München:Acht Sommertipps für Daheimgebliebene

Lesezeit: 5 min

In der Loretta Bar an der Müllerstraße mixt Barinhaber Kristijan Krolo einen Cocktail mit Lavendel. (Foto: Stephan Rumpf)

Die passende Lektüre, ein neuer Sport oder exotisches Essen: Mit diesen Empfehlungen lässt sich der Urlaub zu Hause genießen.

Von Franziska Gerlach

Cocktail mit Lavendel

München hat ja nun doch schon einiges an Cocktailkreationen gesehen, ständig denkt sich einer eine neue Mixtur aus. In der Loretta Bar an der Müllerstraße, deren Team mit mehr als 250 Kräuterlikören arbeitet, kann man die möglichen Variationen an Drinks schon gar nicht mehr zählen, und es bekommt auch nicht jeder gleich einen Namen. Zu einiger Bekanntheit hat es in diesem Sommer aber der "Gin-Lavendel-Highball" gebracht: Dazu wird Gin mit Lavendelsirup und einem Schuss Zitronensaft gemischt und das Ganze anschließend mit Sodawasser angegossen, erklärt Barinhaber Kristijan Krolo, wie es sich für einen Highball eben so gehört. Anders als der Gedanke an Lavendelseife und das Lila der mediterranen Pflanze vermuten lässt, wird der Gin-Lavendel-Highball aber nicht bevorzugt von Frauen geordert. Er sei sogar von einem Barmann - Andy - erfunden worden. Krolo: "Das ist ein frischer Drink, denn jeder trinkt. Fruchtig und nicht zu süß."

Im Stehen paddeln

(Foto: Stephan Rumpf)

Bei Etienne Stander, Inhaber des Fachgeschäftes "Munich Stand Up Paddling" an der Kössener Straße, herrscht bei diesen sommerlichen Temperaturen Hochbetrieb. Das Stehpaddeln ist zwar nicht ganz neu. An den Münchner Seen zumindest hat man sich mittlerweile an den Anblick von Menschen gewöhnt, die auf einem Brett balancieren und sich dabei wie beim Kanufahren mit einem Paddel vom Fleck bewegen. Doch es interessierten sich einfach immer mehr Münchner für das Stehpaddeln, sagt Stander, der das Sportgerät vor einigen Jahren auf einer Messe in Düsseldorf entdeckte.

Wer es erfunden hat, sei umstritten. Auf Hawaii, der Heimat des Surfens, paddelten die Leute schon lange im Stehen, wenn der Seegang zum Wellenreiten zu gering sei. Das hält fit: Rücken, Bauch und Beine werden so trainiert. Auch sei das Stehpaddeln einfacher als Wellenreiten ohne Paddel. "Das können alle machen, Kinder genauso wie Siebzigjährige."

Ein Lied mit vielen Versionen

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Sicher: Gerd Thorsch, der Inhaber der Schallplattenzentrale an der Fraunhoferstraße, hätte auch einen Titel vorschlagen können, den dann allenfalls ein Grüppchen musikalisch sehr bewanderter Münchner kennt. Doch ein gutes Lied für die wärmsten Tage des Jahres muss für ihn eben auch eines sein, das viele Leute anspricht - wie zum Beispiel "Summertime" von George Gershwin aus den Dreißigerjahren. Das geht ins Ohr, und ist obendrein ein Song, der in den vergangenen Jahrzehnten zig Mal gecovert wurde. Da finde sicher jeder seine Version: Chet Baker, Ella Fitzgerald und später auch Norah Jones haben das Stück interpretiert, Gerd Thorsch hatte sogar schon eine Punk-Version davon in den Händen. Seine Lieblingsvariation ist aber die von Dave "Baby" Cortez, einem US-amerikanischen Organisten, der in den Fünfzigerjahren auch Platten aufgenommen hat. "Simpel, ohne Gesang und auf das Notwendigste beschränkt."

Streetfood aus Saigon

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Als das Restaurant Chi Tu im November seine erste Filiale eröffnet hatte, kamen die Münchner noch wegen der Suppen oder der Reisnudelschalen. Doch jetzt, im Sommer, gingen auch die Banh Mis sehr gut, die vietnamesischen Sandwiches, erzählt Cindy Tran, deren Mutter die beiden vietnamesischen Streetfood-Läden an der Pestalozzistraße und am Isartor betreibt. "Die sind sehr handlich. Manche setzen sich damit an den Gärtnerplatz oder an die Isar", sagt Tran. Die belegten Baguettes sind ein Relikt der französischen Kolonialherren in Vietnam. Schon Trans Großmutter verkaufte sie in Saigon mit Hühnchen an Schulkinder; in München kommt Tofu, Hühnchen-, Rind- oder Schweinefleisch mit Koriander, Chilis und würziger Soße drauf. Allerdings habe das vietnamesische Baguette eine weniger harte Kruste, auch innen sei es weicher. Gibt es so hier nicht. Also lässt die Familie das Brot nach eigenem Rezept backen.

