Angefangen hat alles irgendwie bei Giorgio Moroder, der in den Siebzigerjahren den "Sound of Munich" nachhaltig geprägt hat. Ausgehend von diesem Synthie-Sound haben Pioniere wie DJ Hell die elektronische Musikszene Münchens weiterentwickelt und noch vielfältiger gemacht. Heute muss sich München im Vergleich mit anderen Städten nicht verstecken - spannender denn je klingen die unterschiedlichen DJs und Live-Acts. Der Abend "Sound of Munich now Electronica", veranstaltet vom Feierwerk und der SZ in Zusammenarbeit mit dem Club Harry Klein, präsentiert die vielzähligen Spielarten: zwischen House, Drum & Bass, Techno und Ambient-Klängen deckt das Festival die bunte Szene ab, die München derzeit repräsentiert. Abgerundet wird die Electro-Nacht durch VJs, die mit ihren Videoinstallationen die Münchner Clubs farbenfroh und schillernd erscheinen lassen - ausgewählt wurden alle Künstler von Peter Fleming, Booker vom Harry Klein.
DJS und LIVE-ACTS
01 Keyboarder bei Pollyester, Musiker bei Columbus und DJ in den unterschiedlichsten Clubs Münchens. BARTELLOW ist ein Multitalent mit großen künstlerischen Ambitionen. Zwischen analogen Effektgeräten und Loopmaschinen schafft er es, einen Sound zu erzeugen, der exemplarisch für die neuen, guten Klänge der Münchner Club-Szene ist. Disco-Anleihen, Jazz-Samples, aber auch clubtauglicher Techno verstrickt er zu einem Klangteppich.
02 Vier Uhr morgens, alle Gäste tanzen begeistert, der Bass setzt wieder ein und alle Arme werden instinktiv in die Luft gerissen. Zwischen gefühlvollem House und etwas härteren Klängen am Höhepunkt der Nacht, schafft es BENNA immer wieder, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Neben vereinzelten eigenen Produktionen hat er sich vor allem aufs Auflegen spezialisiert und gehört seit Beginn an zu den Resident-DJs des Harry Klein. Egal ob dort oder in den wichtigsten Electro-Clubs Europas - Benna schafft es die Nacht, von der ersten Platte bis zur letzten, unvergesslich zu machen.
03 Im ersten Moment kann man schwer erfassen, was die Musik von DOTS ausmacht. Zwischen Ambient-Klängen und sehr langsamen, technoid angehauchten Sounds üben sie ihre ganz eigene Klangforschung aus. Mit Gitarre, Percussion, Bass, Synthesizern und diversen Effektgeräten spielen sie ihre entschleunigten Songs, deren Struktur sich erst nach mehrmaligem Hören ganz offenbart.
04 Mit erst 23 Jahren ist EINER WENIGER bereits ein wichtiger Teil der elektronischen Clubszene. Mit Veröffentlichungen auf Antime oder bei Lewd&Loud und DJ-Gigs in sämtlichen Münchner Läden zwischen dem Pathos und dem Pimpernel schafft er es immer wieder, sein Publikum zu überzeugen. Egal ob mit seinen treibenden Live-Sets oder tanzbaren Auftritten als DJ: Einer Weniger weiß, wie er die Menge zum Tanzen animieren kann.
05 In München hat sich FUTURE PROOF schon vor einiger Zeit einen Namen gemacht - als Teil des "So Not Berlin"-Kollektivs war Future Proof neben anderen maßgeblich daran beteiligt, der Partyreihe ein Gesicht zu geben. So teilte er sich bereits mit Elektrokünstlern wie den Cyberpunkers, Crookers oder Moonbootica die Bühne und schafft es mit einem Mix aus tanzbarem House und härterem Electro, sein Publikum jedes Mal aufs Neue von sich zu begeistern.
06 LEO KÜCHLERs Tag scheint definitiv mehr als 24 Stunden zu haben. Als Resident-DJ von Aura.Karma.Alles und im Bob Beaman, Teil der Plattenfirma neoARTIG, sowie zusammen mit Kareem El Morr als DJ-Duo Pantha Rhei ist er ständig unterwegs mit seinen DJ-Sets. Durch diese vielen Standbeine wird schnell deutlich, dass sein musikalischer Kontext extrem groß ist. Seine Sets zeigen, dass er perfekt informiert über sämtliche Neuerscheinungen ist. Dennoch bleibt er im Herzen eher ein Nostalgiker: Funk, Disco und frühe House- und Technoplatten bilden das Fundament für seine atmosphärischen DJ-Sets.
07 Zwei Platten in derselben Geschwindigkeit: wie sie nebeneinander im Einklang laufen, sich ergänzen, das bewirkt bei LIZA ein großes Gefühl. Kurz nachdem sie dies zum ersten Mal erlebt hat, beschließt sie, das Auflegen professioneller anzugehen, vergrößert ihre Plattensammlung und wird schließlich zu einem der Resident-DJs im Harry Klein, der Roten Sonne und bei Aura.Karma.Alles. Seitdem bespielt Liza ganz Deutschland mit ihrer eigenen Mischung zwischen House und Techno. Es ist eine Mischung, die tanzbar bleibt, aber nie die gefühlvollen Momente auslässt.
