Die Knochenteile, die in dieser Woche in einem Wald bei Kipfenberg (Landkreis Eichstätt) gefunden wurden, stammen von der seit 1995 vermissten und allem Anschein nach getöteten Münchnerin Sonja Engelbrecht. Das ergab ein DNA-Abgleich durch die Münchner Rechtsmedizin, wie Polizeisprecher Werner Kraus am Donnerstag bestätigte. Bei der Suchaktion war unter anderem ein Teil eines menschlichen Unterkiefers entdeckt worden, in dem sich noch Zähne befanden, was die Identifizierung erleichterte. Außerdem seien in der Nähe der Knochen weitere Gegenstände gesichert worden, die auf Sonja Engelbrecht hindeuteten, unter anderem Ringe. "Im Idealfall sind da auch Sachen dabei, die auf den Täter hinweisen", sagte Kraus. Die entsprechenden Untersuchungen leitet die Münchner Mordkommission. Die Funde könnten nun "neue Ermittlungsansätze bieten", so der Polizeisprecher.
Die damals in Laim bei ihren Eltern wohnende Fachoberschülerin Sonja Engelbrecht war vor fast genau 27 Jahren verschwunden, wenige Tage nach ihrem 19. Geburtstag, in der Nacht vom 10. auf den 11. April 1995. Schon bald gab es Anhaltspunkte, dass sie einem Tötungsdelikt zum Opfer gefallen sein könnte. Gewissheit über ihren Tod gibt es aber erst seit vergangenem Herbst. Durch einen DNA-Abgleich wurde ihr ein Oberschenkelknochen zugeordnet, den ein Forstarbeiter bereits im Sommer 2020 zufällig im dichten Wald nordwestlich von Kipfenberg entdeckt hatte. Vermutlich hatte ein Tier den Knochen dorthin verschleppt.

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Die erste Suchaktion im Umkreis dieses Fundorts war im November 2021 witterungsbedingt abgebrochen worden. In dieser Woche machten sich spezielle Einsatzkräfte aus ganz Oberbayern erneut an die Arbeit; etwa 200 Meter von der ersten Fundstelle entfernt stießen sie in einer kleinen Felsspalte auf weitere Knochenteile. Auch wenn noch kein komplettes Skelett aufgespürt werden konnte, gehen die Beamten davon aus, dass der ganze Körper von Sonja Engelbrecht in der Kluft lag. Durch die lange Liegezeit sei es durchaus möglich, dass Tiere immer wieder Knochen aufgespürt und entfernt hätten.
Die Stelle der jüngsten Knochenfunde liegt in einem eher unzugänglichen Waldstück, in das Spaziergänger normalerweise nicht kommen, wie Werner Kraus beschrieb. Die Steinbrocken, die dort an einem abschüssigen Gelände liegen, seien auch zu klein, um Kletterer anzuziehen. Ob der Körper von Sonja Engelbrecht von ortskundigen Personen dorthin gebracht oder die Örtlichkeit vorher ausgekundschaftet wurde, ist nun Teil der Ermittlungen.
Geklärt werden muss auch die Frage, ob die als zierlich beschriebene Sonja Engelbrecht von einer Person oder von mehreren Menschen zu dem Versteck transportiert worden ist. Das Waldstück liegt nicht weit weg von der Autobahn A9; es ist fast genau 100 Kilometer von Schwabing entfernt, wo die junge Frau zuletzt lebend gesehen wurde. Ihr letzter Begleiter, ein Schulfreund, hatte angegeben, sich gegen zwei Uhr in der Nacht am Stiglmaierplatz von ihr getrennt zu haben.

