Solln:Schmalspur-Lösung

Entlang der Wolfratshauser Straße wird es keinen getrennten Rad- und Fußweg geben. Auch im Bezirksausschuss halten viele den technischen Aufwand und die damit verbundenen Mehrkosten für zu hoch

Von Jürgen Wolfram, Solln

Als Verkehrsspezialist Reinhold Wirthl (CSU) im Bezirksausschuss den "Dauerbrenner" Ausbau Wolfratshauser Straße mit Radwegplanung aufruft, kann er noch nicht ahnen, dass die Lokalpolitiker das Thema wenig später ad acta legen werden. Zwar beschwören mehrere Redner erneut die Notwendigkeit, auf dem Abschnitt zwischen der Siemensallee und der Josephinenstraße getrennte Wege für Fußgänger und Radler anzulegen. Auch wird die Forderung erneuert, diese von engagierten Bürgern angemahnte Lösung trotz aller Widerstände des Baureferats hartnäckig durchzufechten. Doch in der finalen Abstimmung scheitert der Vorstoß bei Stimmengleichheit. Reihenweise beugen sich die BA-Mitglieder überraschend den technischen und zeitlichen Einwänden sowie den Kostenbedenken der Stadtverwaltung. Der Antrag aus Solln ist damit vom Tisch. Willi Armbruster (SPD) nennt es einen "Anachronismus", einerseits die Aufwertung des Fahrradverkehrs zu propagieren, ein besonders wichtiges Teilstück im Radwegenetz dann aber an einer Million Euro Mehrkosten scheitern zu lassen. "Normgerecht" wären zwei getrennte Wege von jeweils zwei Metern Breite, nicht aber ein drei Meter breiter Asphaltstreifen für alle.

Radwege Süd, südliche Stadtgrenze

Gefährlicher Begegnungsverkehr: Vergnügen bereitet das Radeln an der Wolfratshauser Straße direkt rechts gegenüber der Einfahrt zum Krankenhaus Martha Maria nicht.

(Foto: Florian Peljak)

Nach all dem Hin und Her, das der Ausschuss wegen des Radwegs beim Krankenhaus Martha Maria bisher aufgeführt hat, gab es auch in den Reihen der Grünen lange Gesichter. Für Inga Meincke etwa ist eine Chance vertan, die schwierigen Verkehrsverhältnisse im Münchner Süden wenigstens punktuell sinnvoll auszutarieren. Gefragt gewesen wäre eine "zukunftsfähige Radverkehrsinfrastruktur". Wohin ein Verzicht darauf führe, könne man am Rad- und Fußweg auf der ehemaligen Isartalbahntrasse zwischen Solln und Thalkirchen ablesen. Das Miteinander und Durcheinander von Radlern und Fußgängern stelle sich dort "ständig schwierig" dar, sagte Meincke. SPD-Fraktionssprecherin Dorle Baumann erinnerte an die kontinuierliche Entstehung von Neubaugebieten in der Umgebung. Diese würden zu einer erheblichen Zunahme des Radverkehrs an der Wolfratshauser Straße führen, sagte sie voraus. Eine Trennung von Fahrrad- und Gehwegen sei daher ein Gebot der Stunde, selbst wenn es dadurch zu Kostensteigerungen komme.

Fahrradverkehr in München, 2017

Auf der Siemensallee werden Fahrradfahrer gern mal von Rechtsabbiegern übersehen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Auf der anderen Seite war auch Verständnis für die Argumente des Baureferats erkennbar. Thorsten Appelt (FDP) etwa meinte, eine Million Euro Mehrkosten seien kein Pappenstiel, und ein Zeitverlust wegen technischer Komplikationen beim Ausbau der Wolfratshauser Straße sei ebenso wenig wünschenswert. Der BA-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU) vertrat sogar die Auffassung, eine kombinierte Lösung beim Wegebau für Radler und Fußgänger funktioniere möglicherweise besser als getrennte Spuren.

Das Baureferat führt als wichtigen Grund für sein Nein zur doppelten Wegführung Probleme mit der Straßenentwässerung an. In der Gegend sei noch kein Mischwasserkanal vorhanden, weshalb die Entwässerung über eine Schachtversickerung beziehungsweise über das Bankett ins angrenzende Gelände erfolge. In dem neuen Teilstück scheide eine Schachtversickerung auch nach Einschätzung des Referats für Gesundheit und Umwelt sowie des Wasserwirtschaftsamtes jedoch wegen des hohen Verkehrsaufkommens und der damit verbundenen Grundwasserbelastung aus. Stattdessen sei entweder eine Versickerung des Oberflächenwassers in Mulden oder eine Einleitung in den städtischen Mischwasserkanal vorzusehen. Wegen der begrenzten Kapazität dieser Leitung könnte diese jedoch nur eine Teilmenge aufnehmen. Deshalb müsste das anfallende Niederschlagswasser in einem Regenrückhaltebecken gesammelt, zwischengespeichert und erst dann gedrosselt dem Mischwasserkanal zugeleitet werden. Als Alternative käme ein Stauraumkanal in Betracht. Doch wenn an der Wolfratshauser Straße beidseitig Geh- und Radwege angelegt würden, müsste dieser kostenträchtige Dimensionen aufweisen. Mit etwa einer Million Euro Mehrkosten gegenüber der bisherigen Planung wäre zu rechnen, zudem wäre ein Stauraumkanal wartungsintensiv.

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