Die „Sommerbühne am Showpalast“ – da fragt sich der Münchner Kulturfreund zurecht: Was ist das denn schon wieder Neues? Und wo ist das? Und „Show“ und „Sommer“, klingt das nicht nach Musical-Hitparade mit Cocktail-Stand? Antworten kann die Frau geben, die das neue Kulturformat eingefädelt hat: Andrea Blahetek-Hauzenberger. Und sie ist eine der erfahrensten Münchner Veranstalterin.
Ihre Agentur Global Concerts hat der Stadt etliche Schwergewichte beschert, in diesem Jahr etwa zweimal AC/DC im Olympiastadion (9. und 12. Juni), Andreas Gabalier ebendort (22. Juni) oder Iron Maiden-Sänger Bruce Dickinson solo im Circus Krone (25. Juni). Und in so einem Monat startet sie mal eben ein zweitägiges Groß-Event an einem neuen Ort, mit einem Rockfestival und der Hauptattraktion Gotthard am ersten Tag und den österreichischen Lieder- und Gaudimacher-Stars „Pizzera und Jaus“ am zweiten.
„Wir haben lange nach so einem Areal gesucht“, sagt sie, „in München gibt es leider nur begrenzte Flächen für Open-Airs. Und mit der Kapazität für 5000 Gäste gar nichts.“ Am Königsplatz, der bis zu 20000 Gästen fasst, gibt es heuer nur zwei Star-Gastspiele, die das ausreizen sollen (Peter Maffay am 28. Juni, Roland Kaiser am 29. Juni). Auf ihrer Suche nach der Mittelgröße landete die Global-Chefin schließlich in Fröttmaning, kurz vor der Allianz-Arena. Tatsächlich kennt man den Showpalast: Hier hatte von 2008 bis 2013 das Deutsche Theater sein Interims-Zelt während der Sanierung des Stammhauses aufgeschlagen. Von 2015 an baute der Pferdeshow-Veranstalter Apassionata hier einen Erlebnispark mit besagtem schicken Showpalast auf. Es gab einen Namenswechsel zu Cavalluna, Gesellschafterknatsch, Bangen um Gelder vom chinesischen Investor – und Stillstand. Der Erlebnispark ist zwar geschlossen, aber seit zwei Jahren gibt es gelegentlich wieder Shows mit und ohne Pferde, etwa die „Kids-Show Sommercamp total verrückt“ (27. August bis 8. September) und das „Winterwünscheland“ (21. Dezember bis 5. Januar). Außerdem will man verstärkt an Externe vermieten.
Da sagte Andrea Blahetek-Hauzenberger nicht nein. „Die Infrastruktur ist ein Traum“, frohlockt sie. Die Verkehrsanbindung über zwei Autobahnen (A 9 und A 99), die schier endlosen Parkmöglichkeiten an der Allianz-Arena, die U-Bahn U6 direkt vor der Tür, man könne die vorhandenen Toiletten und das Backstage nutzen und vor allem der ehemalige Reitplatz als Open-Air-Fläche, der Platz für die angepeilten 5000 Besucher bietet. „Das kann man mal versuchen“, meinte die Veranstalterin schon 2023. Die Corona-Ausläufer und das Zögern des Konzertpublikums ließen sie den ersten Versuch zwar wieder absagen, aber 2024 nun soll es so weit sein.

Zunächst gibt es ein Rock-Festival in Kooperation mit Radio Rock-Antenne, und die Zugnummer von 2023 ist für Global Concerts gesetzt: Gotthard, die Schweizer Rock-Paradepferde. Mit jedem Studioalbum seit der Gründung 1990 kamen die Tessiner in der Heimat auf Platz Eins, in Deutschland mit der aktuellen Platte „#13“ immerhin auf Sieben. Sie wissen aus 2000 Konzerten, wie man Show macht, haben etliche treue Fans auch in Deutschland. Zur Verstärkung kommen Eclipse aus Schweden und The New Roses mit ihrer „Working Class Musik“. Die Wiesbadener haben schon für die Scorpions und Foreigner als Vorband gespielt, Kiss luden sie persönlich zur Kiss-Kreuzfahrt von Florida auf die Bahamas ein. Rundherum gibt man ganz schön Gas: Biker dürfen umsonst parken, es gibt Foodtrucks, man kann sich tätowieren und piercen lassen. Was das Rocker-Herz begehrt.
Die neue Sommerbühne soll aber mehr sein und auch Freunde anderer Genres ansprechen. Da kommen Pizzera und Jaus mit ihrem aktuellen Programm „Comedian Rhapsody“ gerade recht. Sie haben schon die Tollwood-Arena ausverkauft und beim Donauinselfest in Wien vor 100000 Austropop-Fans gespielt. Oft als Nachfahren der Ersten Allgemeinen Verunsicherung gehandelt, sind die Amadeus-Award-Gewinner Paul Pizzera und Otto Jaus doch eine ganz eigene Nummer: humorvolle Musikkabarettisten, kritisch gegenüber den Populisten ihres Landes, und doch stimmungsvoll und berührend.
Wenn’s läuft, kann da noch mehr kommen, hofft die Global-Chefin. Nächstes Jahr vielleicht noch ein Tag mehr, am liebsten ein Festival von Donnerstag bis Sonntag „und jeden Tag etwas anderes“. Nun müsse man sehen, ob die Künstler das Angebot annehmen und auch das Publikum – und wie es mit dem Gelände und dem Pachtvertrag weitergeht. Aber wenn es läuft, sagt die Veranstalterin, sehe die Stadt auf jeden Fall, dass Bedarf an genau solchen Freiflächen besteht.
Sommerbühne am Showpalast, Rock-Open-Air, Sa., 15. Juni, Einlass 16.30 Uhr, Eclipse 17.45 Uhr, The New Roses 19.15 Uhr, Gotthard 21 Uhr; Pizzera und Jaus, So., 16. Juni, 20 Uhr; München, Hans-Jensen-Weg 3, www.globalconcerts.de