Bretonische Geheimnisse

(Foto: Stephan Rumpf)

Der mystische Wald von Broncéliande, in dem die Sage von König Artus ihren Ursprung haben soll. Dazu die Art und Weise, wie der Autor Jean-Luc Bannalec die bretonische Landschaft beschreibt. "Phänomenal", sagt Josef Niedermeier. "Da zieht es einen richtig hin."

Für wen es heuer nur für Ferien an der Isar reicht, dem empfiehlt der Leiter der Stadtbibliothek Hadern den siebten Teil der Krimireihe um den kaffeesüchtigen Kommissar Georges Dupin als Hörbuch (Spielzeit: zehn Stunden, 54 Minuten!). "Bretonische Geheimnisse" kann man sich als CD ausleihen oder über "die Onleihe" der Stadtbibliothek aufs Handy herunterladen. Diesmal stellt der Mord an einem Artus-Forscher den Kommissar vor neue Aufgaben. Der Fall nehme "überraschende Wendungen", sagt Niedermeier. Zudem möge er die sonore Stimme von Gerd Wameling. Dem Schauspieler gelinge das, was einen guten Sprecher ausmache: "Eine Geschichte zu erzählen."

Flexible Sandale

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Sonnenbaden im Englischen Garten, Freundinnen treffen beim Lieblingsitaliener und später am Abend noch auf einen Cocktail? So ein Sommertag in München kann durchaus ereignisreich sein. Und, so bequem die gerade ach so beliebten Birkenstocks tagsüber auch sein mögen, das erste Date mit dem süßen Typen aus der IT-Abteilung fühlt sich auf sexy High Heels irgendwie doch besser an. Für manche Münchnerin hat sich an solchen Tagen das zweite Paar Schuhe in der Handtasche bewährt. Wem das zu sperrig ist, dem bietet das Münchner Label "Mime et moi" eine Alternative: Schuhe nämlich, an denen sich die Absätze nach Belieben an- und abnehmen lassen, "mit einem Klick-Mechanismus", wie Gründungsmitglied Tim Haas erklärt. Sechs verschiedene Absatztypen, sieben oder zehn Zentimeter hoch, lassen sich so an einer flachen Sandale anbringen. Die Technologie dieser speziellen Sohle wurde von einem Mann entwickelt. Die Idee aber, die kam von einer Frau.

Blinder Passagier an Bord

(Foto: Stephan Rumpf)

"Ans Meer" von René Freund ist für Friederike Wagner ein ideales Sommerbuch. Das hat weniger mit dem Titel zu tun, denn für die Inhaberin des Buchpalastes in Haidhausen muss sich ansprechende Lektüre für die Ferien nicht unbedingt am Meer zutragen. Aber man müsse das Buch mit Begeisterung lesen, sich gerne auf die Handlung einlassen. Und genau so ein Buch sei eben der neue Roman des Wiener Autors René Freund: Darin geht es um Anton, einen gutmütigen Busfahrer, der nicht nur jeden Tag Kinder zur Schule, sondern auch Clara zur Therapie fährt, die Mutter einer Schülerin. Clara hat Krebs, ihr bleibt nicht mehr viel Zeit. Also bittet sie Anton, sie noch einmal an den Sehnsuchtsort ihrer Kindheit zu fahren, eine Bucht in Italien. Außerdem mit an Bord: ein blinder Passagier. "Das Buch hat Situationskomik, es ist warmherzig und hat Tiefgang", sagt Wagner. Und, so viel darf verraten werden, es ist eine Geschichte mit einem traurig-schönen Ende.

Schräg-schöne Geschichte für Kinder

(Foto: Stephan Rumpf)

Es passiere gar nicht so unglaublich viel in "Unterwegs mit Söckchen", sagt Sabine Abel, die Inhaberin von "Buch in der Au". Das neue Buch der Französin Claire Lebourg, das Abel für Kinder von fünf Jahren an empfiehlt, sei weder eine gruselige noch eine übermäßig abenteuerliche Geschichte, sondern gerade durch seine Unaufgeregtheit besonders.

"Das ist einfach eine schöne, leicht schräge Sommergeschichte." Söckchen, ein Fantasiewesen in Gestalt eines geringelten Sockens, verbringt seine Tage damit, Kaffee zu trinken, im Lieblingssessel zu sitzen und am Strand Muscheln zu suchen - bis ihm dort die Flut plötzlich "eine Art See-Elefant" mit Sprachfehler anspült. Der bringt den geordneten Alltag gehörig durcheinander, und es dauert einige Seiten, bis die zwei sich anfreunden. "Am Ende haben die Freunde einen Mordsspaß", sagt Abel. Und nicht nur die: Das Buch sei übersichtlich gegliedert und lasse sich gut Kapitel für Kapitel vorlesen.

© SZ vom 11.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Ausflüge
:13 Tipps für Sightseeing in München mit Freunden

Street Art bestaunen, ins Museum gehen und danach ausgiebig shoppen: das richtige Programm für jedes Wetter. Mit Tipps für Kaffeepausen und den Abend.

Von Christina Rebhahn-Roither

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: