Hertzkammer:Alles auf Angriff

Die digital-analoge Impro-Techno-Truppe "Slatec" spielt als Ableger der "Jazzrausch Bigband" ein extralanges Live-Set im Harry Klein.

Von Martin Pfnür, München

Es ist nicht eben wenig, was da seit einigen Wochen auf den Dancefloors nachgeholt wird. Anderthalb Jahre Tanzbodenpause, da hat sich nicht nur beim entwöhnten Techno-Publikum so einiges an überschüssiger Energie angestaut. Bestes Beispiel: Posaunist Roman Sladek und seine Impro-Techno-Band Slatec, die nun ihr Indoor-Comeback im Harry Klein feiert. Vier Stunden lang wird das Münchner Septett, das als Ableger der zwanzigköpfigen Jazzrausch Bigband von Sladek ins Leben gerufen wurde, der stilgebenden Silbe "tec" im Bandnamen dort alle Ehre machen. Denn wo sich die Jazzrausch Bigband primär mit unerschrockenen Genrefusionen hervortut und sich dabei nicht scheut, mit Alben wie "Beethoven's Breakdown" auch alte Meister im jazzigen Gewand auf den Dancefloor zu schubsen, liegt der Fokus von Slatec neben der nachtschwarzen Sound-Ästhetik der Hip-Hop-Spielart Trap vor allem auf den forscheren Verzweigungen des Techno.

Eine ungemein konzentrierte Energie ist das, die sie da über zwei Drumsets, Percussion, Bass, Posaune und die mitunter instrumental eingesetzte Stimme von Sängerin Patricia Römer zu bündeln verstehen. Nachspüren kann man ihr auf der neuen EP "One Take Sessions #1", auf der Slatec Tracks versammeln, die ihren klanglichen Angriffsmodus bestens veranschaulichen. Man hört stringent nach vorn massierte und von Sladeks Posaune fanfarenhaft angetriebene Techno-Improvisationen ("ddb"), stößt mit der sprechsingenden Römer in Neuland vor, das man vielleicht Trap-Jazz nennen könnte ("Go! Go! Go!"), und landet schließlich in einer schwer aufgekratzten Nummer namens "Kreischende Stille!", die in ihrem punkigen Gebratze Erinnerungen an die Hochzeiten des Electroclash weckt. Auf der EP ist der ganze Spaß übrigens nach elf Minuten schon wieder vorbei. Im Harry Klein dürfte es hingegen schweißtreibend werden. Vier Stunden lang. Mindestens.

Slatec, Sonntag, 31. Oktober, 22 Uhr, Harry Klein, Sonnenstraße 8

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