Sonderisolationsstation im Klinikum Schwabing:Mit Unterdruck und Formalin gegen das Ebola-Virus

Sonderisolationsstation im Klinikum Schwabing: Sonderisolationsstation in Schwabing: Die Ärzte und das Pflegepersonal tragen spezielle Schutzanzüge

Sonderisolationsstation in Schwabing: Die Ärzte und das Pflegepersonal tragen spezielle Schutzanzüge

(Foto: Ekkehard Winkler)

In einer Sonderisolierstation behandelt das Klinikum Schwabing hochinfektiöse Patienten - auch für das Ebola-Virus ist das Krankenhaus gerüstet. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Von Karoline Meta Beisel

Mehr als 1000 Menschen sind in West-Afrika bereits an dem gefährlichen Ebola-Virus gestorben. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO ist der Ausbruch aber noch schlimmer, als diese Zahlen vermuten lassen. In Europa gab es bislang ein Todesopfer: ein spanischer Priester, der sich in Liberia angesteckt hatte und zur Behandlung in seine Heimat gebracht worden war, starb am Dienstag in Madrid. In Deutschland gibt es bisher noch keinen bestätigten Fall. Erkrankte könnten aber auch hier behandelt werden - zum Beispiel in Schwabing.

Was passiert, wenn ein Ebola-Patient am Münchner Flughafen landet?

Es gibt keine Passagier-Direktflüge aus den Ebola-Gebieten in Afrika. Ein Patient könnte aber - wie bei dem spanischen Priester - mit einer Sondermaschine nach München gebracht werden. Am Flughafen würde die Maschine auf einer Außenposition geparkt. Also in einem Bereich, in dem keine "normalen" Passagiermaschinen stehen. Die Einsatzleitung übernimmt die Gesundheitsbehörde im Landratsamt Erding.

Wie geht es weiter?

Das Landratsamt informiert das Klinikum Schwabing. Dort befindet sich eine von bundesweit neun Sonderisolierstationen, in denen Erkrankte besonders gut behandelt werden können. Ärzte des Klinikums nehmen den Patienten am Flughafen in Empfang und bringen ihn in einem Spezialrettungswagen der Münchner Berufsfeuerwehr ins Klinikum. Dabei werden sie von der Polizei begleitet.

Wie sieht es auf dieser Sonderisolierstation in Schwabing aus?

Im Normalfall ist die Station leer: Sie wird für die extrem seltenen Fälle von Ebola oder anderen besonders ansteckenden Krankheiten vorgehalten und nicht mit anderen Patienten belegt. Das speziell geschulte Personal arbeitet normalerweise in anderen Abteilungen des Krankenhauses. Im Ernstfall kann die Station aber innerhalb von vier Stunden "hochgefahren", also einsatzbereit gemacht werden.

SARS- und EHEC-Patienten in Schwabing schon behandelt

Wie schützen sich die Mitarbeiter im Krankenhaus vor Ansteckung?

Die Ärzte und das Pflegepersonal tragen spezielle Schutzanzüge mit eigener Sauerstoffversorgung und doppelte Handschuhe. Es dauert etwa 20 Minuten, sich so anzukleiden. Der Clou an den Anzügen ist, dass in ihrem Inneren Überdruck herrscht. Der ist wichtig: Wenn der Anzug irgendwo ein Leck oder Loch hat, dann bläst die Luft von innen nach außen und nicht umgekehrt. Bevor Ärzte und Pflegekräfte die Station wieder verlassen dürfen, werden sie 20 Minuten lang mit Formalin abgeduscht.

Wieviele Personen arbeiten auf der Station?

Pro Tag 25. Ein Arzt und zwei Pfleger sind immer bei dem Patienten - die müssen aber nach 3 Stunden ausgetauscht werden, weil es sehr anstrengend ist, im Schutzanzug zu arbeiten.

Wie ist die Station gesichert?

Es gibt mehrere Schleusen. Wenn eine Tür geöffnet wird, sind automatisch alle anderen verriegelt. Genau wie bei den Sicherheitsanzügen wird auch in den Räumen mit Luftdruck gearbeitet. Diesmal aber anders herum: Auf der Sonderisolierstation herrscht Unterdruck. Das bedeutet, dass Luft im Zweifel immer in die Station hineinströmt - aber keine aus der Station heraus. Verbrauchte Luft aus den Räumen im Inneren läuft durch mehrere Filter, bevor sie wieder an die Umgebung abgegegeben wird, um Erreger aus der Luft aufzufangen. Wenn ein Einsatz der Isolierstation beendet ist, wird alle Technik auf der Station zerstört und entsorgt - so kann kein Keim nach außen dringen.

Wurde auf der Sonderisolierstation schon einmal ein Patient behandelt?

Ja, mehrmals: Zum Beispiel 2008, als eine Patientin nach einem Aufenthalt in Kenia an einem fiebrigen hämorrhagischen Infekt, also einer Fiebererkrankung mit Blutungen, litt. 2013 wurde die Leiche eines Mannes aus Abu Dhabi, der an dem hochansteckenden Corona-Virus verstorben war, in Schwabing auf ihren Transport in die Heimat vorbereitet. Auch SARS- und EHEC-Patienten wurden in Schwabing behandelt.

Wie bereiten sich die Kräfte auf einen Einsatz vor?

Die Gesundheitsbehörde im Landratsamt Erding stimmt sich laufend mit Ministerien, Behörden, dem Klinikum in Schwabing und dem Flughafen ab. Außerdem wird der Ernstfall regelmäßig geprobt. Zuletzt im vergangenen November bei einer Großübung, an der unter anderem das Landratsamt, der Flughafen und das Klinikum beteiligt waren.

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