08 Nachdem Papas Plattensammlung nicht mehr spannend war, mussten für Joolz, die unter dem DJ-Namen PLUS EINS unterwegs ist, neue Musikstile her. Im technoiden Nachtleben findet sie die Musik, die sie so lange gesucht hat. Doch irgendwann genügt ihr das Zusehen und Anhören nicht mehr: 2012 schließt sich Joolz unter dem Künstlernamen Plus Eins dem Capsolé-Künstlerkollektiv an und ist seitdem auf der anderen Seite des Mischpults anzutreffen. Auch das Harry Klein ist begeistert von ihren kreativen und vielseitigen Sets zwischen House und Techno, weswegen sie in die Reihe der hauseigenen DJs aufgenommen worden ist.
09 CREDO schafft es mit Hilfe diverser analoger Synthesizer und Effektgeräten, einen organischen Maschinensound zu erzeugen, der vielschichtiger kaum sein könnte. Zwischen sattem Techno und Electro-Pop entlockt er seinen kleinen Geräten die unterschiedlichsten Klänge. Industrielle Livesets, die voller kleiner Details und Soundspielereien stecken, sind das Ergebnis.
10 THE DRUM AND BASS ISSUE, das sind Cyklos, CasKo und Zebster, die gemeinsam Sets zwischen wuchtigem, aber auch gleichzeitig sehr technoidem Drum & Bass abliefern. Mit der gleichnamigen Partyreihe, die regelmäßig im Feierwerk stattfindet, ist zudem in den vergangenen Jahren eines der wichtigsten Szene-Events für Drum & Bass-Musik in ganz Bayern durch das DJ-Kollektiv entstanden. Größen wie Misanthrop oder The Panacea haben die Partys bereits bespielt, die Gäste kommen aus Österreich, der Schweiz, bis aus Tschechien, um bei einer der legendären Partys dabei sein zu können.
11 Anja und Lisa haben es sich unter dem Namen OPTOPUSSIE S zur Aufgabe gemacht, Licht, Kunst und Musik in Einklang zu bringen. Wenn die technoiden Klänge den Club durchdringen, strahlen sie ihre leuchtstarken Lichteffekte an die Clubwände. "Don't Close Your Eyes" lautet ihr Motto - und so wollen sie die Besucher dazu bringen, dass sie Musik und Visuals als gleichwertige Eindrücke im Club wahrnehmen.
12 SAW VISUALS ist als Mitbegründer des Regensburger Kreativduos "Blink and Remove" schon seit vielen Jahren in der bayerischen Visual-Szene fest verankert. Die Kunden des Künstlers könnten vielfältiger kaum sein: Compost Records, Vice, Converse oder der Club Harry Klein. Und alle sind sie überzeugt von den Videoprojektionen, die SAW VISUALS produziert. Zwischen Pop-Art und Formenkollision bildet er seine Sicht der Welt ab. Unter dem Namen Alexander Noir produziert er zudem experimentelle Kurzfilme.
13 Schon als Kind war Sven Steinmeyer von Grafik, Design und Computern fasziniert. Einige Jahre später wird aus dem Hobby sein Beruf: Er gründet das Studio SCHÖNEREWELT!, ein Zusammenschluss verschiedener freier Unternehmer, die Design, Logos und Videoinstallationen produzieren. Mit seinen Live-Visuals ist Steinmeyer Resident im Harry Klein. Er untermalte unter anderem Konzerte von Bands wie Wir sind Helden, primär aber elektronische Künstler wie Miss Kittin und Aphex Twin.
14 Juristin? Irgendwie war das doch nicht das Richtige für Manuela Leu. Nach der abgeschlossenen Ausbildung beginnt sie unter dem Künstlernamen HEILIGENBLUT Visuals zu kreieren und findet darin ihre Passion. Neben der Beschäftigung als Resident-VJ im Harry Klein ist sie unter anderem im 8Seasons, dem Neuraum oder für Firmen-Events und sogar auf einem Kreuzfahrtschiff tätig.
15 JANDOON UND PROXIMAL sind als Visual-Duo dem Künstlerkollektiv Capsolé entsprungen. Neben düsteren und abstrakten Bildern, die pulsierend zu stoischen Techno-Beats aufflackern, visualisieren sie auch urbane Zerstörung, zeigen Stadtstrukturen und verfremdete Aufnahmen der Gesellschaft. Durch ihre vielen Gemeinsamkeiten ergänzen sich Jandoon und Proximal perfekt, doch gerade durch ihre Unterschiede erschaffen sie Visuals, die kaum näher am Zeitgeist sein könnten. Ihre Arbeit präsentierten sie - neben verschiedenen Techno-Clubs - bereits auf dem Taubertal Festival und bei der Time Warp.
16 "Klangbasierte Videoerzeugung" nennt VITAL ELECTRONICA sein Projekt, das mit aufwendig programmierten Visualizern umgesetzt wird. Seit 2010 beschäftigt sich der frühere Lichttechniker mit der Kunstform Visuals: einerseits als VJ in Clubs wie dem Harry Klein, andererseits mit dauerhaften Videoinstallationen in verschiedenen Lokalitäten in ganz Bayern.
Das Festival "Sound of Munich now Electronica" findet heuer zum ersten Mal statt - und zwar am Freitag, 8. November, in der Kranhalle im Feierwerk, Hansastraße 39-41, statt. Einlass ist von 22 Uhr an, gefeiert und getanzt wird die ganze Nacht, als letzter DJ legt Benna von 6.15 bis 7.15 Uhr auf. Der Eintritt ist frei.