Solln:Sinn für Gemeinschaft

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Bei der Einweihung des neuen Zentrums der Pfarrei St. Johann Baptist zeigt sich, wie wichtig die katholischen Einrichtungen für Solln sind

Von Jürgen Wolfram, Solln

"Ich bin positiv überrascht, heute ist ein doppelter Feiertag." Der Begeisterung des Pfarrjugendleiters Tobias Bostelmann schlossen sich am Sonntag nach einer Besichtigung des neuen Pfarrzentrums der katholischen Gemeinde St. Johann Baptist viele Sollner uneingeschränkt an. Es hängt zwar noch nicht jede Tür in den Angeln, und auch manches Regal wird erst in den nächsten Tagen und Wochen aufgestellt; einen Eindruck von dem Flachbau mit seinem lichtdurchfluteten Foyer und den zahlreichen Jugendräumen aber durften die Besucher schon mal mitnehmen.

Der Einweihung des umgestalteten Pfarrheims und des damit nun baulich verbundenen neuen Jugendheims ging ein musikalisch geprägter Festgottesdienst in der überfüllten Pfarrkirche voraus. Rupert Graf zu Stolberg, Bischofsvikar der Region München, rief die mehr als 15 Jahre dauernde Entstehungsgeschichte des Jugendheims in Erinnerung. Es war im Jahr 1999, als Experten feststellten, dass sich eine Sanierung der Ur-Einrichtung aus dem 1950er-Jahren nicht mehr lohne und nur noch ein Neubau infrage komme. Von da an habe die gesamte Pfarrei sehr viel Energie und Geduld aufgebracht, sagte Graf zu Stolberg. Ganz zu schweigen vom finanziellen Kraftakt der Sollner Katholiken: Mit fantasievollen Spendenaktionen trommelte ein Förderkreis der Kirchenstiftung den stolzen Betrag von 740 000 Euro und damit einen erheblichen Beitrag zu den Baukosten von knapp vier Millionen Euro zusammen. Christian Spitschka, Leiter des Förderkreises, erinnerte an den unermüdlichen Einsatz seiner Mitstreiter.

Veranstaltungsräume, öffentliche Bücherei, Jugendheim - solche Einrichtungen tragen in Solln nicht das Wappen der Stadt München, sie sind vielmehr Treffpunkte der katholischen Kirche. Ein entsprechender Geist soll in diesen Stätten der Begegnung herrschen. "Hier wird niemand ausgegrenzt, Schwächere werden mitgenommen, die Solidarität zwischen den Generationen ist zu stärken", hieß es im Festgottesdienst zur Einweihung des Pfarrzentrums. Bischofsvikar Graf zu Stolberg versprach den Sollnern, dass hier auch in Zukunft "nicht nur Bibelgespräche, sondern auch lustige Partys" stattfänden, "das Leben gefeiert" werde. "Bei uns soll Freude entstehen, die auch in schwierigeren Phasen ihres Daseins die Menschen trägt." Gleichwohl bildeten die Pfarrkirche und das neue Jugendheim von St. Johann Baptist eine Einheit. Beides seien Räume für menschliches Miteinander im Zeichen des Glaubens.

Bei weitem nicht nur die katholischen Christen des südlichsten Münchner Stadtviertels, sondern auch Hunderte andere Bürger zeigten am Sonntag ihre Neugier auf und ihre Dankbarkeit für das neue Pfarrzentrum an der Grünbauerstraße.

Eine Fotoausstellung informiert über die langwierigen Bauarbeiten. Mal wurde in deren Verlauf eine unvermutete Kiesgrube entdeckt, mal eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Zu bewältigen waren weitere Schwierigkeiten: Bibliothek, Mutter-Kind-Gruppen und die Mittagsbetreuung der Herterichschule mussten vorübergehend ausgelagert werden.

Umso besser versteht man die allgemeine Gelöstheit, die am Sonntag herrschte. Nicht zuletzt bei einem Stehempfang an Bistrotischen im Freien brach sich die Erleichterung über die Fast-Fertigstellung von Pfarr- und Jugendheim Bahn. Sonniger Laune war unter anderen Architekt Bernd Callsen (Dorn Architekten Ingenieure GmbH) , der viele Gratulantenhände zu schütteln hatte. Wieder und wieder bescheinigten Festgäste ihm ein gelungenes Werk. Es zeichnet sich nicht allein durch das üppige Raumangebot, den hellen Eingangsbereich und einen gepflegten Außenbereich aus. Die Kunst des Planers bestand ebenso darin, einen modernen Gebäudekomplex zu entwerfen, der die Dominanz der Pfarrkirche nicht mindert und auch das schmucke Pfarrhaus nebenan noch zur Geltung kommen lässt. "Nun ja", kommentierte Callsen bescheiden, "wir hatten ja reichlich Zeit, über alles nachzudenken."

Bei der Einweihungsfeier am Sonntag zeigten sich die Musiker und Chöre der Pfarrei unter der Leitung von Harald Matschiner in bestechender Form, und der Festausschuss um Christl Spitschka und Agnes Schittler demonstrierte, wie man eine schwer kalkulierbare Zahl von Besuchern kulinarisch verwöhnt. Pfarrjugendleiter Bostelmann wiederum wurde nicht müde, auf den Clou des neuen Jugenheims hinzuweisen - einen Bolzraum, in dem sich die Jugend wie in einer Sporthalle richtig austoben darf.

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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