Skunk Anansie in München:Mittelmäßige Balladen

"I am born again": Skunk Anansie meldet sich in der Tonhalle zurück. Sängerin Skin hat eine Ausstrahlung wie eh und je.

Jürgen Moises

"I am born again", ich bin wiedergeboren, heißt es im Song "God Only Loves You" von Skunk Anansies neuem Album "Wonderlustre". Zwar dreht sich der Text eigentlich um Heilsversprecher und falsche Propheten. Aber wenn sich eine Band gut zehn Jahre nach der Auflösung mit einem neuen Album und einer neuen Tour zurückmeldet, darf man in dem Satz sicher auch ein kleines Eigenstatement lesen.

Skunk Anansie in Concert in Porto

Skunk Anansie in Concert in Porto epa02569429 Lead singer Skin of British rock band 'Skunk Anansie' performs during a concert of the group in Porto, Portugal, on 07 February 2011 evening. EPA/ESTELA SILVA © 2011 +++(c) dpa - Bildfunk+++

(Foto: dpa)

Die Wiedergeburt auf der Bühne der fast ausverkauften Tonhalle erfolgt aber zunächst mal nur als riesenhafte Schatten, passend zum Bandnamen, der sich vom westafrikanischen Fabelwesen "Anansi" ableitet. Dann fällt der Vorhang, und mit "Yes It's Fucking Political" vom zweiten Album "Stoosh" ist man sogleich mittendrin im altvertrauten Skunk-Anansie-Universum: harte Riffs, politische Texte und eine offenbar kein bisschen gealterte Sängerin, die im Latexanzug und mit angehängtem Federkleid wie ein schwarzer Schwan über die Bühne tobt.

Das Charisma der schwarzen Sängerin Skin war und ist, das zeigt sich schnell, auch heute noch der größte Pluspunkt der in den neunziger Jahren sehr angesagten Band; dazu kommt ihre enorme Bühnenenergie. Was auch mal dazu führt, dass sie ins Publikum springt und sich von ihren Fans auf Händen durch die Halle tragen lässt. Ein anderes Mal stellt sich Skin mit dem Rücken zum Publikum, um ihre drei Mitmusiker vorzustellen, ohne den Zusatz zu vergessen, dass man ihr währenddessen ruhig auf den Hintern schauen darf.

So viel Körpereinsatz tröstet auch darüber weg, dass ein paar Lieder zumindest mit zehn Jahren Abstand eher nach mittelmäßigen Balladen klingen. Was vielleicht auch daran liegt, dass Skunk Anansie ihren wohl immer noch besten Song, "Charlie Big Potatoe", gleich an zweiter Stelle bringen und damit die Messlatte selbst recht hoch legen. Aber dafür folgen mit "Hedonism" oder im Zugabenteil mit "Weak" später noch andere frühere Hits und das - wer weiß - ungläubige Staunen des Publikums, dass es Skunk Anansie tatsächlich wieder gibt, weicht zunehmend der Begeisterung über diese doch sehr überzeugende Wiedergeburt der Band.

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