Sommertrends der Münchner Damen:In der Gunst der Grazien

Was ziehen die Münchnerinnen wohl in diesem Sommer an? Ein Versuch das Geheimnis der Ladies an der Isar zu lüften.

Susanne Hermanski

München ist nicht Hamburg, nicht Düsseldorf und schon gar nicht Berlin. Was die Mode anbelangt - quasi das formgewordene Selbstbewusstsein ihrer Trägerin - gilt das besonders. Die Münchnerin ist also weder stocksteif vor Understatement, noch bis zur Lächerlichkeit gepflegt, geschweige denn so schlampig wie hip.

Sommertrends der Münchner Damen: Modenschau an der Isar

Modenschau an der Isar

(Foto: Foto: Stephan Rumpf)

Doch was ist sie dann?

In keiner anderen deutschen Stadt tragen die Frauen so cool tagsüber Highheeles, nirgends sonst fahren sie im engen Rock so lässig Fahrrad. Ihre leicht gebräunten Beine darf dabei jeder sehen, ihre gute Laune auch. Die Münchnerin ist eben keine Berlinerin. Doch die modische Münchnerin ist auch keine "Fashionista". Trends nimmt sie mit im Vorübergehen - wenn sie zu ihr passen. Umso interessanter zu spekulieren, welche das sein könnten in diesem Sommer ...

Der Modegrad der Münchnerin ist der höchste in Deutschland und auch im internationalen Vergleich ganz vorn", sagt Alexandra Cukierman. Das will was heißen. Sie ist die "Chefeinkäuferin internationale Mode" des KaDeWe und aller übrigen der Premiumhäuser von Karstadt, damit auch von Oberpollinger.

Sie reist den größten Teil des Jahres zwischen den Schauen in New York, Paris, London, Mailand und diversen Messen hin und her. "Die Münchnerin wird sich auf keinen Fall die neuen ,Flare-Hosen' entgehen lassen", glaubt sie. Bekannt sind die auch als "Marlene-Hosen": Die Beine sind weit geschnitten, die Taille reicht hoch und liegt eng an.

Kylie Minogue und Claudia Schiffer schätzen dieses Gegenkonstrukt zur Röhrenhose, die sonst derzeit das Frauenbein kleidet, gleichermaßen. Und das kommt nicht von ungefähr. Sie stehen großen Frauen wie kleinen, selbst leicht gerundeten Hüften schmeichelt die Flare. Denn sie lenkt den Blick - oft noch von auffallenden Knöpfen unterstützt, auf die schlanke Mitte. "Außerdem", sagt Cukierman, "garantiere ich eins. Die Flares laufen auch stark im Winter weiter".

Welche Mode das Bild der schönen Münchnerin auf der Straße tatsächlich prägen wird, lässt sich besser am Angebot der großen Kaufhäuser ablesen, als aus den meisten Modemagazinen. Denn, was die Münchnerin anzieht, ist durchaus nicht identisch mit dem, was sie sich ansieht.

In jedem Fall mit oben auf der Liste - der Fünfzigerjahre-Stil: In dem haben Kostüme und Kleider hohe Taillen, in der Regel betont durch breite Gürtel. Die Röcke enden zwei Handbreit unterm Knie.

In der Gunst der Grazien

Noch tiefer, nämlich bis zum Bodon, reicht das Lieblingsstück, das sich Christina Scheidle ausgeguckt hat. Sie ist bei Konen für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und eine jener jungen Münchnerinnen, die Mode leben. Und so sprudelt es nur so aus ihr: "Ein Hippiekleid, das runterreicht bis zur Fessel, mit Empiretaille, vielleicht mit Paisleymuster, seidig und in dieser orientalischen Farbgebung, die einen gleich verzaubert. So ein Wahnsinnskleid, das auf der Poolparty genauso geht wie zu einer Hochzeit. So ein Wandlungswunder: mit Flipflops ganz lässig, mit Absätzen - Wow!"

Auch wenn man nach der Beschreibung damit locker über den Sommer käme, fallen ihr noch ein halbes Dutzend andere Trends ein, speziell für München: "Metallic besonders bei den Accessoires wie Taschen und Schuhen. Und vor allem die Farbe Gelb. Die hat absolut mit München zu tun, denn sie stimmt auf die Sonne ein. Die ja ganz sicher kommt".

Judith Fischer, die Leiterin der "Jungen Mode" bei Galeria Kaufhof am Marienplatz, ergänzt die Palette um "Grün und Violett. Überhaupt sind alle Knallfarben extrem wichtig. Besonders gelungen finde ich die Trenchcoats in leuchtendem Rot". Außerdem sind nach wie vor Kleider "hochmodisch, ob Neckholder oder Hemdblusenkleider, ob elegant oder sportlich".

Hans-Jürgen Gladasch, Geschäftsführer von Karstadt München Bahnhofsplatz, formuliert das so: "Die moderne Münchnerin - will wieder angezogen sein - deshalb kommt sie am Kleid in dieser Saison nicht vorbei."

Und es ist wohl die typisch rational-männliche Sicht auf die Materie, wenn er ergänzt: "Der Focus liegt auf den funktionalen Details, wie zum Beispiel interessanten Taschenlösungen. Bei Kleidern ist außerdem die Farbe Grau voll im Trend." Aber klar: "ergänzt durch leuchtende Accessoires in Farben aus dem Buntstift-Kasten".

Susanne Benter ist Einkaufsleiterin der Abteilung Modern Woman bei Ludwig Beck. Sie empfiehlt als Dernier Cri Strümpfe in Knallrot oder Gelb. "Das ist wirklich Fashion. Damit kann man ältere Modelle genauso aufpeppen wie mit bunten Chiffonschals."

Wer genug "Personality" für großflächige Blumenprints mitbringt, sollte aber unbedingt ein entsprechendes Kleid probieren. Susanne Benter hat für sich noch was anderes im Auge: "Eine Lederjacke im Couture-Schnitt". Schließlich hat Leder ein Schattendasein geführt in den vergangenen Saisons. Und so ein bisschen Schatten ist in der Münchner Sommersonne ja unverzichtbar. München ist ja nicht Berlin.

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