Süddeutsche Zeitung

Skifahren:Kaum Münchner auf den Münchner Hausbergen

Auch am letzten Wochenende der Faschingsferien bleibt es ruhig auf den oberbayerischen Skipisten. Nach schwierigen Wochen hoffen die Liftbetreiber nun mit "einem blauen Auge" davonzukommen.

Von Thomas Schmidt und Christian Sebald

Na so was: Es ist Mitte Februar, endlich sind die Skibedingungen auch in den oberbayerischen Wintersportgebieten einigermaßen passabel, doch am Sudelfeld, das mit dem Spitzinggebiet und dem Brauneck zu den Münchner Hausbergen zählt, sind kaum Münchner anzutreffen. Zumindest an diesem Samstag nicht, dem vorletzten Tag der Faschingsferien.

Klar, das Wetter war erst wenig einladend. Vormittags schneite es, die Wolken hingen tief. Aber mittags klarte es auf, der Himmel wurde blau, die Sonne kam heraus. Und trotzdem blieb es den ganzen Tag ruhig, sehr ruhig. Dabei muss das Geschäft dringend anziehen, damit den oberbayerischen Liftbetreibern keine wirtschaftliche Katastrophe droht.

Im Dezember präsentierten sich vor allem als braune Hänge

Im Dezember konnte man Pulverschnee vielleicht auf Ansichtskarten finden, die Pisten in der Region aber präsentierten sich vor allem als braune Hänge. Für Liftbetreiber waren es schwierige Wochen, milde Temperaturen und der Schneemangel verhagelten das Geschäft. Dabei sind gerade die Weihnachtsferien besonders wichtig, manche Skigebiete erwirtschaften in dieser Zeit bis zur Hälfte ihres Saisonumsatzes. Es war klar: Wenn die Pisten zu den Faschingsferien und im Februar nicht schneeweiß sein würden, droht den Liftbetreibern eine miserable Saison.

Doch jetzt atmet Peter Lorenz tief durch. "Der Fasching war gut", sagt der Liftchef vom Brauneck erleichtert, "Gott sei dank." Schon der Januar sei "gar nicht schlecht" gelaufen, von der Mitte des Monats an habe "Vollbetrieb" geherrscht. Wenn das so weitergehe, sagt er, dann "kommen wir mit einem blauen Auge davon".

Darauf hofft auch Egid Stadler, Geschäftsführer der 16 Bergbahnen und Lifte am Sudelfeld. "Momentan läuft es top", so Stadler. "Wir sind täglich komplett voll, zwischen 5000 und 6000 Gäste." Achtzig Zentimeter Schnee auf dem Berg, "so, wie wir es brauchen". Das schlechte Weihnachtsgeschäft werde man zwar nicht mehr ganz wettmachen können, fürchtet Stadler, "mit Glück" werde er am Ende der Saison aber zumindest "die schwarze Null erreichen".

"Können uns nicht mehr auf den Winter verlassen"

Das Sudelfeld ist besonders abhängig vom Schnee, weil es hier keinen Sommerbetrieb gibt. Mittelfristig, sagt Stadler, "können wir uns auf den Winter nicht mehr verlassen". In fünf bis zehn Jahren, so sein Plan, wolle er auch Angebote für den Sommer schaffen. "Wir müssen uns absichern", sagt Stadler. Milde Winter wie diesen wird es in Zukunft noch häufiger geben, so lautet auch die Schlussfolgerung aus dem Klimareport der Staatsregierung: In den vergangenen 80 Jahren ist die durchschnittliche Temperatur in der kalten Jahreszeit um 1,2 Grad gestiegen, bis 2050 könnten es zwei Grad sein.

Wer bei solchen Perspektiven seine Lifte auch im Sommer laufen lassen kann, der verteilt das finanzielle Risiko. Schon heute machen die bayerischen Betreiber knapp die Hälfte des Geschäfts im Sommer, sagt Hannes Rechenauer, Pressesprecher des Verbandes Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte. Er zählt auf: Blombergbahn, Herzogstandbahn, Wendelsteinbahn, Kampenwandseilbahn - sie alle bringen auch dann Menschen in die Höhe, wenn die Temperaturen hoch sind. Wanderer, Mountainbiker, Gleitschirmflieger, Sommerrodler: "Der Sommerbetrieb ist lukrativer", sagt Hanspeter Mair, Geschäftsbereichsleiter beim Deutschen Alpenverein, "da braucht man weniger Personal und die Pisten müssen nicht präpariert werden."

Ein gutes Ostergeschäft würde die magere Saison retten

Derzeit muss das noch getan werden. Eigentlich liegt gerade genug Schnee auf dem Brauneck, doch Liftchef Lorenz hat trotzdem Freitagnacht die Kanonen angeworfen. "In der Hoffnung, dass es so bis Ostern reicht." Ein paar Flocken in der Stadt könnten auch nicht schaden. "Wenn der Winter in München nicht spürbar ist", sagt Rechenauer, "dann bleiben viele Tagesgäste aus, weil ihnen das Thema Ski einfach nicht in den Sinn kommt."

Die bayerischen Osterferien sind in diesem Jahr vergleichsweise früh, Ende März und nicht erst im April. Jetzt hoffen Lorenz und Stadler und Rechenauer, dass ein gutes Ostergeschäft die noch immer recht magere Saison endgültig rettet. "Erst dann", sagt Peter Lorenz vom Brauneck, "wird abgerechnet."

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SZ vom 15.02.2016/kbl
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