Solln:Rettung der Sahneschnitte

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Zaun-Gast: Mit Gittern wird derzeit der Pavillon vor Übergriffen geschützt. (Foto: Robert Haas)

Der "Café Kustermann"-Pavillonbau soll unter Denkmalschutz gestellt werden

Von Jürgen Wolfram, Solln

Manchmal liegen die Dinge ganz anders, als es den Anschein hat. Seit ein Bauzaun das geschlossene "Café Kustermann" komplett umgibt, glauben viele Sollner, der Abbruch des Pavillonbaus aus den Fünfzigerjahren stehe unmittelbar bevor. Tatsächlich aber ist das architektonische Schmuckstück so gut wie gerettet, es soll sogar unter Denkmalschutz gestellt werden. Nach langwierigen Verhandlungen zwischen Grundeigentümer, Lokalbaukommission und dem Landesamt für Denkmalpflege zeichnet sich für das gesamte Gelände an der Ecke Wolfratshauser-/Frans-Hals-Straße eine Lösung ab.

Danach bleibt der markante Rundbau zu zwei Dritteln erhalten, unmittelbar dahinter entstehen zwei neue Wohn- und Geschäftshäuser. Der Bauzaun soll die Immobilie lediglich vor Vandalismus schützen.

Die jüngste Entwicklung ist nicht zuletzt von einer Interessengemeinschaft mit Erleichterung aufgenommen worden, die sich seit Monaten für den Erhalt der Sahneschnitte im Sollner Siedlungsbrei an der Wolfratshauser Straße einsetzt. Deren Sprecher Karl Pauli zeigte sich zuversichtlich, dass die Planung "bis auf ein paar kleine Änderungen" unter Dach und Fach ist. Gerettet sei wahrscheinlich nicht nur das in München einmalige Bauwerk mit dem kommunikativen Vorplatz, sondern auch dessen Nutzung als Café. Auch sollen einige oberirdische Parkplätze ausgewiesen werden, zudem ist der Bau einer Tiefgarage vorgesehen. Für deren Zufahrt wird möglicherweise die Einbahnregelung in der Frans-Hals-Straße aufgehoben.

Ob auch Konditormeister Thomas Ritz als Pächter an die Wolfratshauser Straße 234 zurückkehrt, ist allerdings fraglich - die bisherigen Kauf- und Miet-Offerten waren in seinen Augen zu teuer. Dennoch will Thomas Ritz, der das Café im April vertragsbedingt räumen und 28 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen musste, nochmals Verhandlungen mit dem Investor aufnehmen. Derzeit leitet er den Kustermann-Stammbetrieb an der Lindwurmstraße in Sendling.

Für die Interessengemeinschaft um Pauli, den Bezirksausschuss, den Seniorenbeirat des Stadtbezirks und viele Sollner Bürger mit ausgeprägtem Bewusstsein für den Stadtteil ist der absehbare Fortbestand des "Café Kustermann", unter welchem Namen in Zukunft auch immer, eine gute Nachricht. Die Historikerin und Buchautorin Dorle Gribl sprach bei einer Zusammenkunft voller Überschwang gar von einem "schönen Weihnachtsgeschenk" an die Sollner.

© SZ vom 15.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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