Die SOS-Kinderdörfer sind vermutlich Opfer eines Hackerangriffs auf eine Internet-Musikdatenbank geworden. Die Hilfsorganisation hatte im Oktober bundesweit 50.000 CDs mit deutschen und internationalen Weihnachtsliedern und einer Spendenbitte an potenzielle Förderer verschickt. Wer diese Musik-CD jedoch mit einem Computer mit Internetanschluss abspielte, bekam in der Mediathek statt der Weihnachtstitel die Titel von Liedern der Hitlerjugend angezeigt.
Bei der Hilfsorganisation hätten sich daraufhin einige Empfänger beschwert, weil sie irrtümlich dem Glauben aufgesessen waren, dass diese Nazimaterial verbreiten würde, sagte der Pressesprecher der Organisation, Rainer Damm. Die SOS-Kinderdörfer hätten inzwischen ein Entschuldigungsschreiben verschickt. "Wir haben leider noch keine genauen Kenntnisse darüber, wie dieser Vorfall zu erklären ist oder wer für diese infame Aktion verantwortlich ist", heißt es darin.
Zudem hat die Organisation bei der Staatsanwaltschaft München Anzeige gegen unbekannt gestellt - unter anderem wegen des Verdachts der Volksverhetzung, sagte Damm auf Anfrage von Süddeutsche.de und bestätigte damit einen Bericht des Radiosenders NDR Info. Die Behörde ermittle noch. Die CD sei jedoch völlig in Ordnung, so Damm. "Das ist natürlich ärgerlich: Mit uns hat das eigentlich nichts zu tun, aber uns ist ein Imageschaden entstanden."
Die SOS-Kinderdörfer vermuten, dass rechtsextreme Hacker hinter dem Angriff stecken könnten, die so ihre Ideologie verbreiten wollten. Diese könnten Computerexperten zufolge eine Datenbank manipuliert haben, auf die der Mediaplayer zugreift, um Informationen über die CD im Internet zu finden, erklärte Damm. Möglich ist dem NDR-Bericht zufolge aber auch eine Fehlerkennung der CD, da die Mediaplayer CDs über ein sehr einfaches System identifizieren.