*innen möglichst viel Aufmerksamkeit bekommen. Nichtsdestotrotz hat die Live-Variante vor ausverkauftem Haus viel Charme und ist für viele immer noch das Nonplusultra. Im Idealfall finden wir in der Zukunft eine Möglichkeit, beides zu verbinden.
Wie haben die Fans auf das digitale "Sound of Munich Now" reagiert?
Das, was ich gehört habe, war sehr positiv, gerade auch wegen der Qualität der Videos. Weil es nicht nur ein Livestream ist, den man einmal angucken kann, sondern weil es Kurzvideos sind, die man sich häufiger anschauen kann. Für viele Künstler*innen ist diese Art von Videodreh eine ganz neue Erfahrung. Das macht es zu etwas Besonderem. Und ich glaube, das spüren auch die Fans.
In den Anfängen von "Sound of Munich Now" war das Ziel, Münchner Bands eine Plattform zu geben, weil sie in der Öffentlichkeit kaum stattfinden. Mittlerweile ist "Sound of Munich Now" zu einer Marke geworden, auch die Anzahl der Festivals mit München im Namen ist stark gestiegen. Wie hat sich dadurch das Konzept geändert?
Es ist noch im Prozess. Wir nehmen das natürlich wahr, und das ist eine tolle Entwicklung. Aber sicherlich werden wir schauen, ob wir in Zukunft noch mit anderen Inhalten spielen können, um das Festival kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Welche Inhalte könnten das theoretisch sein?
Man könnte zum Beispiel kleine Talks veranstalten mit Leuten aus der Szene. Man könnte mehr noch den Netzwerkgedanken hervorheben, dass die Leute, die dann kommen, sich innerhalb der Musikbranche vernetzen können. Trotzdem soll der Spaß weiterhin an erster Stelle stehen.
Ist die Vernetzung in der Münchner Musikszene schwierig?
Ich finde tatsächlich, dass sie in München sehr gut funktioniert. Es gibt auch Formate, über die man sich vernetzen kann, wenn einem selbst noch der Zugang fehlt, zum Beispiel das "Cheers" von der Feierwerk Fachstelle Pop.
Im Herbst wird es, sollte Corona es zulassen, auch ein Live-Festival geben. Wird das ein "Sound of Munich Now" sein, wie man es aus der Zeit vor Corona kennt ?
Dieses Jahr nicht. Wir können nicht nochmal mit 20 Künstler*innen arbeiten und wir wollen auch nicht, dass die digitale Variante in den Hintergrund gerät. Das Live-Festival soll ein Höhepunkt in der Mitte der Ausstrahlung werden mit vielleicht vier bis fünf neuen Künstler*innen. Zur selben Zeit wird auch eine Pop-Konferenz stattfinden, "Listen to Munich", und wir hoffen, dass sich die zwei Events gegenseitig befruchten.